Social Media im Vatikan

Jede Menge Tweets, aber Kommentare laufen ins Leere

Der Papst lächelt im weißen Gewand und mit umgehängter Kreuzkette vor einer weißen Wand in die Kamera.
Der erste twitternde Papst: Franziskus © picture alliance/ dpa/
Von Jan-Christoph Kitzler |
Der Papst twittert, der Papst ist auf Instagram - der Vatikan tastet sich an die sozialen Netzwerke heran. Notwendig sei das heute, weiß man dort. Doch es wird auch deutlich, wie sehr der Vatikan mit dieser Art der Kommunikation noch immer fremdelt. Interaktion? Fehlanzeige.
Kommunikation im Vatikan ist eine Sache für sich. Nicht selten läuft sie immer noch, wie schon seit Jahrhunderten. Texte werden veröffentlicht, und das Kirchenvolk kann sie dann zur Kenntnis nehmen. Und doch hat sich etwas geändert: Die Kirche in Rom macht inzwischen recht erfolgreiche Versuche in den sozialen Netzwerken, denn auch für den Papst und seine Mitstreiter ist klar: Man muss auf Twitter und Co. präsent sein. So sieht es auch Bernd Hagenkord, Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan.
"Ich glaube, wenn man sich heute nicht auf die 140 Zeichen einlässt, dann verrät man die frohe Botschaft. Starkes Wort vielleicht, aber die frohe Botschaft will ja verkündet werden, in den Sprachen, die es nun mal gibt. Und das ist eine Sprache, die es gibt, also muss ich mich da rein begeben. Das hat eigene Herausforderungen, ich muss aufpassen. dass ich's nicht verkürze, aber ich würde sagen: heute geht's nicht mehr ohne."
Das ist ja schließlich auch die Pfingstbotschaft: In der Geschichte der Bibel wurden die Jünger Jesu losgeschickt, um das Evangelium in vielen Sprachen zu verkünden. Und so twittert der Papst heute eben in sechs Sprachen, die Jünger heißen heute Follower, über 27 Millionen davon hat Papst Franziskus auf Twitter. Das was eigentlich die sozialen Medien ausmacht, findet dort allerdings nicht statt: Interaktion. Zwar gibt es unter den über 800 Tweets des Papstes haufenweise Kommentare, davon auch sehr viele kirchenkritische, aber der Vatikan reagiert darauf nicht.

Noch fehlt eine Strategie

Es ist der Versuch, auch diese Kanäle zu bespielen, neuerdings ist der Papst mit schmucken Fotos auch auf Instagram. Eine richtige Strategie steckt aber noch nicht dahinter:
"Es ist sehr unübersichtlich, wenn man sich selber mal ein bisschen herumtreibt und versucht, den Vatikan, die Themen, die Kirche präsent zu machen, da gibt es so unendlich viel Verwirrung und verschiedene Sachen. Aber da muss man eben mal Mut zur Lücke haben und es ausprobieren. Social Media funktioniert ja auch so: Das, was wichtig ist, dringt durch. Das ist ja keine Frage von Strategie, sondern ob die User, ob die Leute mitmachen, das akzeptieren, weitergeben oder nicht. Daher muss man sich eben so ein bisschen ausliefern. Man gibt die Kontrolle ab. Das gehört eben auch dazu."
Man muss sich übrigens nicht vorstellen, dass sich Papst Franziskus selber an Computer, Smartphone oder Tablet setzt, um seine Tweets zu verschicken. Aber wie man hört, entscheidet er immerhin über die Sätze, die seine Mitarbeiter ihm vorlegen, wie diesen gestern, der an die Ordensleute der katholischen Kirche gerichtet war: "Rüttelt die Welt wach! Seid Zeugen einer anderen Art zu leben, zu handeln und zu leben!"

Hin und wieder starke Zweifel

Die komplizierte Medienlandschaft im Vatikan steckt gerade in einem Reformprozess, und Dario Edoardo Vigano, ein Kuriengeistlicher, der das neue Kommunikationssekretariat leitet, weiß, dass die sozialen Medien dabei eine wichtige Rolle spielen:
"Wir müssen eine Sprache lernen, die für die jeweiligen Medien, die wir benutzen, richtig ist. Twitter läuft sehr gut, Instagram auch. Es gibt offensichtlich eine große Nähe von einigen Fotos des Papstes mit den Usern, oder auch mit anderen Inhalten, Videos vom Papst, die wir posten."
Aber dann kommen dem Beobachter hin und wieder doch starke Zweifel: zum Beispiel dann, wenn eine Mail, die man an das Kommunikationssekretariat schreibt im Nirvana endet. Kommunikation als direkter Austausch ist dem Vatikan offenbar an vielen Stellen immer noch fremd – auch in der Behörde, die dafür zuständig ist. Aber der Papst twittert weiter. Und seine Follower werden immer mehr.
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