"So eine Figur gibt es heute nicht mehr"

18.10.2012
Der Regisseur Dieter Wedel würdigt den verstorbenen Drehbuchautor Wolfgang Menge als Erfinder neuer Formen des Fernseherzählens und Schöpfer wunderbarer Figuren. Zugleich kritisiert Wedel eine verbreitete Mutlosigkeit unter heutigen TV-Machern.
Im Deutschlandradio Kultur erinnerte Dieter Wedel an die Kultserie "Ein Herz und eine Seele": Ekel Alfred und dessen Familie seien zu "unvergänglichen Figuren der Deutschen" geworden, die jeder kenne. "Wenn man das schafft, dann ist man ein großer Autor", sagte Wedel.

Mit "Stahlnetz" habe Menge letztlich den Vorläufer des "Tatorts" entwickelt. Rückblickend müsse man sagen: "So eine Figur gibt es heute nicht mehr." Heutzutage, so Wedel, zeichne der Deutsche Fernsehpreis nicht einmal mehr Fernsehautoren aus, weil diese Kategorie den kommerziellen Sendern "nicht wichtig genug" sei. Aber gerade mit Blick auf den Tod Wolfgang Menges sollte man sagen: "Inhalte dauern dann doch noch ein bisschen länger als irgendwelche Spiele und irgendwelche Castingshows."

Scharf kritisierte der Regisseur private wie öffentlich-rechtliche Sender: Dort seien Angst vor schlechter Quote und Misserfolg "ein vorherrschendes Gefühl". Nacht Ansicht Wedels würde Menge heute stören: "Er war viel zu eigen." Dennoch riskiere manch einer auch heute noch etwas – aber nicht so, dass dann ein Name wie Wolfgang Menge sich einpräge und ein "Synonym für eine bestimmte Qualität" werde: "Er war einer der wirklich bedeutenden ( ... ) deutschen Autoren, der trotzdem Humor hatte, und zwar einen kräftigen, manchmal auch bissigen, einen zynischen, aber gerade dieser Humor, der hat ihn ja auch so außerordentlich bemerkenswert gemacht", sagte Wedel.

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