Skandal um KSK-Truppe

"Eine Schande für unser Land"

07:06 Minuten
Spezialkräfte der Bundeswehr führen beim Tag der Bundeswehr eine Befreiung einer Geisel aus dem Gebäude des Militärischen Museums vor.
Die Spezialkräfte der Bundeswehr sind durch Rechtsextreme in ihren Reihen in Verruf gekommen. © picture-alliance/ZB/Monika Skolimowska
Bertolt Meyer im Gespräch mit Anke Schaefer |
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Der Organisationspsychologe Bertolt Meyer macht "Führungsversagen" dafür verantwortlich, dass sich Rechtsextreme bei der Elitetruppe KSK offenbar willkommen fühlten. Er ist skeptisch, ob die Einheit noch reformiert werden kann.
Der Skandal um die Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr weitet sich aus: Erst gab es nur den Brief eines Offiziers, inzwischen spricht auch der Militärische Abschirmdienst (MAD) davon, dass der Rechtsextremismus in der Truppe weit verbreitet sei. Die Zahl der Verdachtsfälle sei stark angestiegen und es gebe eine neue Dimension des Problems. Die Eliteeinheit KSK soll nun reformiert werden.
Der Psychologe Bertolt Meyer von der TU Chemnitz
Der Organisationspsychologe Bertolt Meyer ist skeptisch, ob sich die Elitetruppe KSK reformieren lässt. © privat
"Das soll die Speerspitze unserer Bundeswehr sein", kritisiert der Organisationspsychologe Bertolt Meyer. Es handele sich um die Eliteeinheit, die Deutschland auch im Ausland bei besonders schwierigen Einsätzen repräsentiere. "Wenn da der MAD sagt, da haben wir ein strukturelles Problem mit Rechtsradikalismus, dann ist das eine Schande für unser Land."
Für ihn klinge es so, als habe sich in der KSK bereits eine Organisationskultur etabliert, die es zulasse, das sich rechtsextreme Netzwerke bildeten. Meyer zeigte sich deshalb skeptisch, ob das reformierbar sei.
Unter einer Organisationskultur verstehe man ein gemeinsames Vorgehen nach dem Motto: "So machen wir das hier." Das habe sehr viel mit dem Beispiel zu tun, dass die Führungskräfte vorleben. Sie hätten einen entscheidenden Einfluss auf die Organisationskultur. Wenn so etwas bei der KSK in den vergangenen Jahren möglich gewesen sei, müsse er als Organisationspsychologe ein "Führungsversagen" attestieren.

Anziehend für Rechtsextreme

"Menschen bestimmter Couleur werden von bestimmten Organisationen erst mal angezogen." Das bedeute, dass sich offenbar Menschen mit rechtsextremer Grundhaltung von der KSK angesprochen fühlten. "Dann werden sie ausgewählt durch die Organisation, das heißt, sie kommen rein."
Hinzu komme, dass andere Leute, die nicht rechtsextrem und vielleicht kritisch seien, es bei der Elitetruppe offenbar nicht so lange aushielten. "Anziehung, Auswahl und dann werden diejenigen, die nicht so reinpassen abgeschliffen", beschreibt Meyer die Problemlage.
Wenn sich ein bestimmtes Image einer Organisation herausgebildet habe, könne man das nur radikal ändern, so der Psychologe. Dabei müssten öffentlichkeitswirksam neue Normen implementiert werden.
Im Fall der KSK glaube er allerdings, dass es schon zu spät sei, so Meyer. Er sei zwar kein Militärexperte, aber für ihn klinge die Lage so, als sei "das Kind sehr tief in den Brunnen gefallen und dann muss man den Brunnen vielleicht auch mal trocken legen".
(gem)

Der Psychologe Bertolt Meyer ist seit 2014 Professor für Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Technischen Universität Chemnitz. In den Medien wird er wegen seiner Hightech-Armprothese als auch als "der Forscher mit der surrenden Hand" beschrieben. Seine Forschungsschwerpunkte sind Diversität in der Arbeitswelt, Stereotype, Aspekte der Führung und psychische Gesundheit.

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