Social-Media-Plattform Odysee

Das neue YouTube für Rechte?

07:05 Minuten
Nahaufnahme eines Computermonitors, auf dem ein Videoschnittprogramm läuft.
Auf Odysee wird weniger moderiert als auf den großen Videoplattformen wie YouTube. Darum sammeln sich dort immer mehr Rechtsextreme. © Unsplash / Peter Stumpf
Paula Matlach im Gespräch mit Vera Linß und Tim Wiese |
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Lange konnten rechtsextreme Inhalte auf Plattformen wie YouTube und Facebook ungehindert veröffentlicht werden. Gesetzesänderungen erschweren das nun. Menschen aus dem rechten Spektrum suchen nach Alternativen und werden fündig.
Rechte und Rechtsextreme, deren rechtswidrige Inhalte zunehmend von großen Plattformen wie YouTube gesperrt werden, haben offensichtlich eine Alternative gefunden: Odysee. So ist diese sogenannte alternative Social-Media-Plattformen von Forschenden des ISD Germany im Rahmen des vom Bundesministerium für Justiz geförderten Projektes „Radikalisierung in rechtsextremen Online-Subkulturen entgegentreten“ als solche identifiziert worden.
Das Videohosting-Portal, das sich als YouTube-Alternative vermarktet und ähnliche Funktionen erfüllt, basiert auf Blockchain-Technologie, um plattformeigene Möglichkeiten zur Monetarisierung bereitzustellen. Es bietet Mechanismen an, wodurch finanzielle Anreize geboten werden, um mit den Inhalten zu interagieren.

Geld fürs Liken und Veröffentlichen von Posts

Diese „incentivised“ Plattformen sind also so aufgebaut, dass Nutzerinnen und Nutzer durch die Auszahlung von Kryptowährungen für ihre Aktivität auf dem jeweiligen Portal belohnt werden – zum Beispiel für das Veröffentlichen, Liken und Verbreiten von Posts. Zusätzlich soll es auch eine Art monatliches Abomodell geben, mit dem Nutzerinnen und Nutzer die Plattform direkt unterstützen können, erklärt Paula Matlach, die als ISD-Germany-Analystin an der Studie über Odysee mitgearbeitet hat.
Nach Erkenntnissen von ISD Germany wird die Plattform grundsätzlich von unpolitischen und politischen Nutzerinnen und Nutzern frequentiert und ist „relativ divers aufgestellt“, sagt Paula Matlach: „Es ist trotzdem so, dass wir eben feststellen können, dass sich innerhalb der rechten Szene gerne auf Odysee mittlerweile angesiedelt wird, weil dort weniger moderiert wird als zum Beispiel auf großen Plattformen.“

Richtlinien werden nicht konsequent durchgesetzt

Zwar gebe es auch bei Odysee Community-Richtlinien, die bestimmte Inhalte einschränken sollen, sagt Matlach. Nach ihren Beobachtungen werden diese aber nicht konsequent durchgesetzt. Die Analysten vermuten, weil Odysee aktuell wohl nicht mehr als zwei Millionen inländische Nutzerinnen und Nutzer nachweisen könne, sei die Plattform auch nicht dazu verpflichtet, nach dem NetzDG Rechts- und Löschpflichten zu erfüllen.
Doch auch wenn Odysee noch eine sehr kleine Plattform ist, spiele sie im rechten Spektrum eine Rolle, gibt Paula Matlach zu bedenken: „Obwohl sie noch so klein ist, konnten wir feststellen, dass bei nur 53 Accounts, die wir untersucht haben, diese Accounts über die letzten 16 Monate ungefähr 122.000 US-Dollar verdient haben.“

Bundesinnenministerium soll aktiv werden

Deshalb empfiehlt das ISD Germany dem Bundesinnenministerium, in den Aktionsplan gegen Rechtsextremismus, in dem Finanzierungsmöglichkeiten wie Konzerte, Festivals, Musik und andere Produkte aufgelistet werden, auch digitale Finanzierungsmöglichkeiten wie die von Odysee mitaufzunehmen: „Damit die eben nicht einfach unbeobachtet weiterlaufen können“, sagt Paula Matlach.

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