Skispringen

Kampf um Gleichberechtigung

05:34 Minuten
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Die Skispringerin Katharina Althaus aus Deutschland in der Vogtlandarena in Klingenthal. © dpa / picture alliance / Hendrick Schmidt
Von Gerd Michalek · 19.12.2021
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Ob Zahl der Wettbewerbe oder Preisgelder: Frauen sind beim Skispringen klar im Nachteil. Warum sie sich trotzdem auf Olympia freuen, erzählen Profis wie Katharina Althaus und Juliane Seyfahrt.
Katharina Althaus hat nach den ersten Wettkämpfen der noch jungen Saison beste Chancen, Anfang 2022 zum dritten Mal an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Dass die Silbermedaillen-Gewinnerin von 2018 Pekings Olympiaschanze noch nicht kennt, ist für sie eher sekundär:
„Ich glaube, wenn die Form passt, dann ist es tatsächlich auch kein Problem, sich auf eine neue Schanze einzustellen. Ich hatte auch im Sommer die ein oder andere Schanze, die ich zum ersten Mal gesprungen bin. Und es lief bislang aber immer ganz gut.“
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Katharina Althaus aus Deutschland freut sich nach ihrem Sprung in der Vogtlandarana in Klingenthal.© dpa / picture alliance / Hendrik Schmidt
Althaus peilt eine Topplatzierung unter den besten Acht an. Wenn es für eine Medaille reicht: umso besser. Auch die 31-jährige Juliane Seyfarth steht gut gelaunt in den Startlöchern.

Olympia ist was ganz Besonderes, das Ziel von jedem Sportler, von jedem ein Kindheitstraum.

Juliane Seyfarth

"Bei mir hat es schon einmal geklappt", sagt sie, "und mein großes Ziel ist es natürlich, mich in diesem Jahr zu qualifizieren.“

"Da fehlt mir eben die Geschwindigkeit"

Auf dem Weg zur idealen Wettkampfform feilen die Springerinnen noch an ihrer Technik. Bei Anna Ruprecht lief es bisher nicht so richtig rund:
„Im Grunde läuft der ganze Sprung an sich nicht. Ich fahre viel zu langsam an, was dann gar nicht passt, weil ich normalerweise eine schnelle Anfahrerin bin. Dann im Flugübergang habe ich immer noch ein paar Probleme. Die hatte ich letztes Jahr zwar schon, aber in diesem Jahr wirkt sich das eben noch einen Tick mehr aus, weil ich zu langsam in der Anfahrt bin. Da fehlt mir eben die Geschwindigkeit.“
Juliane Seyfarth hat andere Baustellen: „Ich habe ein paar muskuläre Disbalancen durch das Krafttraining und fliege manchmal nicht geradeaus, sondern ein bisschen schief. Das kostet Geschwindigkeit im Flug und dass muss ich jetzt einfach wieder rausbringen, damit ich meine Stärke – das Fliegen – auch wieder zu 100 Prozent ausspielen kann."

Für Herren gibt es seit fast 100 Jahren Wettbewerbe

Während es Skisprungwettbewerbe für Männer schon von Anfang an bei Olympia gab – seit 1924 –, durften Frauen bisher nur 2014 und 2018 an den Olympischen Spielen teilnehmen. Und immer noch kämpfen sie auf allen Ebenen um Gleichberechtigung.
Weniger Geld für gleiche Leistung – das ist auch in der aktuellen Weltcupsaison noch der Fall: Frauen kassieren 3800 Schweizer Franken bei einem Einzelsieg. Bei den Männern sind es 10.000.
Würde das Preisgeld der Frauen zu stark erhöht, fände man keine Ausrichter mehr, sagte unlängst der ehemalige Frauen-Bundestrainer Andreas Bauer. Die Statistik scheint ihm recht zu geben. Die Männerkonkurrenzen ziehen nach wie vor deutlich mehr Zuschauer an und können dadurch besser vermarktet werden.
Die Olympischen Spiele 2022 hätten die Chance geboten, Frauen stärker in den Fokus zu rücken. Doch daraus wird nichts. Während es für die Männer vier Mal um Edelmetall geht, springen die Frauen lediglich in zwei Wettbewerben um Medaillen: von der Normalschanze und im Mixed-Wettbewerb.

Auch bei den Medaillen sind Frauen im Nachteil

Pauline Hesler, Anna Rupprecht und Selina Freitag vermissen die Großschanze im Olympiaprogramm: „Es ist höher, es ist schneller, es ist weiter, und das ist eigentlich das, was ein Skispringer erleben will“, sagt Pauline Hessler.
„Im Grunde fehlt die gleiche Anzahl an Medaillenchancen", ergänzt Anna Rupprecht. "Und das, würde ich sagen, wäre für uns die Gleichberechtigung, wenn man die Chancen auf eine Medaille angleichen würde. Im Biathlon zum Beispiel haben ja auch die Frauen die gleichen Chancen auf Medaillen wie die Männer.“
„Ich finde es natürlich sehr schade, man hat es ja auch im letzten Jahr bei der WM gesehen, dass wir es draufhaben und es genauso gut zeigen können", sagt Selina Freitag. "Ich finde es cool, dass wir das Mixed-Team dazubekommen haben. Die Großschanze wäre natürlich noch so ein Extra-Highlight gewesen, für die Zuschauer dort, für uns als Sportler sowieso, und ich denke auch für die gesamte Olympiade.“

Weltmeister waren sie im Team

Also bleibt nur der Mixed-Wettbewerb als ein olympisches Highlight: Gerade der motiviere die Frauen besonders, sagt Luisa Görlich, die 2020 im russischen Rasnow erstmals im Team mitmischte:
„Es hat schon Spaß gemacht, gerade mit den Herren zusammen. Gerade so die Lockerheit, wie sie rangehen, da kann man sich schon ein bisschen mehr was abgucken. Die sind ja auch schon länger im Geschäft als wir. Vielleicht gucken sie sich auch was von uns ab, weiß ich nicht.“
Das deutsche Mixed-Team kann bereits stattliche Erfolge vorweisen: Kati Althaus und Anna Rupprecht holten gemeinsam mit Markus Eisenbichler und Karl Geiger bei der Heim-WM 2021 den Weltmeistertitel. Gespannt darf man sein, welches Vierer-Team und welche Einzelspringerinnen schließlich für Peking nominiert werden. Wenn nichts schiefgeht, dürfte Katharina Althaus dazugehören.

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