Essen vor der Kamera
Von jeder Mahlzeit ein Foto machen und es in den Sozialen Medien verwenden, nennt sich "food porn" - "Essenspornographie". In Süd-Korea geht der Hype ums Essen noch weiter. Beim "Mukbang" schmatzen Menschen live vor der Kamera und Tausende schauen täglich zu.
Dass das Internet zum großen Teil aus Pornographie besteht, ist eine Binsenweisheit. Das lustvolle Zuschauen kann aber auch andere Bereiche des menschlichen Zusammenlebens erreichen: Das Essen zum Beispiel.
Sascha Lobo erwähnt das Phänomen im April in seinem Blog auf Spiegel.de. Er spricht von einer…
Sascha Lobo erwähnt das Phänomen im April in seinem Blog auf Spiegel.de. Er spricht von einer…
"Flucht ins Essen vor der anstrengenden, komplexen, aggressiven Welt. Ein Gegengewicht, zu dem jeder eine Beziehung aufbauen und eine Meinung haben kann."
Da scheint es nur folgerichtig, das Social Media nun das "Social Eating" hervorgebracht hat. Zwar war das Essen früher schon einmal eine soziale Angelegenheit, aber jetzt heißt es anders. Die Streaming-Plattform twitch.tv – bislang vor allem Heimstatt der let’s play-community – bietet seit neuestem auch einen Kanal mit "Social Eating" an. Auf der Seite heißt es dazu: "Social Eating wurde als Kategorien-Experiment eingeführt, um einen Raum für Inhalte zu bieten, die unsere Community nachgefragt hat."
"Ach ja, für alle Neuangekommenen – ich hatte heute Kartoffelsuppe, kleine Süppchen als Vorspeise, dazu Schwenkkartoffeln, Currywurst und nen Krautsalat und als Nachtisch gibt’s nen Leckermäulchen-Puddings. Is übrigens mein 13. Mukbang und das Motto heute ist Convenience-Food. Wohl bekommt’s."
Dieses Experiment lässt sich hierzulande noch etwas träge an. In Süd-Korea kennt man das Phänomen seit Beginn des Jahrzehnts unter der Bezeichnung "Muk-Bang": Ein Kunstwort aus den koreanischen Wörtern für "Essen" und "Sendung". Die Protagonisten nennen sich – das ist kein Witz "BJs", kurz für "Broadcast Jockeys". Das Netz ist voll von ihnen, und viele von ihnen sind bereits kleine Berühmtheiten.
"Ach ja, für alle Neuangekommenen – ich hatte heute Kartoffelsuppe, kleine Süppchen als Vorspeise, dazu Schwenkkartoffeln, Currywurst und nen Krautsalat und als Nachtisch gibt’s nen Leckermäulchen-Puddings. Is übrigens mein 13. Mukbang und das Motto heute ist Convenience-Food. Wohl bekommt’s."
Dieses Experiment lässt sich hierzulande noch etwas träge an. In Süd-Korea kennt man das Phänomen seit Beginn des Jahrzehnts unter der Bezeichnung "Muk-Bang": Ein Kunstwort aus den koreanischen Wörtern für "Essen" und "Sendung". Die Protagonisten nennen sich – das ist kein Witz "BJs", kurz für "Broadcast Jockeys". Das Netz ist voll von ihnen, und viele von ihnen sind bereits kleine Berühmtheiten.
Unmengen von Take-Away-Essen
Manche kochen selbst vor laufender Kamera, die meisten aber schaufeln Unmengen von Take-Away-Essen in sich hinein. Oft beginnt die Übertragung mit der Anlieferung des Essens. Die meisten der BJs sind weiblich und zwischen 20 und 25. Während des Essens antworten sie auf Chat-Anfragen der Community. Das Geschäftsmodell beruht auf Spenden der Zuschauer.
Warum macht man so etwas? Ein BJ erklärt: Gemeinsames Essen nach getaner Arbeit sei integraler Bestandteil der Koreanischen Kultur gewesen. Heute gäbe es viele einsame, vereinzelte Menschen, die es nicht ertragen würden, alleine zu essen. Und diese würden sich eben diese Streams ansehen. Zudem sei die Südkoreanische Gesellschaft einfach technikversessen, das Leben findet mehr als anderswo am Smartphone statt. Und: man hat einen Hang zu Celebrities, zu denen die BJs essend heranwachsen.
Die Zuschauerzahlen schnellten in die Höhe
BJ Wang Joo ist 25 und hat bislang über 38.000 Stunden live vor der Kamera gegessen. Sie kam zufällig zu Mukbang. Sie streamte über ihr Alltagsleben. Eines Abends war sie so hungrig, dass sie vor der Kamera aß. Die Zuschauerzahlen schnellten in die Höhe.
Wenn sie aber erwähnt, ihre Fans würden es vor allem mögen, wenn sie Hühnchenknochen abnagt, oder wenn man BJ Hanna zusieht, wie sie eine gigantische Wurst schlürfend und schmatzend vertilgt, dann ahnt man, das hier auch eine gehörige Portion Fetischismus im Spiel sein muss.
"Mit vollem Mund spricht man nicht!" hieß es in meiner Kindheit. Ja, Mama, aber in Korea verdient man damit Geld und wird berühmt. Auch wenn einige der Mukbanger mittlerweile ziemlich abgegessen aussehen. Ich für meinen Teil nutze die Videos als diätförderne Maßnahme: Zehn Minuten MukBang – und der Appetit ist weg.
"So, kommen wir zum schlechten Pudding, essen den noch… der is echt Scheiße!"
"Mit vollem Mund spricht man nicht!" hieß es in meiner Kindheit. Ja, Mama, aber in Korea verdient man damit Geld und wird berühmt. Auch wenn einige der Mukbanger mittlerweile ziemlich abgegessen aussehen. Ich für meinen Teil nutze die Videos als diätförderne Maßnahme: Zehn Minuten MukBang – und der Appetit ist weg.
"So, kommen wir zum schlechten Pudding, essen den noch… der is echt Scheiße!"