Chic und warm zugleich
05:22 Minuten
Es wird kälter draußen und es ist abzusehen, dass das bisschen Sozialleben, was noch bleibt, sich dorthin verlagert. Stellt sich die Frage: Was ziehe ich an, um nicht zu frieren? Und kann ich dabei auch gut aussehen? In Vintage-Ski-Overalls geht das!
Kreuzberg im Lockdown. Alles öde, alles grau. Da kommen Nina und Steffi um die Ecke – und das ist ein echter Auftritt. Sollen die beiden doch mal selber sagen, was sie tragen.
"Sie hat einen Zweiteiler an: Die Hose, ist schwarz, ein bisschen glänzend und hat relativ große kupferfarbene Reißverschlüsse. Die Jacke, sie ist bunt, sehr bunt, viel pink und dann so Karos. So ein bisschen in so einer Batik-Optik, vielleicht", sagt Nina über Steffi.
Der Gipfel des Glamours
Steffi trägt einen Skianzug, einen Vintage-Skianzug. So eine Farbexplosion in Ballonseide sieht man selbst in St. Moritz nicht alle Tage. Steffi selbst beschreibt ihn so: "Ich würde sagen, also meiner ist jetzt vom Gefühl her so Italo Pop. Also ich würde sagen Ende 80er, Anfang 90er."
Susanne: "Ihr habt jetzt beide Retro-Skianzüge, oder?"
Nina: "Das ist so klassisch 80ies bei mir mit dieser Taille und oben Puffärmel."
Nina: "Das ist so klassisch 80ies bei mir mit dieser Taille und oben Puffärmel."
Die 80er: Da waren Skianzüge noch der Gipfel des Glamours. Erinnert sich jemand an diesen Farbrausch von Pink über Türkis bis Rot? Die bunten Zickzacklinien und die Neonfarben? Als es noch Schnee gab und keinen Klimawandel, da machten Skianzüge Mode.
Heute sind Skiklamotten Performance- oder Functional-Wear mit Temperaturmanagement. Die Nobelmarke Kjus steckt Skiläufer sogar in Weltraumstoffe.
Ninas schwarzgrünen 80ies-Overall dagegen, könnte man auf Partys anziehen. Will Nina auch.
Geföhnt und mit fetter Gliederkette
Sie schaut Steffi an, die die Sonnenbrille auf der Nase zurechtrückt. Die blonden Haare hat Steffi aufgeföhnt und ins Dekolleté noch eine fette Gliederkette gehängt.
Noch einmal Nina über Steffi: "Also du wärst auf jeden Fall perfekt in so einer Après-Ski-Bar. Das ist tatsächlich auch tatsächlich, wo ich die Idee gekriegt habe, weil ich früher immer Skifahren ging, und dachte so, ich meine, dass man auch die ganze Zeit draußen ist und es ist kalt - und es ist eigentlich völlig egal. Und ja, warum geht es hier nicht?"
Wie man sieht: Es geht. Obwohl Nina und Steffi echte Hingucker sind, schaut keiner. Und aus der Mode sind ihre Anzüge eigentlich auch nicht, denn Skikleidung wird wieder glamouröser. Das letzte Pisten-Must-Have war ein 2000 Euro Western-Anzug der Marke Moncler – weiß mit Fransen.
Exemplare in Kanariengelb und Schweinchenrosa
Die Skidesigner entwerfen wieder modischer, bunter und gemusterter. Allerdings haben die neuen Hightech Stoffe saftige Preise. Retro Secondhand-Anzüge dagegen gibt es für ganz kleines Geld, zum Beispiel über Kleinanzeigen.
Einer der wenigen professionellen Anbieter ist Juliane Maranke. Sie verkauft mit ihrer Firma "Stiefelkombinat" bei Ebay Vintage-Klamotten, Möbel und Skianzüge. Juliane steht in ihrem Berliner Lager vor einer Wand mit Exemplaren in Kanariengelb, Schweinchenrosa und Messrobenlila.
Sie hängen da wie Betten, in die man sich gleich reinlegen möchte.
"Die sind relativ bequem, die sind auch gar nicht so superdick. Heutzutage hast du ja auch so, finde ich, viele steife Materialien, dass du dich nicht so schön bewegen kannst. Also die sind eigentlich relativ anpassungsfähig", sagt Juliane Maranke.
Allerdings, räumt sie ein: "Die Neuen haben wirklich den Vorteil, dass sie so atmungsaktiv sind und wahrscheinlich wirklich mehr abhalten. Also Feuchtigkeit mehr abhalten. Die Alten musst du halt einfach noch mal imprägnieren."
Großstädte werden lockerer
Julianes Favorit ist der schweinchenrosa Overall mit mint-grau gestreiften Armen.
"Die Großstädte in Deutschland werden ja auch alle ein bisschen lockerer. Und ganz ehrlich: Ich würde es toll finden, wenn mal die Leute alle ein bisschen bunter rumlaufen würden", sagt sie.
So ein Retro-Schneeanzug ist nicht nur bunt und hält warm, er gibt einem auch ein bisschen Freiheit zurück. Steffi jedenfalls, kann den Winter auch ohne Bars überstehen.
"Das ist jetzt ein bisschen früh heute und man will ja nicht unangenehm auffallen hier in Kreuzberg", sagt sie. "Aber eigentlich kann man ja auch in so einer Thermoskanne ein bisschen Aperol schon vorher mixen und mitbringen. Für das Numero uno Après-Ski-Gefühl fände ich das natürlich gut."