Die Ausstellung "Sisi privat. Die Fotoalben der Kaiserin" ist bis zum 21. Februar 2021 im Kölner Museum Ludwig zu sehen.
Der Blick der Kaiserin auf schöne Frauen
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Schönheit bedeutet Macht. Das wusste schon Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn: Sie sammelte Fotos schöner Frauen und studierte sie. Anhand dieser Bilder kreierte sie ihr "Sisi"-Image.
Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, genannt "Sis", "war alles andere als eine süßliche Kindfrau, wie Romy Schneider sie verkörpert hat", erklärt Miriam Szwast. Sie hat die Ausstellung "Sisi privat. Die Fotoalben der Kaiserin" im Kölner Museum Ludwig kuratiert.
"Wir erleben eine sehr scharfzüngige, klar beobachtende, sehr bildbewusste, auch zynische Frau, fast böse", sagt Szwast. Diesen Eindruck kann man aus den rund 2000 Fotografien gewinnen, die die junge Kaiserin gesammelt hat und die nun in Köln ausgestellt werden. Dabei handelt es sich größtenteils um sogenannte "Carte de visite"-Fotografien, also etwa neun mal sechs Zentimeter große, bräunliche, auf Pappkarton aufgezogene Aufnahmen.
Sisi nutzte das kaiserliche Netzwerk
Das sind auch für heutige Verhältnisse sehr viele Fotos. Um damals eine solche Menge sammeln zu können, nutzte die Kaiserin ihr herrschaftliches Netzwerk, wie Szwast erklärt: Verwandte und Diplomaten in Sankt Petersburg, Konstantinopel, Paris, London und Berlin bat sie um Bilder, und zwar von schönen Frauen.
Wer nun glaubt, Sisi hätte sich vor allem für Fotos von berühmten Schauspielerinnen interessiert, irrt. Die Kaiserin hatte einen besonderen Geschmack. So soll sie sich auch für Aufnahmen von Haremsfrauen aus Konstantinopel interessiert haben, deren Beschaffung so manch einen männlichen Diplomaten ins Schwitzen brachte, wie Szwast erklärt.
Die Bilder sind eine Art Ausweg
Doch als die junge Elisabeth mit dem Sammeln von Fotos beginnt, steckt sie in einer tiefen Krise, wie Szwast berichtet. Kaiserin Sisi hat zu der Zeit bereits drei Kinder auf die Welt gebracht, wovon eines gestorben ist. "Sie empfindet sich wie in einem Kerker - das schreibt sie schon zwei Wochen nach der Eheschließung", so Szwast weiter. Depressive Schübe und körperliche Symptome plagten sie zudem.
Diese Bilder sind eine Art Ausweg. Die Kuratorin glaubt nämlich, wie sie sagt, dass dieses Studium von Fotos schöner Frauen Kaiserin Elisabeths Versuch gewesen sei, "Macht über sich zu gewinnen". Dabei habe sie nämlich zu verstehen gelernt, welche Frauen als schön gefeiert und fotografiert werden und dadurch einen gewissen Status von Freiheit erlangen.
"Anhand dieser Bilder kreiert sie ihr Image", sagt Szwast – "und wird danach auch erst als die schöne Frau erkannt, als die wir sie bis heute kennen".
(ckr)