Sir Roger Moore: Habe mich nie über Bond beschwert
Der langjährige Bond-Darsteller Sir Roger Moore hat anders als sein Bond-Kollege Sean Connery keine schlechten Erinnerungen an seine Paraderolle als Geheimagent. Im Gegensatz zu Connery habe er sich allerdings auch schon mit vorangegangenen Rollen einen Namen als Schauspieler gemacht, erklärte Moore.
Joachim Scholl: Er war der clevere Detektiv Simon Templar, der distinguierte Lord Brett Sinclair in "Die Zwei", vor allem aber war er 007 James Bond. "Leben und sterben lassen", "Moonraker", "Im Auftrag Ihrer Majestät" – in insgesamt sieben Filmen hat Roger Moore den Geheimagenten gespielt und damit einen Weltruhm begründet, der bis heute strahlt. Die Queen hat ihn zum Ritter geschlagen. Willkommen im Deutschlandradio Kultur, Sir Roger Moore!
Roger Moore: Thank you very much!
Scholl: Ihr erster James-Bond-Film war "Leben und sterben lassen". Es war auch mein erster James-Bond-Film, den ich im Kino sehen durfte als Knirps in Begleitung meines Vaters. In einer Szene läuft James Bond über Steine im Wasser, und diese Steine sind Alligatoren. Ich war zutiefst schockiert, aber mein Vater hat mich beruhigt. Die sind nicht echt, alles nur Film, sagte er. Nun lese ich in Ihrer Autobiografie, Mr. Moore, dass sie sehr wohl echt waren und dass Sie Krokodile seither nicht besonders leiden können.
Moore: Ich mag überhaupt solche Tierchen nicht. Damals glaubte ich aber, das sei doch ein sehr gewitzter Einfall, über diese Tiere zu laufen. Und: Obendrein trug ich damals Krokodillederschuhe. Der Regisseur hielt das für einen guten Einfall, aber ich glaube, das war nicht so gut, denn ich glaube, die Alligatoren merkten, dass einer der ihren über sie hinwegtrampelte.
Scholl: Als Sie Ihren ersten James-Bond-Film drehten, waren Sie schon 46 Jahre alt und eigentlich schon berühmt. Ein Fernsehserienheld, Simon Templar, oder einer der Zwei mit Tony Curtis, die Folgen liefen in der ganzen Welt. Zuvor haben Sie in Hollywood Western- und Ritterhelden gespielt. Wollten Sie schon immer ein Filmstar sein?
Moore: Nein, das hat sich eher zufällig so ergeben, dass ich Schauspieler wurde und auch in alle diese berühmten Schauspielergilden in USA und Großbritannien aufgenommen und anerkannt wurde. Ich verließ die Schule im Alter von fünfzehneinhalb Jahren und arbeitete dann zunächst als Zeichner für Comics. Ich wurde dann gefeuert, und ich wurde irgendwie erkannt. Freunde von mir fragten mich, ob ich eben als Nebendarsteller in einem Film auftreten wollte. Ich sagte zu, und durch irgendwelche Besonderheiten wurde ich dann herausgepickt und man fragte mich, ob ich Schauspieler werden wollte. Wenn das der Fall wäre, dann sollte ich einen kleinen Test machen, eine Prüfung, um dann vielleicht an die RADA, die britische Schauspielschule zugelassen zu werden. Das hätte dann bedeutet, dass ich wieder bei meinen Eltern Unterschlupf suchen musste, nachdem ich schon ein Jahr lang meinen eigenen Lebensunterhalt verdient hatte. Mein Vater war ja Polizist und ich sollte also wieder auf Kosten meiner Eltern leben, also eine ziemlich harte Wahl. Aber letztlich war das einer der glücklichsten Momente meines Lebens.
Scholl: Man hat Sie immer auch wegen Ihres Aussehens gebucht, Roger Moore. Sie waren der Schönling. War das nicht auch manchmal ein Hindernis in Ihrer Karriere?
Moore: Sie meinen wohl, dass man einigermaßen ebenmäßige Gesichtszüge mitbringt. Na ja, bei Warner Brothers war ich ja auch geführt unter 50 Kollegen, und dann sagten die Leute mehr scherzhaft über mich, ich sei hübscher als all diese Mädels da. Es war natürlich nur ein Witz. Ganz im Ernst: So wie ein positiver Held auszusehen, hat natürlich auch seine Nachteile. Man bekommt nämlich nicht die wirklich interessanten Rollen, nämlich die Rollen der Bösewichte. Was ich als James Bond zu sagen hatte, war ja sehr bescheiden, so etwa: Mein Name ist Bond, James Bond. Während meine Gegenspieler, die Bösewichte, sagen konnten: Ich leg dich gleich um, du wirst gleich kaltgemacht. Die hatten also die interessanten Dialoge. Na ja, für mich blieb eben dann nur der Gute.
Scholl: Zum Beispiel durften Sie nicht den "Schakal", den Killer aus Frederick Forsyths Roman spielen, weil Sie einfach zu auffällig aussahen für einen Attentäter, der unerkannt bleiben muss. Stimmt es eigentlich, dass die große Lana Turner Ihnen das Filmküssen beigebracht hat?
Moore: Wir drehten damals einen Film, "Diane de Poitiers". Diana von Poitiers war die Geliebte von König Franz I. Sie sollte dem ungebärdigen, unerzogenen Heißsporn, dem Prinz Heinrich gute Sitten, höfisches Verhalten beibringen. Der Prinz liebte die Jagd, er liebte den Ringkampf. Und ihre Aufgabe war es, ihm eben das höfische Wesen beizubringen. Als der König gestorben war und der Prinz nun König werden sollte, da trat er an sie heran zu nächtlicher Stunde auf dem Balkon und sagte zu ihr: Du hast mich zu einem Prinzen gemacht, nun mach mich auch zu einem König. Und dann stürzte er sich auf sie, und da rief eben Lana aus: Cut!, als ich so herzerweichend küsste. Und sie klärte mich dann auf: Du bist ein wunderbarer Küsser, aber du musst auch wissen, dass ich schon 35 Jahre alt bin und da solltest du nicht auf meinem Doppelkinn so viel Druck ausüben. Und dann machten wir es noch einmal, und ich küsste sie mit sehr viel Leidenschaft, aber wenig Druck. Das habe ich also damals gelernt.
Scholl: Ihren James Bond legten Sie immer als einen humorvollen Charakter an, und Sie gelten in Filmkreisen auch als einer, der keinen Witz auslässt. Wie frei waren Sie in dieser Gestaltung? Hat man Ihnen die Geschichten auf den Leib geschrieben?
Moore: Nun, ich wurde ja für diese Rolle gewählt wegen meines Aussehens als Roger Moore. Ich habe diese Rolle immer mit einem gewissen Gran Ironie und Humor genommen, denn ich war immer überzeugt, dass James Bond eigentlich kein überzeugender Spion sein könnte, denn jeder würde ihn ja gleich erkennen, sobald er eine Bar betritt und sagte: Ich nehme den Gin geschüttelt und nicht gerührt. Also ein richtiger Spion, das war immer meine Überzeugung, müsste eher so wie der Schakal von Frederick Forsyth aussehen.
Scholl: Er war James Bond. Sir Roger Moore im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. Als Ihr Vorgänger Sean Connery die Rolle abgab, wollte er auch nichts mehr von ihr wissen. Er sprach von einem Monster, von einem Fluch, das heißt, er hasste das Image, von dem man kaum mehr loskäme. Wie ging es Ihnen nach James Bond?
Moore: Ich habe mir darüber eigentlich keine Sorgen gemacht, denn ich hatte vor diesen James-Bond-Rollen ja bereits einen Namen als Schauspieler in anderen Rollen aufgebaut. Bei Sean Connery, da glaube ich, er hat es wohl bedauert, dass er immer mit dieser Rolle James Bond identifiziert wurde, dass man ihn nur als Bond kannte, obwohl er ja eigentlich auch vorher schon andere Rollen gespielt hatte. Aber dafür war er eigentlich nicht so richtig bekannt geworden. Und ich war ja übrigens älter als er, als ich diese James-Bond-Rolle abgab. Ich habe mich also in keiner Weise beschwert. Und die James-Bond-Rollen haben ja auch meine Bekanntheit, meinen Ruhm aufgebaut. Und das kommt mir sehr zustatten in meiner Rolle als UNICEF-Botschafter.
Scholl: Viele Jahre engagieren Sie sich nun für UNICEF, reisen als Botschafter für Not leidende Kinder der Welt rund um den Globus, sammeln Spenden, gewinnen weitere prominente Unterstützer. Es war Audrey Hepburn, eine weitere Filmlegende, die Sie zu dieser Aufgabe brachte, und Sie mussten nicht lange überredet werden anscheinend.
Moore: Richtig, ich brauchte eigentlich nicht so richtig überzeugt zu werden. Audrey Hepburn war für mich sogar die am meisten überzeugende Persönlichkeit. Die Leidenschaft, mit der sie sich für diese Anliegen der Kinder einsetzte, das hat mich doch sehr beeindruckt. Das fing an mit einer Fernsehsendung, die damals in Amsterdam gedreht wurde. Die war für einen Kinderpreis ausgesetzt, der von UNICEF gesponsert wurde, und da kam ich in Berührung mit diesem Thema. Ich musste noch vieles lernen, das war mir schon klar. Alles, was ich über UNICEF wusste, speiste sich aus einzelnen kleinen Filmen oder aus Broschüren, und ich kannte auch einige sehr kalte und trockene Statistiken, die mir eigentlich nicht so am Herzen liegen – 40.000 Kinder sterben jeden Tag. Das alles reichte mir nicht aus. Ich wurde neugierig, ich wollte Gesichter, ich wollte Namen hinter diesen Zahlen sehen. Und in diesem Ansinnen blieb mir nichts anderes übrig, als eben vor Ort zu gehen, mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Und so wurde ich eben Botschafter für UNICEF.
Scholl: Sie schreiben auch: Seitdem ich weiß, welch kostbares Gut sauberes Trinkwasser ist, drehe ich beim Zähneputzen den Wasserhahn ab.
Moore: Ja, das stimmt so. Jedes Mal, wenn ich den Wasserhahn aufdrehe, dann denke ich an Afrika, dann denke ich an Südamerika, an all die Länder, wo es kein sauberes Trinkwasser gibt. Ich denke auch an all jene Mädchen, die nicht zur Schule gehen können, weil sie Meilen gehen müssen, um Wasser zu holen. Und ich denke eben daran, was kann man tun, um sauberes Trinkwasser bereitzustellen. Ja, diese Gedanken, die gehen mir immer durch den Kopf: Was geschieht wohl in der Dritten Welt, wenn ich eben den Wasserhahn aufdrehe?
Scholl: Sie sind jetzt 82 Jahre alt. Gibt es eine Traumrolle, die Sie nie bekommen haben?
Moore: Na ja, es hätte mir so gefallen, "Lawrence von Arabien" zu spielen, weil ich glaube, das war der beste Film, der je gedreht worden ist. Oder auch mit eben David Lean zu arbeiten. Aber es sollte nicht sein.
Scholl: Wie trinken Sie privat Ihren Martini – geschüttelt oder gerührt?
Moore: Weder noch. Wenn ich dieses Getränk trinke, dann gehe ich ganz anders vor. Ich spüle das erst aus, dann kommt erst der Wodka rein, dann der Gin – die Marke werde ich nicht verraten, weil ich hier nicht Werbung machen darf –, dann wird das alles ins Tiefkühlfach gesteckt und abgekühlt, und dann trinke ich es aus.
Scholl: Ich danke Ihnen, Roger Moore, für Ihren Besuch. Im Deutschlandradio Kultur war Sir Roger Moore. Seine Autobiografie ist jetzt auf Deutsch erschienen. Thank you so much!
Moore: Thank you!
Übersetzt von Johannes Hampel
Roger Moore: Thank you very much!
Scholl: Ihr erster James-Bond-Film war "Leben und sterben lassen". Es war auch mein erster James-Bond-Film, den ich im Kino sehen durfte als Knirps in Begleitung meines Vaters. In einer Szene läuft James Bond über Steine im Wasser, und diese Steine sind Alligatoren. Ich war zutiefst schockiert, aber mein Vater hat mich beruhigt. Die sind nicht echt, alles nur Film, sagte er. Nun lese ich in Ihrer Autobiografie, Mr. Moore, dass sie sehr wohl echt waren und dass Sie Krokodile seither nicht besonders leiden können.
Moore: Ich mag überhaupt solche Tierchen nicht. Damals glaubte ich aber, das sei doch ein sehr gewitzter Einfall, über diese Tiere zu laufen. Und: Obendrein trug ich damals Krokodillederschuhe. Der Regisseur hielt das für einen guten Einfall, aber ich glaube, das war nicht so gut, denn ich glaube, die Alligatoren merkten, dass einer der ihren über sie hinwegtrampelte.
Scholl: Als Sie Ihren ersten James-Bond-Film drehten, waren Sie schon 46 Jahre alt und eigentlich schon berühmt. Ein Fernsehserienheld, Simon Templar, oder einer der Zwei mit Tony Curtis, die Folgen liefen in der ganzen Welt. Zuvor haben Sie in Hollywood Western- und Ritterhelden gespielt. Wollten Sie schon immer ein Filmstar sein?
Moore: Nein, das hat sich eher zufällig so ergeben, dass ich Schauspieler wurde und auch in alle diese berühmten Schauspielergilden in USA und Großbritannien aufgenommen und anerkannt wurde. Ich verließ die Schule im Alter von fünfzehneinhalb Jahren und arbeitete dann zunächst als Zeichner für Comics. Ich wurde dann gefeuert, und ich wurde irgendwie erkannt. Freunde von mir fragten mich, ob ich eben als Nebendarsteller in einem Film auftreten wollte. Ich sagte zu, und durch irgendwelche Besonderheiten wurde ich dann herausgepickt und man fragte mich, ob ich Schauspieler werden wollte. Wenn das der Fall wäre, dann sollte ich einen kleinen Test machen, eine Prüfung, um dann vielleicht an die RADA, die britische Schauspielschule zugelassen zu werden. Das hätte dann bedeutet, dass ich wieder bei meinen Eltern Unterschlupf suchen musste, nachdem ich schon ein Jahr lang meinen eigenen Lebensunterhalt verdient hatte. Mein Vater war ja Polizist und ich sollte also wieder auf Kosten meiner Eltern leben, also eine ziemlich harte Wahl. Aber letztlich war das einer der glücklichsten Momente meines Lebens.
Scholl: Man hat Sie immer auch wegen Ihres Aussehens gebucht, Roger Moore. Sie waren der Schönling. War das nicht auch manchmal ein Hindernis in Ihrer Karriere?
Moore: Sie meinen wohl, dass man einigermaßen ebenmäßige Gesichtszüge mitbringt. Na ja, bei Warner Brothers war ich ja auch geführt unter 50 Kollegen, und dann sagten die Leute mehr scherzhaft über mich, ich sei hübscher als all diese Mädels da. Es war natürlich nur ein Witz. Ganz im Ernst: So wie ein positiver Held auszusehen, hat natürlich auch seine Nachteile. Man bekommt nämlich nicht die wirklich interessanten Rollen, nämlich die Rollen der Bösewichte. Was ich als James Bond zu sagen hatte, war ja sehr bescheiden, so etwa: Mein Name ist Bond, James Bond. Während meine Gegenspieler, die Bösewichte, sagen konnten: Ich leg dich gleich um, du wirst gleich kaltgemacht. Die hatten also die interessanten Dialoge. Na ja, für mich blieb eben dann nur der Gute.
Scholl: Zum Beispiel durften Sie nicht den "Schakal", den Killer aus Frederick Forsyths Roman spielen, weil Sie einfach zu auffällig aussahen für einen Attentäter, der unerkannt bleiben muss. Stimmt es eigentlich, dass die große Lana Turner Ihnen das Filmküssen beigebracht hat?
Moore: Wir drehten damals einen Film, "Diane de Poitiers". Diana von Poitiers war die Geliebte von König Franz I. Sie sollte dem ungebärdigen, unerzogenen Heißsporn, dem Prinz Heinrich gute Sitten, höfisches Verhalten beibringen. Der Prinz liebte die Jagd, er liebte den Ringkampf. Und ihre Aufgabe war es, ihm eben das höfische Wesen beizubringen. Als der König gestorben war und der Prinz nun König werden sollte, da trat er an sie heran zu nächtlicher Stunde auf dem Balkon und sagte zu ihr: Du hast mich zu einem Prinzen gemacht, nun mach mich auch zu einem König. Und dann stürzte er sich auf sie, und da rief eben Lana aus: Cut!, als ich so herzerweichend küsste. Und sie klärte mich dann auf: Du bist ein wunderbarer Küsser, aber du musst auch wissen, dass ich schon 35 Jahre alt bin und da solltest du nicht auf meinem Doppelkinn so viel Druck ausüben. Und dann machten wir es noch einmal, und ich küsste sie mit sehr viel Leidenschaft, aber wenig Druck. Das habe ich also damals gelernt.
Scholl: Ihren James Bond legten Sie immer als einen humorvollen Charakter an, und Sie gelten in Filmkreisen auch als einer, der keinen Witz auslässt. Wie frei waren Sie in dieser Gestaltung? Hat man Ihnen die Geschichten auf den Leib geschrieben?
Moore: Nun, ich wurde ja für diese Rolle gewählt wegen meines Aussehens als Roger Moore. Ich habe diese Rolle immer mit einem gewissen Gran Ironie und Humor genommen, denn ich war immer überzeugt, dass James Bond eigentlich kein überzeugender Spion sein könnte, denn jeder würde ihn ja gleich erkennen, sobald er eine Bar betritt und sagte: Ich nehme den Gin geschüttelt und nicht gerührt. Also ein richtiger Spion, das war immer meine Überzeugung, müsste eher so wie der Schakal von Frederick Forsyth aussehen.
Scholl: Er war James Bond. Sir Roger Moore im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. Als Ihr Vorgänger Sean Connery die Rolle abgab, wollte er auch nichts mehr von ihr wissen. Er sprach von einem Monster, von einem Fluch, das heißt, er hasste das Image, von dem man kaum mehr loskäme. Wie ging es Ihnen nach James Bond?
Moore: Ich habe mir darüber eigentlich keine Sorgen gemacht, denn ich hatte vor diesen James-Bond-Rollen ja bereits einen Namen als Schauspieler in anderen Rollen aufgebaut. Bei Sean Connery, da glaube ich, er hat es wohl bedauert, dass er immer mit dieser Rolle James Bond identifiziert wurde, dass man ihn nur als Bond kannte, obwohl er ja eigentlich auch vorher schon andere Rollen gespielt hatte. Aber dafür war er eigentlich nicht so richtig bekannt geworden. Und ich war ja übrigens älter als er, als ich diese James-Bond-Rolle abgab. Ich habe mich also in keiner Weise beschwert. Und die James-Bond-Rollen haben ja auch meine Bekanntheit, meinen Ruhm aufgebaut. Und das kommt mir sehr zustatten in meiner Rolle als UNICEF-Botschafter.
Scholl: Viele Jahre engagieren Sie sich nun für UNICEF, reisen als Botschafter für Not leidende Kinder der Welt rund um den Globus, sammeln Spenden, gewinnen weitere prominente Unterstützer. Es war Audrey Hepburn, eine weitere Filmlegende, die Sie zu dieser Aufgabe brachte, und Sie mussten nicht lange überredet werden anscheinend.
Moore: Richtig, ich brauchte eigentlich nicht so richtig überzeugt zu werden. Audrey Hepburn war für mich sogar die am meisten überzeugende Persönlichkeit. Die Leidenschaft, mit der sie sich für diese Anliegen der Kinder einsetzte, das hat mich doch sehr beeindruckt. Das fing an mit einer Fernsehsendung, die damals in Amsterdam gedreht wurde. Die war für einen Kinderpreis ausgesetzt, der von UNICEF gesponsert wurde, und da kam ich in Berührung mit diesem Thema. Ich musste noch vieles lernen, das war mir schon klar. Alles, was ich über UNICEF wusste, speiste sich aus einzelnen kleinen Filmen oder aus Broschüren, und ich kannte auch einige sehr kalte und trockene Statistiken, die mir eigentlich nicht so am Herzen liegen – 40.000 Kinder sterben jeden Tag. Das alles reichte mir nicht aus. Ich wurde neugierig, ich wollte Gesichter, ich wollte Namen hinter diesen Zahlen sehen. Und in diesem Ansinnen blieb mir nichts anderes übrig, als eben vor Ort zu gehen, mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Und so wurde ich eben Botschafter für UNICEF.
Scholl: Sie schreiben auch: Seitdem ich weiß, welch kostbares Gut sauberes Trinkwasser ist, drehe ich beim Zähneputzen den Wasserhahn ab.
Moore: Ja, das stimmt so. Jedes Mal, wenn ich den Wasserhahn aufdrehe, dann denke ich an Afrika, dann denke ich an Südamerika, an all die Länder, wo es kein sauberes Trinkwasser gibt. Ich denke auch an all jene Mädchen, die nicht zur Schule gehen können, weil sie Meilen gehen müssen, um Wasser zu holen. Und ich denke eben daran, was kann man tun, um sauberes Trinkwasser bereitzustellen. Ja, diese Gedanken, die gehen mir immer durch den Kopf: Was geschieht wohl in der Dritten Welt, wenn ich eben den Wasserhahn aufdrehe?
Scholl: Sie sind jetzt 82 Jahre alt. Gibt es eine Traumrolle, die Sie nie bekommen haben?
Moore: Na ja, es hätte mir so gefallen, "Lawrence von Arabien" zu spielen, weil ich glaube, das war der beste Film, der je gedreht worden ist. Oder auch mit eben David Lean zu arbeiten. Aber es sollte nicht sein.
Scholl: Wie trinken Sie privat Ihren Martini – geschüttelt oder gerührt?
Moore: Weder noch. Wenn ich dieses Getränk trinke, dann gehe ich ganz anders vor. Ich spüle das erst aus, dann kommt erst der Wodka rein, dann der Gin – die Marke werde ich nicht verraten, weil ich hier nicht Werbung machen darf –, dann wird das alles ins Tiefkühlfach gesteckt und abgekühlt, und dann trinke ich es aus.
Scholl: Ich danke Ihnen, Roger Moore, für Ihren Besuch. Im Deutschlandradio Kultur war Sir Roger Moore. Seine Autobiografie ist jetzt auf Deutsch erschienen. Thank you so much!
Moore: Thank you!
Übersetzt von Johannes Hampel