Menschliches Versagen im Angesicht der Katastrophe
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33 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl inszenieren Sky und HBO das Unglück als TV-Serie. Im Mittelpunkt stehe der Umgang mit unsicherer Technologie, sagt Medienwissenschaftler Lars Schmeink. Es gebe klare Parallelen zur heutigen Weltlage.
Bis heute gilt die Katastrophe von Tschernobyl als eines der größten vom Menschen ausgelösten Unglücke der Welt. Eine dauerhafte Lösung und Beseitigung aller Folgen ist noch immer nicht in Sicht. 33 Jahre nach dem Vorfall zeigt der Privatsender Sky nun die fiktionale Miniserie "Chernobyl", produziert in Kooperation mit HBO.
"Im Wesentlichen geht es der Serie darum zu zeigen, dass die Nuklearenergie etwas ist, was wir nicht hundertprozentig verstehen", sagt Medienwissenschaftler Lars Schmeink in Deutschlandfunk Kultur. Aber die Haltung der Macher gehe noch weiter: Technologie generell werde als etwas dargestellt, was die Menschheit zu leichtfertig hinnehme.
Analogien von "Chernobyl" zu Donald Trump
"Chernobyl" konzentriere sich auf das menschliche Versagen im Zusammenhang mit der Reaktorkatastrophe. "Die Techniker, die vor Ort aktiv sind, weigern sich geradezu, ein Fehlverhalten oder einen Unfall überhaupt wahrzunehmen", sagt Schmeink. "Das, was nicht sein darf, das kann einfach nicht passiert sein." Machtspiele zwischen Politikern und technischer Leitung machten die Lage in der TV-Serie noch schlimmer. Es gehe immer wieder darum, wer die Verantwortung für diesen Vorfall habe.
Hier sieht Schmeink eine Analogie zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten. "Heute ist es ja so, dass wir Wissenschaftlern nicht Gehör schenken und wenn es dann jede Menge Warnungen gibt, die in den Wind schlagen", sagt Schmeink. Er fühle sich an US-Präsident Donald Trump und seine Haltung zum Klimawandel erinnert und auch an den Umgang mit "Fridays-for-Future"-Demonstranten: Hier würden Wahrheiten ausgeblendet, weil sie keiner hören wolle.