Sinfoniekonzert direkt aus Riga

Heimkehr eines Avantgardisten

Der Pianist Andrejs Osokins und der Dirigent Andris Vecumnieks bei einem Gastspiel des Orchesters der Lettischen Musikakademie im Berliner Konzerthaus im Sommer 2016
Der Pianist Andrejs Osokins und der Dirigent Andris Vecumnieks bei einem Gastspiel des Orchesters der Lettischen Musikakademie im Berliner Konzerthaus im Sommer 2016 © Roman Drits/Website Andrejs Osokins
Moderation: Volker Michael |
Das Neue und Unbekannte dominiert in diesem Konzert des Lettischen Nationalorchesters. Die Erstaufführung einer Sinfonie des Modernisten Romualds Grīnblats trifft auf Ravel und Tschaikowsky. Außerdem gibt es eine Klaviersinfonie von Juris Karlsons.
Das Lettische Nationale Sinfonieorchester bestreitet diesen Konzertabend in der Großen Gilde in Riga mit einem sehr interessanten und selbstbewussten Programm. Zwei Werke lettischer Gegenwartsmusik prägen dieses Konzert, ein neues Klavierkonzert von Juris Karlsons und die sechste Sinfonie von Romualds Grīnblats.

Gegen den Strom der Opportunität

Der Avantgardist stammte aus einer lettisch-jüdisch-russischen Familie und lebte von 1930 bis 1995. Er arbeitete und wohnte von 1950 bis 1971 in Riga, bevor er dann nach Leningrad zurückging. Grīnblats hat sich einen Namen gemacht als unkonventioneller Modernist, der sowohl die Techniken der Zweiten Wiener Schule wie auch viele anderen Zeitströmungen in sein Werk aufnahm, die politisch nicht gerade opportun schienen in der Sowjetunion. Seine Sinfonie von 1990, die er persönlich für sein bestes Werk hielt, ist jetzt das erste Mal in Riga zu hören.
Der Pianist Andrejs Osokins bei einem Gastspiel des Lettischen Nationalorchesters im Berliner Konzerthaus im Frühjahr 2018
Der Pianist Andrejs Osokins bei einem Gastspiel des Lettischen Nationalorchesters im Berliner Konzerthaus im Frühjahr 2018© Roman Drits/Website Andrejs Osokins
Der lettische Pianist Andrejs Osokins stammt aus einer musikalischen Dynastie und hat seine Studien nach den Anfängen in seiner Heimatstadt Riga in London weitergeführt. Bei vielen wichtigen Klavierwettbewerben hat er Preise errungen. An diesem Abend spielt er die Uraufführung der Klaviersinfonie Nr. 2 von Juris Karlsons. Dieser lettische Komponist spielt eine große Rolle im lettischen musikalischen wie akademischen Leben. Er schreibt - typisch baltisch - Chormusik, aber auch Musiktheater, Ballette und sinfonische Werke und hat sich eher in Richtung eines spätromantisch-tonalen Stils orientiert.

Abgesang auf den Wiener Walzer

Aus dem traditionellen internationalen Orchesterrepertoire stammen die beiden anderen Werke des Abends - Peter Tschaikowskys Sinfonische Dichtung nach Dante "Francesca da Rimini" und, zum Abschluss des vielfältigen Konzertabends, Maurice Ravels "La Valse". Ein Abgesang auf das Zeitalter des höfisch-großbürgerlichen Tanzes, komponiert nach dem Ende des 1. Weltkrieges. Das Ende der europäischen Dynastien brachte einerseits eben jene Ballkultur zum Erliegen, andererseits erhielten viele Staaten, auch die des Baltikums, in genau jener Zeit ihre lang ersehnte Unabhängigkeit.
Große Gilde Riga
Aufzeichnung vom Nachmittag
Romualds Grīnblats
Sinfonie Nr. 6 ("Die Intervalle")
Peter Tschaikowsky
"Francesca da Rimini", Symphonische Dichtung op. 32
Juris Karlsons
Sinfonie Nr. 2 für Orchester und Klavier (Uraufführung)
Maurice Ravel
La Valse

Andrejs Osokins, Klavier
Lettisches Nationales Symphonieorchester
Leitung: Andris Vecumnieks

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