Protest von 300 Filmemachern nach AfD-Treffen
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Hans Joachim Mendig ist oberster Filmförderer in Hessen und steht unter Druck: Mehr als 300 Filmschaffende fordern seinen Rücktritt wegen eines Treffens mit AfD-Chef Meuthen. Die Regisseurin Julia von Heinz hält Mendig für nicht mehr haltbar.
Der Geschäftsführer der Hessischen Filmförderung (HessenFilm und Medien GmbH), Hans Joachim Mendig, hatte sich bereits im Juli mit AfD-Chef Jörg Meuthen und dem umstrittenen PR-Berater Moritz Hunzinger getroffen. Meuthen lud ein Foto des Treffens auf Instagram hoch und sprach von einem "konstruktiven politischen Gedankenaustausch."
Nun steht Mendig in der Kritik zahlreicher deutscher Filmschaffender, die Aufklärung über das Treffen und seinen Rücktritt fordern. Die Regisseurin Julia von Heinz machte die Causa per Facebook öffentlich und unterstützt die Verbreitung der Protestnote.
AfD-Kulturpolitik widerspricht den Zielen der Filmförderung
Die AfD stehe für eine völlig andere Kulturpolitik, als die, der sich Mendig mit der HessenFilm verpflichtet habe, sagt Heinz. "Deshalb fragen wir uns natürlich: Was wurde hier besprochen und inwieweit geht er da auf die AfD zu, inwieweit ist man da 'konstruktiv' und was bedeutet das für uns?"
Mendigs Aussage, dass es sich um ein privates Treffen gehandelt habe, lässt Heinz nicht gelten, da die AfD es veröffentlicht und für sich benutzt habe. Wenn es privat gewesen sei, müsse Mendig der Behauptung von Meuthen über einen "konstruktiven politischen Gedankenaustausch" widersprechen. Deswegen habe man Mendig nach seiner Meinung gefragt. Bisher habe es aber kein Dementi gegeben und das betreffende Bild mit der Bildunterschrift sei nach wie vor bei Instagram zu sehen. "Deswegen muss man von einer Zustimmung ausgehen."
Heinz sagte, sie finde es interessant, dass auf dem Foto auch der PR-Berater Moritz Hunzinger zu sehen sei. Durch die Kombination eines Parteivertreters, eines PR-Beraters und einer Person, die für kulturelle Inhalte stehe "reimt man sich zusammen, dass es darum geht, dass die AfD versucht, ihre Inhalte vielleicht in eine Förderung hineinzutragen, und das möchte sie ja auch, das steht in ihrem Parteiprogramm. Sie möchte, dass man die Erinnerungskultur, die zu 'Nationalsozialismus-lastig' wäre, dass das revidiert wird, dass nicht mehr so viele Filme zu diesem Thema gemacht werden. Sie wollen keinen Multikulturalismus in den Filmen."
300 Filmschaffende verzichten zunächst auf Förderung
Der Schaden für die Hessische Filmförderung sei groß, sagt die Regisseurin. Es gebe zur Zeit 300 Filmschaffende, die unterzeichnet hätten, dass sie kein Geld mehr von der Hessischen Filmförderung beantragen wollen, solange die Situation ungeklärt sei. Dazu gehörten auch schon begonnene Projekte, für die das Geld schon geflossen sei. Die betroffenen Filmemacher hätten beschlossen, ihre Projekte zunächst ruhen zu lassen.
"Eine Förderung ist nichts ohne uns Kreative. Wenn die auf ihrem Geld sitzenbleiben, sind sie gar nichts. Wir können unsere Geschichten auch ohne die HessenFilm-Förderung erzählen." Für Mendig werde es mit jedem Tag schwieriger auf seinem Posten zu bleiben, so Heinz. Sie könne sich kein Statement von Mendig vorstellen, dass die Branche zufriedenstellen und das Vertrauen in ihn wiederherstellen könne.
(rja)