Skypen mit der Oma

Deutsch-polnische Familiengespräche auf der Bühne

08:58 Minuten
Eine Collage aus dem gemeinsamen Gespräch von Arthur Romanowski mit seiner Oma.
Ein Gespräch mit dem Enkel geht heute von Bildschirm zu Bildschirm © Arthur Romanowski
Arthur Romanowski im Gespräch mit Gesa Ufer |
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Der Schauspieler Arthur Romanowski und seine Großmutter werden im Frankfurter Mousonturm persönlich. Via Skype sprechen sie in "Rote Beete Reden" über das Leben der Oma - und erkunden, wie dieses und die große Weltgeschichte zusammenhängen.
Rote Beete-Reden, so nennt Arthur Romanowski seinen Beitrag zum "Unfuck my future"-Festival, zu Deutsch etwa "Rette meine Zukunft"-Festival, im Frankfurter Mousonturm. "How to Live Together in Europe" – "Wie in Europa zusammenleben", lautet der Untertitel des Festivals, das vom 30. August bis 8. September in der Mainmetropole stattfindet.
An vier Tagen spricht der Schauspieler und Autor mit seiner inzwischen 85-jährigen Großmutter via Skype auf der Bühne und ist selbst gespannt, wie die Kommunikation mit seiner Oma verlaufen wird, wenn sie nicht daheim, "quasi in der Stube", sondern auf offener Bühne und vor Publikum stattfindet.

Die Geschichte spiegelt sich in einem Leben

Im Leben seiner Großmutter spiegelt sich die deutsch-polnische Geschichte: "Ihre allererste Erinnerung war der 1. September 1939", erzählt Romanowski, also der Tag des Überfalls von Nazi-Deutschland auf Polen und der Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Die große Geschichte zeige sich auch daran, dass die Oma mehrfach den Namen ändern musste, sagt der Autor, immer unter dem Eindruck historischer Entwicklungen. Sie selbst war die Tochter einer deutschen Mutter und eines polnischen Vaters. "Sie war von Kindesbeinen an mit beiden Sprachen konfrontiert", erklärt er, habe mit beiden Sprachen umgehen müssen, beziehungsweise mal eine verlernen und dann wieder lernen müssen - aus Gründen, die von außerhalb kamen.
Vor anderthalb Jahren habe seine Großmutter ihren Ausweis verloren und deswegen einen neuen Pass beantragen müssen. Da zeigte sich ein weiter Bogen, berichtet Romanowski: "Dadurch, dass die Mutter Deutsche war, hat sie den Namen Brigitta bekommen und ihre Schwester hieß Erika. Und 1945 wurden die Namen 'polnifiziert', damit man nicht auffällt, als Deutsche."
Die Namen seien verwandelt worden in Brygida und Irena. Und als der neue Pass ausgestellt wurde, hieß es, man müsse die Geburtsurkunde als Dokument verwenden: "Da wurde darauf gepocht, dass wieder Brigitta drinsteht."

Viele Überkreuzungen mit dem Weltgeschehen

Das sei der Punkt gewesen, wo er die Arbeit an dem Stück aufgenommen habe. "Weil da die Frage aufkommt: Wer sind die angeblich echten Polen oder die echten Deutschen." Mit seiner Großmutter spricht er an den vier Tagen via Skype über die vier Themen Kindheit, Arbeit, Liebe, Zukunft.
Natürlich probe er mit seiner Großmutter, sagt Romanowski: "Aber natürlich werde ich auch versuchen, Dinge herauszufinden, die ich noch nicht weiß. Details, die auf einmal auftauchen."
Dieses öffentliche Reden könne vielleicht das Denken erweitern, so der Schauspieler, und auch zeigen, wie Geschichte in Europa miteinander verwoben ist, mit welchen Widersprüchen sie gespickt ist. Er finde es spannend, "wie viele Überkreuzungen es da mit den persönlichen Erzählungen gibt, und einem politischem Weltgeschehen".
(mfu)
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