Simone Young in Lausanne

Blumen und Märchen

Simone Young dirigiert
Simone Young war beim DSO Berlin für das Abschlusskonzert des Ultraschall Festivals 2019 eingeladen. © Deutschlandfunk / Simon Detel
Moderation: Volker Michael |
Die Dirigentin Simone Young war beim Orchestre de Chambre de Lausanne zu Gast, um ein vielfältiges Programm zu leiten. Es gab Stücke über Blumen und Märchen. In einem Vokalwerk von Witold Lutosławski treffen beide aufeinander.
Das Orchestre de Chambre de Lausanne hat für seine aktuelle Konzertsaison die australische Dirigentin Simone Young gleich mehrfach eingeladen. Die ehemalige Generalmusikdirektorin der Hamburgischen Staatsoper ist nämlich Erste Gastdirigentin bei dem Schweizer Kammerorchester und kann dort auch große Projekte realisieren - wenn sie überhaupt das Bedürfnis danach verspürt: Denn eigentlich ist sie als regelmäßige Gastdirigentin in den großen Opernhäusern in Berlin, Wien, Hamburg und andernorts gut ausgelastet.

Gegner der Oper komponieren

Eher filigran und ganz unopernhaft ist dieser Abend angelegt, den Simone Young am letzten Oktobertag in Lausanne geleitet hat. Gleich zwei ausgewiesene Gegner der Großen Oper tauchen im Programm auf, Maurice Ravel und Witold Lutosławski. Beide konnten sich nicht vorstellen, dass sie Werke schreiben, in denen Menschen auf einer Bühne stehen und Banalitäten oder tiefe Gefühle in kantabler Weise ausdrücken. Auch der große Symphoniker Gustav Mahler hat keine Oper komponiert, obgleich er als Dirigent und Operndirektor (und direkter Vorgänger von Simone Young in Hamburg) ungemein viel Kraft aufgewendet hat, um die Opern anderer Komponisten, vor allem die Richard Wagners, in adäquater Form auf die Bühne zu bringen.

Duftige Musik nach dem Weltkrieg

Märchen und blumige Geschichten erzählen die Werke des Abends; "Mutter Gans" sind die Kinderklavierstücke überschrieben, die Maurice Ravel selbst orchestriert hat. Quasi antizyklisch hat Gabriel Fauré komponiert, als er 1919, als ganz Europa noch die Folgen des Weltkrieges zu bewältigen hatte, eine ganz harmlos wohlkingende, ja duftige Suite komponierte, die Themen der Comedia dell'arte und einen Tanz aus Bergamo aufgreift.
Der italienische Komponist Giacomo Puccini zündet sich eine Zigarette an
Der italienische Komponist Giacomo Puccini (1858-1924) Italian opera composer lighting a cigarette, 1907.© picture alliance/dpa - Courtesy Everett Collection
Reine Trauermusik ist das Streicherstück "Crisantemi" des ansonsten nur als Opernkomponist bekannten Giacomo Puccini. Chrysanthemen sind die typischen Beerdigungsblumen und das gleichnamige Werk ist ein klingender Nachruf auf den Grafen von Aosta, der auch kurze Zeit König von Spanien gewesen war. Fünf Kindergedichte von Robert Desnos hat der polnische Avantgardist Witold Lutosławski zu Orchesterliedern ausgearbeitet. Im Titel des Werks "Chantefleurs et Chantefables" kommen Blumen und Fabeln ganz im Sinne der Konzertdramaturgie zusammen.

Florale Orchestermusik

Die kroatische Sopranistin Evelin Novak, seit vielen Jahren vor allem in deutschsprachigen Opernhäusern gern gesehene Solistin, wird die lyrischen Märchenblumen Lutosławskis zum Klingen bringen. Der Abend endet mit diesen gesungenen Kindheitserinnerungen nach dem bezaubernden Werk "Blumine" von Gustav Mahler, einem floralen Orchesterstück, das ursprünglich Teil der 1. Sinfonie des Meisters gewesen war.
Salle Métropole, Lausanne
Aufzeichnung vom 31. Oktober 2019
Maurice Ravel
"Ma mère l'oye" für Orchester
Gabriel Fauré
"Masques et bergamasques", Suite für Orchester op. 112
Giacomo Puccini
"Crisantemi" für Streicher
Gustav Mahler
"Blumine"
Witold Lutosławski
"Chantefleurs et Chantefables" für Sopran und Orchester

Evelin Novak, Sopran
Orchestre de Chambre de Lausanne
Leitung: Simone Young

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