"Man kann sich aufregen, wenn man will"
Sex am Zaun, öffentliches Urinieren, eine tanzende Polizistin im Bademantel und mit Dienstwaffe: Die Aufregung um die Berliner Polizisten, die sich in Hamburg danebenbenahmen, ist groß. Rafael Behr von der Hamburger Akademie der Polizei meint: alles halb so wild.
Nach der Party schickte die Hamburger Polizei die Berliner Kollegen nach Hause: 220 Polizisten, die im Vorfeld des G-20-Gipfels in einer Kaserne untergebracht waren. Über die Art des Feierns sagt Rafael Behr:
"Man kann sich aufregen, wenn man will. Wenn man sich bisschen mit Polizeikultur auskennt, ist das kein Aufreger mehr. Denn was hier passiert, ist eigentlich das, was in allen adoleszenten Gruppen passiert, die auf Ausflugsreise sind: Man macht kollektiv etwas, was man privat zu Hause vereinzelt nicht tut. Ich glaube, der moralische Input, der da jetzt reingelegt wird, ist auch deshalb so hoch, weil man allgemein glaubt, die Ordnungshüter müssten 24 Stunden am Tag die Ordnung hüten. Das ist ja nicht so."
"Was war mit der Führungsverantwortung?"
Andererseits dürfe nun nicht "der Mantel des Schweigens" darüber gelegt werden. Es seien drei Hundertschaftsführer auf dem Gelände gewesen, die auch in der Freizeit Führungsaufsicht gehabt hätten: "Da muss man schon jetzt ermitteln - was war mit der Führungsverantwortung?"
Dass die 220 Polizisten, von denen bei Weitem nicht alle an der Party beteiligt waren, geschlossen nach Hause geschickt wurden, deutet Behr so: "Ich glaube, das sollte Signalwirkung haben an den Rest der Polizeieinheiten, dass die Hamburger Polizei ein solches Fehlverhalten nicht duldet."