Janez Matičič
Suite für Streicher
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Horn und Orchester Nr. 2 Es-Dur KV 417
Reinhold Glière
Sinfonie Nr. 1 Es-Dur op. 8
Sinfonieorchester des Slowenischen Nationaltheaters
Wolfgang Amadeus Mozart war für seine derben Späße bekannt und foppte auch Freunde, wie den älteren Hornisten Joseph Leitgeb, dem er brillante Hornkonzerte komponierte. © imago / Leemage
Mozart in Slowenien
Mozarts zweites Hornkonzert mit Solisten Boštjan Lipovšekist ist Klassiker und Zentrum im Programm des Sinfonieorchesters des Slowenischen Nationaltheaters, gerahmt von einem Werk des Slowenen Janez Matičič und Musik des Spätromantikers Reinhold Glière.
Das Nationaltheater Sloweniens steht nicht etwa in der Hauptstadt Ljubljana, sondern in Maribor. Das Orchester des Hauses spielt regelmäßig Sinfoniekonzerte. In diesem stehen sich das Bekannte und das Besondere gegenüber: die erste Sinfonie von Reinhold Glière, absolut selten zu hören, und die neuere Suite für Streichorchester des slowenischen Komponisten Janez Matičič stehen dem bekannten, zweiten Hornkonzert von Mozart gegenüber. Der slowenischen Hornist Boštjan Lipovšek ist Solist. Der kroatische Dirigent Ivan Hut war Gast des Orchesters.
Zwischen Slowenien und Frankreich
Mit Musik aus dem Herzen Europas, aus Slowenien beginnt das Konzert, mit der Suite für Streichorchester, die Janez Matičič vor siebzig Jahren komponiert hat. Er zählt in Slowenien zu den wichtigsten Musikschöpfern des 20. Jahrhunderts gezählt. Er studierte und unterrichtete in Ljubljana, 2022 starb er hochbetagt im Alter von 96 Jahren. Ab 1959 studierte er auch bei der legendären Nadja Boulanger in Paris und lebte und wirkte fortan sowohl in Paris als auch in Ljubljana.
Die Suite stammt aus seiner früheren Phase. Sie ist voll und ganz an klassischen Traditionen orientiert, verrät Janez Matičičs Fantasie und profundes Handwerk. Er hat den vier Sätzen barocke Namen gegeben: Präludium, Tanz, Sarabande und Finale. Doch die barocken Vorbilder verschwinden in dem Werk der 1950er Jahre, denn der Komponist setzt eine romantisch anmutende Palette von Klangnuancen ein.
Ein Spätromantiker durch und durch
Völlig zu Unrecht ist die erste Sinfonie Reinhold Glières unbekannt geblieben, denn sie hat alles, was ein solches Werk braucht: Spannung, ergreifende Themen und viele Klangfarben. Glière gab dem Werk eine klare traditionelle Form: vier Sätze mit einem gewichtigen Kopfsatz, der klar abgegrenzte Themen besitzt und geheimnisvoll beginnt und dabei eine Art östliche Seelenlandschaft beschwört.
Glière suchte Anklänge an die russischen Sinfoniker Borodin und Tschaikowski. Ein wenig schimmert Reinhold Glières Liebe zu zwei Blasinstrumenten durch, der Klarinette und dem Horn. Die Klarinette spielt in der russischen Sinfonik insgesamt eine tragende Rolle. Und das Horn liebte der Komponist wahrscheinlich schon deshalb, weil die Männer seiner Familie Blechblasinstrumentenbauer waren. Seit Generationen waren sie im Musikbaulandstrich Vogtland beheimatet. Sein Vater hatte das Handwerk in Sachsen, später in Warschau und in Kiew gelernt und gepflegt.
Das Horn als Familieninstrument
Boštjan Lipovšek ist Solohornist im Sinfonieorchester des Slowenischen Rundfunks und Professor in Ljubljana, zudem international als Solist tätig. Er stammt aus einer Hornistenfamilie, sowohl sein Vater als auch sein Bruder spielen dieses Instrument.
Derber Spaß mit gutem Freund
Von Mozarts vier überlieferten Konzerten spielt Lipovšek das Zweite, das mit einer Anekdote verbunden ist. Der väterliche Freund und Kollege der Mozart-Familie Joseph Leitgeb musste betteln, dass Mozart für ihn und sein Instrument ein Werk komponierte. Mozart forderte ihn in einem derben Spaß auf, geduldig hinter dem Ofen zu kauern und zu warten. Schließlich notierte er auf dem Notenpapier: „Leitgeb Esel, Ochs und Narr erbarmt zu Wien, den 27. May 1783.“
Das Konzert steckt voller virtuoser Spielfreude und setzt auf Leitgebs lyrisches Spielvermögen, auf das nun Boštjan Lipovšek setzt.
Aufzeichnung vom 16.02.2023 im Großen Saal des Slowenischen Nationaltheaters, Maribor
Boštjan Lipovšek, Horn
Sinfonieorchester des Slowenischen Nationaltheaters
Leitung: Ivan Hut