"Die Vulva hat ihr revolutionäres Potenzial nicht verloren"
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Eine Vulva-Skulptur sorgt in Brasilien für Aufregung. Präsident Bolsonaro ist überhaupt nicht begeistert. "Ein wichtiges feministisches Zeichen" nennt dagegen die Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal das Werk. Und revolutionär sei es obendrein.
Sie ist 33 Meter groß und steht in einem Kunstpark in der Nähe der brasilianischen Küstenstadt Recife. Geschaffen hat die Vulva-Skulptur die Künstlerin Juliana Notari. "Diva" nennt sie ihre Installation.
Die 45-Jährige sieht das Werk als Monument für Geschlechtergerechtigkeit. Auf Facebook erklärte sie, dass es "die Beziehung zwischen Natur und Kultur in unserer phallozentrischen und anthropozentrischen Gesellschaft" infrage stellen solle.
Ein wichtiges Zeichen nennt auch die Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal die Skulptur: "Wir müssen viel mehr über die Vulva wissen." "Diva" sei auf der einen Seite ein feministisches Kunstwerk gegen die Politik des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. "Auf der anderen Seite geht es darum, die Wunde darzustellen, wie wir als Zivilisation mit Natur umgehen", betont Sanyal.
Vulvas malen, um nicht alleine zu sein
Zwar sei die Darstellung der Vulva meistens tabuisiert, aber es sei auch ein Bedürfnis. Menschen wollen Repräsentation finden, so Sanyal: "Aus drei Punkten machen wir ein Gesicht, bei einem Strich machen wir einen Penis daraus, bei einem Kreis, einer Raute, oder einer Mandelform eine Vulva." Das scheine etwas zu sein, was wir brauchen: "Vielleicht, um uns nicht alleine in der Welt zu fühlen."
Gleichwohl gebe es in den letzten Jahren eine Kommerzialisierung der Vulva, meint Sanyal. Es gebe Vulva-Cupcakes und Schals und T-Shirts. "Aber trotzdem hat die Vulva ihr revolutionäres Potenzial nicht verloren."
(beb)