Singer-Songwriter

Großer Auftritt, leise Töne

Von Martin Böttcher |
Wer auf Sängerinnen steht, die ihre eigenen Songs zu spärlicher Instrumentierung aufführen, hat es gut: weibliche Singer-Songwriter haben schon lange Konjunktur und es sieht nicht so aus, als würde dieser Strom so bald abreißen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht alle von ihnen gut sein können und ich habe früher auch die Norwegerin Maria Solheim für nicht besonders bemerkenswert gehalten. Ihr neues Album "In the Deep", vor anderthalb Jahren in ihrer Heimat und jetzt auch bei uns veröffentlicht, gefällt mir aber sehr, sehr gut.
Nicht immer geht es darauf munter zur Sache, die 32-jährige Solheim schlägt zum Teil auch ganz leise Töne an, verzichtet auf großes Brimborium, singt melancholisch und zärtlich ihre Lieder. Das wenig überraschende Thema ihrer Songs: Liebe, Beziehung, Partnerschaft und deren Ende.
Dass es trotzdem nicht langweilig wird, liegt an Maria Solheims Stimme – und wohl auch an der Arbeit ihres Produzenten Nick Terry. Der Engländer, der seit einiger Zeit ein Studio in der norwegischen Hauptstadt Oslo betreibt, hat schon mit Bands wie den Manic Street Preachers, Primal Scream und der Simian Mobile Disco gearbeitet. Dort hat er offenbar gelernt, dass Songs leise, laut, verrückt oder konventionell sein dürfen, aber eben nie: langweilig.
Warum es trotzdem so lange gedauert hat, dass "In The Deep" nicht nur in Norwegen, sondern in der ganzen Welt verkauft wird, ist mir ein Rätsel. Vielleicht dachte irgendjemand, dass es genug Sängerinnen mit Gitarre gibt. Ich denke, eine weitere – zumindest eine wie Maria Solheim – vertragen wir noch.