Sinfonien bearbeitet von Franz Liszt für Klavier

Beethovens Lebensfreude

89:22 Minuten
Nahaufnahme eines goldenen, lächelnden Beethoven-Gesichtes, das während der Installation im Mai 2019 in Bonn entstand, bei der 700 lächelnde Figuren den zentralen Platz in Bonn füllten.
Ein lächelnder Beethoven - so sieht ihn der Künstler Ottmar Hörl. © picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd
Moderation: Stefan Lang, Gast: Hinrich Alpers |
Die beiden Beethoven-Sinfonien Nr. 4 und 8 werden einerseits eher weniger gespielt, andererseits sagt man ihnen eine große Unbeschwertheit und Helligkeit nach. Die hat Komponist Franz Liszt nicht virtuos übertüncht, sondern schlank aufs Klavier übertragen.
Hinrich Alpers hat sich im Beethoven-Jubliäumsjahr vorgenommen, alle Sinfonien des Komponisten auf dem Klavier neu zu produzieren - in einer besonderen Fassung: in der für Klavier zu zwei Händen von Franz Liszt. In dieser Sendung hören wir zuerst die 4. Sinfonie, die Robert Schumann einst als "schlanke Maid" charakterisierte. Sie entstand zwischen den gewichtigen Sinfonien Nummer drei, der Eroica, und der 5. Schicksalhaften.

Beethoven als echter Klassiker

Hinrich Alpers kann der Beschreibung Schumanns folgen. Auch sieht er im Klavierpart immer wieder das Vorbild Haydn durchschimmern. Alpers hat sich viele Jahre mit der Klaviermusik Haydns auseinandergesetzt und eingespielt. Doch die Klavierbearbeitungen seien viele Jahrzehnte nach Beethovens Uraufführungen später entstanden, zu einer Zeit, als die Klaviersprache schon viel vollmundiger, romantischer und kräftiger geworden war.
Das lag auch an den neuen Tasteninstrumenten, auf denen Liszt konzertierte und komponierte, die mehr Lautstärke zuließen und einen viel volleren Klang als Beethovens Instrumente erzeugten.
Liszt widerstehe aber, so der Pianist weiter, dieser Romantik-Welle und bliebe im Klavierpart schlank. "Er hatte sehr viel mehr Möglichkeiten, hier noch etwas hinein zu buttern. Aber Liszt wollte alle Feinheiten und Details offenlegen, und hat sich da selbst zurückgenommen." Liszt wollte Beethoven wohl einen Dienst erweisen, und "nichts verschlimmbessern".
Ein Mann in Konzertkleidung lächelt in die Kamera.
Hinrich Alpers bewundert Liszt Umgang mit dem Vorbild Beethoven.© Hinrich Alpers / Felix Broede
Ähnlich gestaltet sich das bei der achten Sinfonie, die eine unglaubliche Lebensfreude ausstrahlt, die auch in dieser Klavierfassung verblüffend strahlt.

Der besondere Flügel

Hinrich Alpers hat diese Sinfonien im Konzertsaal des Beethovenhauses eingespielt. "Da steht ein Flügel, den ich sehr gern habe, ein Flügel aus den späten 80-er Jahren, ein Steinway-Konzertflügel, mit sehr reichen Klangfarben, den man zum Weinen bringen kann, der auch mal hysterisch werden kann. Es war ein Traum für mich: Beethoven im Beethoven-Haus. Zwei Meter unter dem Saal liegt der Tresor, in dem die Handschriften gelagert werden - ein tolles Gefühl!"
Ein halbrundes Auditorium mit steilen Publikumsreihen um einen halbrunden Bühnenraum, in dem ein Flügel steht.
Der Kammermusiksaal Hermann J. Abs im Beethoven-Haus in Bonn.© Beethoven-Haus Bonn / Presse
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60
Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93
In den Bearbeitungen für Klavier von Franz Liszt

Hinrich Alpers, Klavier

Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2019
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