Singen erhält die Freundschaft
Wer in Wernigerode das Landesgymnasium für Musik absolviert hatte, der konnte sehen, wo er Anschluss findet. Seit 2003 gibt es den Chor für Ehemalige, den Wernigeroder Kammerchor. Hier treffen sich ausgebildete Sängerinnen und Sänger und machen weiter, wo sie mit dem Abitur aufgehört haben.
Andrea Löser: "Also ich selber komm immer aus Frankfurt am Main, Christopher kommt aus Mannheim mittlerweile, wir haben Sänger, die kommen aus der Nähe von München, Nürnberg, Christian kommt aus Hamburg, ja wir sind gut verstreut."
350 Kilometer ist Andrea Löser zur Probe gefahren. Dieses mal nach Wernigerode - dorthin, wo alles begann. Hier saß sie noch vor ein paar Jahren auf der Schulbank, hatte Gehörbildung, Tonsatz und Musikgeschichte. Hat für das Musikabitur gepaukt und drei Mal die Woche im Chor gesungen. Genau wie die anderen hier. Die gleichen Lehrer, die gleichen Lieder. Jahrelang. Das verbindet. Auch wenn nun jeder seinen eigenen Weg geht.
Andrea Löser: "Es gibt Leute, die Gesang machen, die direkt Gesang studiert haben, und es gibt Leute, die Musikpädagogik machen, aber es gibt auch ganz andere Berufe, die gar nichts mit Musik zu tun haben, das ist auch der Bereich Medien, oder Physiotherapie oder Maschinenbau oder Bundeswehr. Aber uns verbindet immer noch dieselbe Leidenschaft und das ist das, was uns immer wieder zusammenbringt."
Aber anders als in der Schulzeit, organisieren sie ihren Chor jetzt selbst - als Verein. Jetzt können sie ihre Lieder selbst wählen, auch den Dirigenten haben sie sich ausgesucht. Ein Jahr lang haben sie mehrere Kandidaten getestet und sich für Rainer Ahrens entschieden.
Rainer Ahrens: "Sacramentum ... da bremsen wir uns total aus. Gleich nochmal, nur `ne Spur zarter, wunderbarer Altaufgang, so wollen wir das haben."
Rainer Ahrens ist aus Berlin angereist. Freitagabends leitet er die erste Probe, den ganzen Sonnabend wird gesungen und den halben Sonntag. Für Chorleiter Ahrens ist der Wernigeroder Kammerchor:
"... sehr sangesstark, sehr willensstark, perfekt organisiert, das ist für mich natürlich super."
Ahrens hat sein Abitur ebenfalls hier in Wernigerode am Landesgymnasium für Musik gemacht, ist also auch ein Ehemaliger. Der 53-jährige Chorleiter hat vor mehr als drei Jahrzehnten genau die gleiche Wernigeroder Gesangstradition inhaliert, wie der 28-jährige Christian Michel, der jetzt im Bass singt.
Christian Michel: "Also die Gesangstradition ist aus dem Singen von Volksliedern entstanden. Also dass man auf sehr hohem Niveau versucht hat, schlichte Musik aber sehr künstlerisch wertvoll dar zu bieten."
Diese Philosophie versuchen sie nun auf andere Stücke zu übertragen. Mit großem Erfolg. Gleich nach ihrer allerersten Chor-Probe im Juni 2003, haben die Sänger den kühnen Entschluss gefasst, schon einen Monat später am internationalen Brahmswettbewerb teilzunehmen.
Christopher Ludwig: "Ja, wir haben in unserer Kategorie gewonnen und ein Gold Diplom Stufe sieben erreicht. Und von da an stand auch fest: O.K. wir machen weiter."
Den prominentesten Sieg holten sie beim Grand Prix der Chöre, 2007. Live im ZDF. Wieder ein Wagnis.
Britta Nothnagel: "Man wusste nicht, worauf man sich da einlässt, und wie Chöre im Fernsehen überhaupt rüberkommen und was das für eine Show wird ... ?"
Aber die 25 Sängerinnen und Sänger kamen glänzend rüber: Die Männer in schwarzen Anzügen mit Fliege, die Damen in knöchellangen Kleidern in rubinrot, smaragdgrün und mitternachtsblau. Und der Gesang ... Der Grand Prix Sieg im Fernsehen war willkommene Werbung. Es hagelte Konzert-Angebote, einen Plattenvertrag und eine Einladung nach Peking zum World-Folksong-Festival 2008.
Britta Nothnagel: "Und das war toll, wirklich eine Woche Peking erleben, jeden Nachmittag. Abends singen, morgens Sightseeing gemacht. Das war eine harte Woche für uns alle, aber es war sehr sehr schön."
Neue Herausforderungen warten - da hilft die exquisite musikalische Vorbildung.
Rainer Ahrens: ""Im letzten Jahr - wir haben das mal überschlagen - hat der Chor 27 neue Stücke studiert. Also: die sind sehr schnell."
Am Freitag werden die Noten verteilt, am Sonntag wieder aufgelegt, nach der nächsten Probe ist das neue Stück schon aufführungsreif. Auch seltene Werke zeitgenössischer Komponisten.
Rainer Ahrens: "Mit einer sehr schönen Aleatorik bei den Frauenstimmen und einen Choralversatz bei den Männerstimmen. Dann fragen die Leute: Was war denn das? Das ist so ein Hingucker, ein Hinhörer."
2009 ist die zweite CD entstanden - mit Weihnachtsliedern. Eine dritte CD ist geplant, Konzerte stehen an und natürlich Probentermine. Denn Singen erhält die Freundschaft unter den Ehemaligen aus Wernigerode, meint Britta Nothnagel:
"Das ist schön wenn man sich sieht und das sind ganz andere Freundschaften, die man so hat. und das ist ein bisschen auch die Seele des Kammerchores, kann man glaub ich schon so sagen. Dass wir eine besondere Beziehung zu den Leuten untereinander haben."
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.
350 Kilometer ist Andrea Löser zur Probe gefahren. Dieses mal nach Wernigerode - dorthin, wo alles begann. Hier saß sie noch vor ein paar Jahren auf der Schulbank, hatte Gehörbildung, Tonsatz und Musikgeschichte. Hat für das Musikabitur gepaukt und drei Mal die Woche im Chor gesungen. Genau wie die anderen hier. Die gleichen Lehrer, die gleichen Lieder. Jahrelang. Das verbindet. Auch wenn nun jeder seinen eigenen Weg geht.
Andrea Löser: "Es gibt Leute, die Gesang machen, die direkt Gesang studiert haben, und es gibt Leute, die Musikpädagogik machen, aber es gibt auch ganz andere Berufe, die gar nichts mit Musik zu tun haben, das ist auch der Bereich Medien, oder Physiotherapie oder Maschinenbau oder Bundeswehr. Aber uns verbindet immer noch dieselbe Leidenschaft und das ist das, was uns immer wieder zusammenbringt."
Aber anders als in der Schulzeit, organisieren sie ihren Chor jetzt selbst - als Verein. Jetzt können sie ihre Lieder selbst wählen, auch den Dirigenten haben sie sich ausgesucht. Ein Jahr lang haben sie mehrere Kandidaten getestet und sich für Rainer Ahrens entschieden.
Rainer Ahrens: "Sacramentum ... da bremsen wir uns total aus. Gleich nochmal, nur `ne Spur zarter, wunderbarer Altaufgang, so wollen wir das haben."
Rainer Ahrens ist aus Berlin angereist. Freitagabends leitet er die erste Probe, den ganzen Sonnabend wird gesungen und den halben Sonntag. Für Chorleiter Ahrens ist der Wernigeroder Kammerchor:
"... sehr sangesstark, sehr willensstark, perfekt organisiert, das ist für mich natürlich super."
Ahrens hat sein Abitur ebenfalls hier in Wernigerode am Landesgymnasium für Musik gemacht, ist also auch ein Ehemaliger. Der 53-jährige Chorleiter hat vor mehr als drei Jahrzehnten genau die gleiche Wernigeroder Gesangstradition inhaliert, wie der 28-jährige Christian Michel, der jetzt im Bass singt.
Christian Michel: "Also die Gesangstradition ist aus dem Singen von Volksliedern entstanden. Also dass man auf sehr hohem Niveau versucht hat, schlichte Musik aber sehr künstlerisch wertvoll dar zu bieten."
Diese Philosophie versuchen sie nun auf andere Stücke zu übertragen. Mit großem Erfolg. Gleich nach ihrer allerersten Chor-Probe im Juni 2003, haben die Sänger den kühnen Entschluss gefasst, schon einen Monat später am internationalen Brahmswettbewerb teilzunehmen.
Christopher Ludwig: "Ja, wir haben in unserer Kategorie gewonnen und ein Gold Diplom Stufe sieben erreicht. Und von da an stand auch fest: O.K. wir machen weiter."
Den prominentesten Sieg holten sie beim Grand Prix der Chöre, 2007. Live im ZDF. Wieder ein Wagnis.
Britta Nothnagel: "Man wusste nicht, worauf man sich da einlässt, und wie Chöre im Fernsehen überhaupt rüberkommen und was das für eine Show wird ... ?"
Aber die 25 Sängerinnen und Sänger kamen glänzend rüber: Die Männer in schwarzen Anzügen mit Fliege, die Damen in knöchellangen Kleidern in rubinrot, smaragdgrün und mitternachtsblau. Und der Gesang ... Der Grand Prix Sieg im Fernsehen war willkommene Werbung. Es hagelte Konzert-Angebote, einen Plattenvertrag und eine Einladung nach Peking zum World-Folksong-Festival 2008.
Britta Nothnagel: "Und das war toll, wirklich eine Woche Peking erleben, jeden Nachmittag. Abends singen, morgens Sightseeing gemacht. Das war eine harte Woche für uns alle, aber es war sehr sehr schön."
Neue Herausforderungen warten - da hilft die exquisite musikalische Vorbildung.
Rainer Ahrens: ""Im letzten Jahr - wir haben das mal überschlagen - hat der Chor 27 neue Stücke studiert. Also: die sind sehr schnell."
Am Freitag werden die Noten verteilt, am Sonntag wieder aufgelegt, nach der nächsten Probe ist das neue Stück schon aufführungsreif. Auch seltene Werke zeitgenössischer Komponisten.
Rainer Ahrens: "Mit einer sehr schönen Aleatorik bei den Frauenstimmen und einen Choralversatz bei den Männerstimmen. Dann fragen die Leute: Was war denn das? Das ist so ein Hingucker, ein Hinhörer."
2009 ist die zweite CD entstanden - mit Weihnachtsliedern. Eine dritte CD ist geplant, Konzerte stehen an und natürlich Probentermine. Denn Singen erhält die Freundschaft unter den Ehemaligen aus Wernigerode, meint Britta Nothnagel:
"Das ist schön wenn man sich sieht und das sind ganz andere Freundschaften, die man so hat. und das ist ein bisschen auch die Seele des Kammerchores, kann man glaub ich schon so sagen. Dass wir eine besondere Beziehung zu den Leuten untereinander haben."
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.