"So eine Arbeit setzt sich aus verschiedenen Facetten zusammen"
Der Künstler Olaf Metzel zeigt im Duisburger Museum Küppersmühle zahlreiche Rauminstallationen, die Teil des Ausstellungsprojektes "Mapping the Region" im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms <papaya:link href="http://www.ruhr2010.de/" text="RUHR.2010" title="RUHR.2010" target="_blank" /> sind. Dazu äußerte er sich in unserem Sender.
Frank Meyer: Das Ruhrgebiet soll vermessen werden, kartografiert werden mit den Mitteln der Kunst. Das ist der hohe Anspruch des Ausstellungsprojektes "Mapping the Region" von 20 Kunstmuseen in der Ruhrregion. Morgen wird eine der Ausstellungen dieses Großprojektes im Kulturhauptstadtjahr eröffnet, im Duisburger Museum Küppersmühle werden aktuelle Installationen des streitbaren Künstlers Olaf Metzel gezeigt.
Eine neue, große Olaf-Metzel-Ausstellung in Duisburg, und in Düsseldorf ist der Bildhauer jetzt für uns im Studio. Seien Sie herzlich Willkommen, Herr Metzel!
Olaf Metzel: Schönen guten Tag!
Meyer: Wir haben ja gerade gehört, Herr Metzel, von Ihrer Installation "Hartz IV wird fünf", von diesem Turmungetüm aus Rohren, Kanteisen und Rauchglas. Wie entsteht denn so eine Arbeit, was hat Sie da auf Eisenrohre und Glas gebracht?
Metzel: Ach, wissen Sie, so eine Arbeit setzt sich aus verschiedenen Facetten zusammen. Meist bekommt man die Anregung durch Zeitungsartikel oder durch die Medien, sagen wir mal so, und man versucht dann, darauf zu reagieren und sich selber ein Bild zu machen oder ein Bild zu erstellen, in diesem Falle ein dreidimensionales, dazu gehört eben auch ein Sessel und Freundschaftsbändchen in schwarz-rot-gold.
Meyer: Ich kenne jetzt nur diese knappe Beschreibung, danach stelle ich mir einen Turm, ein Monster, ein Ungetüm, etwas Katastrophisches vor, was da vor mir steht. Liege ich da ungefähr richtig?
Metzel: In etwa, ja.
Meyer: Zurzeit diskutiert ja die Politik, ob man Hartz-IV-Empfängern mehr Geld geben kann oder weniger Geld geben sollte, ob man mehr Druck auf Arbeitslose ausüben sollte. Wie erreicht Sie so eine Diskussion?
Metzel: Nun, wie gesagt, ich lese ja auch Zeitung und bekomme das mit oder höre Nachrichten, und ich finde natürlich die Äußerungen von Herrn Westerwelle recht (…), es ist eigentlich eine Verhöhnung der Leute, die Hunderte von Bewerbungsbriefen schreiben, die arbeiten wollen, keine Arbeit bekommen. Natürlich gibt es auch dort, in diesem Bereich, schwarze Schafe, wahrscheinlich genauso viele wie in der Politik, und ich denke, das ist den Menschen gegenüber ungerecht.
Meyer: Ihre Ausstellung mit dieser Arbeit und weiteren Arbeiten gehört nun zu diesem Großprojekt "Mapping the Region" der Ruhrkunstmuseen, mit dem das Ganze Ruhrgebiet künstlerisch vermessen werden soll. Haben Sie sich da vor Ort vorbereitet, sind Sie nach Duisburg gegangen, haben Sie sich dort umgeschaut, sich dort anregen lassen?
Metzel: Ja, ich war mehrmals dort und es ist ja auch nicht das erste Mal, dass ich mich mit der Region beschäftige. Schon Anfang der 90er-Jahre gab es Arbeiten in Moers, in der Waschkaue, "Glück auf" und Ähnliches mehr, und insofern war es interessant, sich noch einmal von außen dem Gebiet zu nähern. Und wenn man dann durch die Städte läuft, dann sieht es ja auch nicht so ganz anders aus als anderswo, und insofern ging es mir eigentlich letztendlich um die Darstellung der gesellschaftlichen Situation.
Meyer: Aber was hat Sie da angezogen? Gibt es im Ruhrgebiet spezifische Spannungen, die für Sie da greifbar werden, die Sie dann auch anregen zu Arbeiten?
Metzel: Na ja, ich habe versucht, ... Also, erst mal, ganz am Rande: Der Titel "Mapping the Region", den finde ich nicht gerade geglückt, wieso muss der auf Englisch sein? Abgesehen davon, dass es sich im Englischen ziemlich abgestanden anhört, im Übrigen ist, glaube ich, die erste Fremdsprache dort türkisch. Also, man hätte auch einen anderen Titel wählen können, wenn man wollte.
Meyer: Wären Sie auch mit einem türkischen Titel einverstanden?
Metzel: Natürlich. Ich habe im Katalog auch, das kann man nachlesen, ein Interview in Istanbul gemacht, mit Radikal, das gehört, glaube ich, zur Hürriyet-Gruppe, und dort noch mal das reflektiert. Dort ist ja auch das Thema Kulturhauptstadt angesagt. Jedenfalls versuchte ich auf diese Art und Weise, eine Verbindung noch mal herzustellen in ganz anderer Form, und das Interview ist wirklich nur auf Türkisch, zum einen.
Meyer: Jetzt habe ich Sie abgelenkt. Wir waren bei der Region, was Sie dort an Themen, an Spannungen gefunden haben.
Metzel: Genau. Zum anderen habe ich versucht, das aufzuschlüsseln, mosaikartig, es geht ja letztendlich um den Warenkorb der Alltagsästhetik, würde ich sagen, das heißt, Alltag, Öffentlichkeit und die veröffentlichte Meinung.
Das heißt, ich habe versucht, das aufzugliedern in die freiwillige und unfreiwillige Freizeit, "Hartz IV wird fünf", zum anderen eben mich mit Schule beschäftigt, wie Sie eingangs sagten, also Bildung, Rohstoff Bildung, was passiert damit, und dann eben Sport als ganz zentrales Thema, habe mehrere Fußballspiele dort besucht, um die Stimmung einzufangen, die natürlich auch ähnlich ist wie woanders. Letztendlich heißt dann auch eine Arbeit "Auf Wiedersehen", und eine andere ist dann für die Freunde der dritten Halbzeit. Ich denke, es gibt noch weitere Themen, in diesem Zusammenhang die Medien und die Medienöffentlichkeit, die eben in zwei anderen, wie eingangs beschrieben, Installationen die Situation darstellen.
Meyer: Von dem Schulprojekt haben wir ja vorhin auch gehört, von der Installation aus Schulbänken, aus Schulmobiliar, die Sie erstellt haben und wo Sie vorher Schüler drauf losgelassen haben auf diese Gegenstände, die Sie bearbeitet haben, könnte man sagen. Warum war Ihnen das wichtig, dass da echte Schüler beteiligt sind?
Metzel: Wissen Sie, die Kreativität, diese Spannung, die können Sie als Künstler gar nicht machen und das ist natürlich auch dann wieder so was Ähnliches wie die Künstlichkeit von Kunst. Das heißt, Sie entwickeln ein Konzept, besorgen sich Schultische und verteilen die dann, und sehen, was dabei herauskommt.
Als Künstler bewahrt man sich immer eine gewisse Neugier. Es gibt natürlich dann die üblichen Sprüche, die wir damals auch schon drauf hatten. Es geht um (…) Aggression, es geht aber auch um mehr, um die Kreativität, um die Künstlichkeit oder die Kunst, oder: Wo fängt die Kunst an, wo hört sie auf, gibt es da Übergänge, ist es etwas Fließendes, kann man es so sehen?
Also, Art Brut ist ein Vergleichsbegriff aus der Kunstgeschichte, das Ganze eben von Künstlern in Duisburg und in München bewerkstelligt, und dann zu einer Installation zusammengefasst, im Museum ein, sagen wir mal, erweitertes Klassenzimmer.
Meyer: Deutschlandradio Kultur, wir reden mit Olaf Metzel anlässlich seiner Ausstellung "Noch Fragen?", die morgen in Duisburg eröffnet wird. Sie sind ja nun mit Ihren Installationen in einem Museum, sonst haben Sie ja durchaus auch Schlagzeilen gemacht mit Ihren Kunstprojekten, wenn Sie in die Öffentlichkeit gegangen sind.
Ich habe schon mal kurz erwähnt, Ihre Umbauung des Schönen Brunnens in Nürnberg im Jahr 2006, da haben ja einige ältere Nürnberger damit gedroht, Ihren Schönen Brunnen zu besetzen, damit Sie nicht Ihre hässlichen Stadionsitze da aufbauen können. Jetzt sind Sie im Schutzraum Museum angekommen. Muss man das als eine Art Rückzug verstehen?
Metzel: Nein, mir war ganz wichtig anlässlich der ganzen Veranstaltung, das heißt also Kulturhauptstadt 2010, einmal nicht etwas in der Öffentlichkeit zu machen, nicht auf dem Berg oder auf der Halde oder irgendwo am Ufer etwas hinzustellen, sondern zunächst mal die gesamte Situation, ja, wenn Sie so wollen, zu kartografieren.
Und das kann man, glaube ich, nicht mit einer Arbeit machen. Mir ging es ums Umfassende und gleichzeitig auch ältere Arbeiten wie zum Beispiel zum Thema Sport einzubinden in neue Projekte. Oder eben die Arbeit "Noch Fragen?", die mittlerweile zwölf Jahre alt ist und leider immer noch sehr, sehr aktuell, das heißt, das Thema Aggression, Gewalt und so weiter.
Meyer: Was immer mit Ihnen verbunden wird, Olaf Metzel, das ist einmal eben die Kunst im öffentlichen Raum und andererseits aber auch dieses Schlagwort Provokation. Man findet auch jetzt wieder im Begleittext zu Ihrer Ausstellung den Satz "Olaf Metzel arbeitet nach dem Prinzip Produktion ist gleich Provokation."
Ich weiß jetzt nicht, wie Sie sich selbst als Provokateur verstehen oder nicht verstehen, aber habe mich gefragt: Heutzutage, wo Provokation so allumfassend geworden ist – in den Talkshows der Privatsender wird jeden Tag vor sich hin provoziert, in der Musik wird viel mit Provokation gearbeitet, auch in der Politik –, hat sich dadurch das Konzept Provokation in der Kunst, hat sich das überholt?
Metzel: Ich weiß nicht, aus welcher Richtung das nun wieder kommt oder geschrieben worden ist. Ich meine, ich muss mir anhören, intellektueller Hooligan, Anarchodesign und Ähnliches mehr, also, es geht ja so in die Richtung. Natürlich will man Schlagwörter, Schlagzeilen, und ich habe das eigentlich auch zum Thema gemacht in einer anderen Arbeit, die den Titel hat "Und dann noch das Wetter", das heißt, die Schlagzeilen der Zeitungen, und wenn Sie die mal aufmerksam lesen – ich hatte fünf oder sechs Zeitungen abonniert, nicht nur aus der Region –, dann kommen Sie vielen Themen schon näher und begreifen diese ganz anders.
Und ich habe versucht, das geradezu mit Fotos und allem in einer malerischen Qualität aufzulösen, und ich weiß nicht, ob das provoziert oder ob man eigentlich noch mal einen anderen Zugang zur Kunst kriegt. Und eins ist ja klar: Guter Wille ist das Gegenteil von guter Kunst.
Meyer: "Noch Fragen?", die Ausstellung mit Arbeiten des Bildhauers Olaf Metzel wird morgen im Museum Küppersmühle in Duisburg eröffnet, dort ist sie dann bis zum 24. Mai zu sehen und anschließend im Bremer Museum Weserburg. Herr Metzel, vielen Dank für das Gespräch!
Metzel: Ja, darf ich das noch ergänzen, dass auch weitere Arbeiten von mir im Lehmbruck Museum zu sehen sind, also auch in Duisburg, und so eigentlich noch mal eine wunderbare Kooperation stattgefunden hat zwischen den beiden Museen? Jetzt ist Duisburg immer noch nicht wieder angekommen in der ersten Liga, aber museal, würde ich sagen, schon.
Meyer: Also, Olaf-Metzel-Festspiele in Duisburg. Ich danke Ihnen!
Metzel: Danke auch.
Eine neue, große Olaf-Metzel-Ausstellung in Duisburg, und in Düsseldorf ist der Bildhauer jetzt für uns im Studio. Seien Sie herzlich Willkommen, Herr Metzel!
Olaf Metzel: Schönen guten Tag!
Meyer: Wir haben ja gerade gehört, Herr Metzel, von Ihrer Installation "Hartz IV wird fünf", von diesem Turmungetüm aus Rohren, Kanteisen und Rauchglas. Wie entsteht denn so eine Arbeit, was hat Sie da auf Eisenrohre und Glas gebracht?
Metzel: Ach, wissen Sie, so eine Arbeit setzt sich aus verschiedenen Facetten zusammen. Meist bekommt man die Anregung durch Zeitungsartikel oder durch die Medien, sagen wir mal so, und man versucht dann, darauf zu reagieren und sich selber ein Bild zu machen oder ein Bild zu erstellen, in diesem Falle ein dreidimensionales, dazu gehört eben auch ein Sessel und Freundschaftsbändchen in schwarz-rot-gold.
Meyer: Ich kenne jetzt nur diese knappe Beschreibung, danach stelle ich mir einen Turm, ein Monster, ein Ungetüm, etwas Katastrophisches vor, was da vor mir steht. Liege ich da ungefähr richtig?
Metzel: In etwa, ja.
Meyer: Zurzeit diskutiert ja die Politik, ob man Hartz-IV-Empfängern mehr Geld geben kann oder weniger Geld geben sollte, ob man mehr Druck auf Arbeitslose ausüben sollte. Wie erreicht Sie so eine Diskussion?
Metzel: Nun, wie gesagt, ich lese ja auch Zeitung und bekomme das mit oder höre Nachrichten, und ich finde natürlich die Äußerungen von Herrn Westerwelle recht (…), es ist eigentlich eine Verhöhnung der Leute, die Hunderte von Bewerbungsbriefen schreiben, die arbeiten wollen, keine Arbeit bekommen. Natürlich gibt es auch dort, in diesem Bereich, schwarze Schafe, wahrscheinlich genauso viele wie in der Politik, und ich denke, das ist den Menschen gegenüber ungerecht.
Meyer: Ihre Ausstellung mit dieser Arbeit und weiteren Arbeiten gehört nun zu diesem Großprojekt "Mapping the Region" der Ruhrkunstmuseen, mit dem das Ganze Ruhrgebiet künstlerisch vermessen werden soll. Haben Sie sich da vor Ort vorbereitet, sind Sie nach Duisburg gegangen, haben Sie sich dort umgeschaut, sich dort anregen lassen?
Metzel: Ja, ich war mehrmals dort und es ist ja auch nicht das erste Mal, dass ich mich mit der Region beschäftige. Schon Anfang der 90er-Jahre gab es Arbeiten in Moers, in der Waschkaue, "Glück auf" und Ähnliches mehr, und insofern war es interessant, sich noch einmal von außen dem Gebiet zu nähern. Und wenn man dann durch die Städte läuft, dann sieht es ja auch nicht so ganz anders aus als anderswo, und insofern ging es mir eigentlich letztendlich um die Darstellung der gesellschaftlichen Situation.
Meyer: Aber was hat Sie da angezogen? Gibt es im Ruhrgebiet spezifische Spannungen, die für Sie da greifbar werden, die Sie dann auch anregen zu Arbeiten?
Metzel: Na ja, ich habe versucht, ... Also, erst mal, ganz am Rande: Der Titel "Mapping the Region", den finde ich nicht gerade geglückt, wieso muss der auf Englisch sein? Abgesehen davon, dass es sich im Englischen ziemlich abgestanden anhört, im Übrigen ist, glaube ich, die erste Fremdsprache dort türkisch. Also, man hätte auch einen anderen Titel wählen können, wenn man wollte.
Meyer: Wären Sie auch mit einem türkischen Titel einverstanden?
Metzel: Natürlich. Ich habe im Katalog auch, das kann man nachlesen, ein Interview in Istanbul gemacht, mit Radikal, das gehört, glaube ich, zur Hürriyet-Gruppe, und dort noch mal das reflektiert. Dort ist ja auch das Thema Kulturhauptstadt angesagt. Jedenfalls versuchte ich auf diese Art und Weise, eine Verbindung noch mal herzustellen in ganz anderer Form, und das Interview ist wirklich nur auf Türkisch, zum einen.
Meyer: Jetzt habe ich Sie abgelenkt. Wir waren bei der Region, was Sie dort an Themen, an Spannungen gefunden haben.
Metzel: Genau. Zum anderen habe ich versucht, das aufzuschlüsseln, mosaikartig, es geht ja letztendlich um den Warenkorb der Alltagsästhetik, würde ich sagen, das heißt, Alltag, Öffentlichkeit und die veröffentlichte Meinung.
Das heißt, ich habe versucht, das aufzugliedern in die freiwillige und unfreiwillige Freizeit, "Hartz IV wird fünf", zum anderen eben mich mit Schule beschäftigt, wie Sie eingangs sagten, also Bildung, Rohstoff Bildung, was passiert damit, und dann eben Sport als ganz zentrales Thema, habe mehrere Fußballspiele dort besucht, um die Stimmung einzufangen, die natürlich auch ähnlich ist wie woanders. Letztendlich heißt dann auch eine Arbeit "Auf Wiedersehen", und eine andere ist dann für die Freunde der dritten Halbzeit. Ich denke, es gibt noch weitere Themen, in diesem Zusammenhang die Medien und die Medienöffentlichkeit, die eben in zwei anderen, wie eingangs beschrieben, Installationen die Situation darstellen.
Meyer: Von dem Schulprojekt haben wir ja vorhin auch gehört, von der Installation aus Schulbänken, aus Schulmobiliar, die Sie erstellt haben und wo Sie vorher Schüler drauf losgelassen haben auf diese Gegenstände, die Sie bearbeitet haben, könnte man sagen. Warum war Ihnen das wichtig, dass da echte Schüler beteiligt sind?
Metzel: Wissen Sie, die Kreativität, diese Spannung, die können Sie als Künstler gar nicht machen und das ist natürlich auch dann wieder so was Ähnliches wie die Künstlichkeit von Kunst. Das heißt, Sie entwickeln ein Konzept, besorgen sich Schultische und verteilen die dann, und sehen, was dabei herauskommt.
Als Künstler bewahrt man sich immer eine gewisse Neugier. Es gibt natürlich dann die üblichen Sprüche, die wir damals auch schon drauf hatten. Es geht um (…) Aggression, es geht aber auch um mehr, um die Kreativität, um die Künstlichkeit oder die Kunst, oder: Wo fängt die Kunst an, wo hört sie auf, gibt es da Übergänge, ist es etwas Fließendes, kann man es so sehen?
Also, Art Brut ist ein Vergleichsbegriff aus der Kunstgeschichte, das Ganze eben von Künstlern in Duisburg und in München bewerkstelligt, und dann zu einer Installation zusammengefasst, im Museum ein, sagen wir mal, erweitertes Klassenzimmer.
Meyer: Deutschlandradio Kultur, wir reden mit Olaf Metzel anlässlich seiner Ausstellung "Noch Fragen?", die morgen in Duisburg eröffnet wird. Sie sind ja nun mit Ihren Installationen in einem Museum, sonst haben Sie ja durchaus auch Schlagzeilen gemacht mit Ihren Kunstprojekten, wenn Sie in die Öffentlichkeit gegangen sind.
Ich habe schon mal kurz erwähnt, Ihre Umbauung des Schönen Brunnens in Nürnberg im Jahr 2006, da haben ja einige ältere Nürnberger damit gedroht, Ihren Schönen Brunnen zu besetzen, damit Sie nicht Ihre hässlichen Stadionsitze da aufbauen können. Jetzt sind Sie im Schutzraum Museum angekommen. Muss man das als eine Art Rückzug verstehen?
Metzel: Nein, mir war ganz wichtig anlässlich der ganzen Veranstaltung, das heißt also Kulturhauptstadt 2010, einmal nicht etwas in der Öffentlichkeit zu machen, nicht auf dem Berg oder auf der Halde oder irgendwo am Ufer etwas hinzustellen, sondern zunächst mal die gesamte Situation, ja, wenn Sie so wollen, zu kartografieren.
Und das kann man, glaube ich, nicht mit einer Arbeit machen. Mir ging es ums Umfassende und gleichzeitig auch ältere Arbeiten wie zum Beispiel zum Thema Sport einzubinden in neue Projekte. Oder eben die Arbeit "Noch Fragen?", die mittlerweile zwölf Jahre alt ist und leider immer noch sehr, sehr aktuell, das heißt, das Thema Aggression, Gewalt und so weiter.
Meyer: Was immer mit Ihnen verbunden wird, Olaf Metzel, das ist einmal eben die Kunst im öffentlichen Raum und andererseits aber auch dieses Schlagwort Provokation. Man findet auch jetzt wieder im Begleittext zu Ihrer Ausstellung den Satz "Olaf Metzel arbeitet nach dem Prinzip Produktion ist gleich Provokation."
Ich weiß jetzt nicht, wie Sie sich selbst als Provokateur verstehen oder nicht verstehen, aber habe mich gefragt: Heutzutage, wo Provokation so allumfassend geworden ist – in den Talkshows der Privatsender wird jeden Tag vor sich hin provoziert, in der Musik wird viel mit Provokation gearbeitet, auch in der Politik –, hat sich dadurch das Konzept Provokation in der Kunst, hat sich das überholt?
Metzel: Ich weiß nicht, aus welcher Richtung das nun wieder kommt oder geschrieben worden ist. Ich meine, ich muss mir anhören, intellektueller Hooligan, Anarchodesign und Ähnliches mehr, also, es geht ja so in die Richtung. Natürlich will man Schlagwörter, Schlagzeilen, und ich habe das eigentlich auch zum Thema gemacht in einer anderen Arbeit, die den Titel hat "Und dann noch das Wetter", das heißt, die Schlagzeilen der Zeitungen, und wenn Sie die mal aufmerksam lesen – ich hatte fünf oder sechs Zeitungen abonniert, nicht nur aus der Region –, dann kommen Sie vielen Themen schon näher und begreifen diese ganz anders.
Und ich habe versucht, das geradezu mit Fotos und allem in einer malerischen Qualität aufzulösen, und ich weiß nicht, ob das provoziert oder ob man eigentlich noch mal einen anderen Zugang zur Kunst kriegt. Und eins ist ja klar: Guter Wille ist das Gegenteil von guter Kunst.
Meyer: "Noch Fragen?", die Ausstellung mit Arbeiten des Bildhauers Olaf Metzel wird morgen im Museum Küppersmühle in Duisburg eröffnet, dort ist sie dann bis zum 24. Mai zu sehen und anschließend im Bremer Museum Weserburg. Herr Metzel, vielen Dank für das Gespräch!
Metzel: Ja, darf ich das noch ergänzen, dass auch weitere Arbeiten von mir im Lehmbruck Museum zu sehen sind, also auch in Duisburg, und so eigentlich noch mal eine wunderbare Kooperation stattgefunden hat zwischen den beiden Museen? Jetzt ist Duisburg immer noch nicht wieder angekommen in der ersten Liga, aber museal, würde ich sagen, schon.
Meyer: Also, Olaf-Metzel-Festspiele in Duisburg. Ich danke Ihnen!
Metzel: Danke auch.