"Ziemlich unverschämt"
07:53 Minuten
Die Pflegewissenschaftlerin und DBfK-Präsidentin Christel Bienstein kritisiert Markus Söders Forderung nach einer Impfpflicht für Pflegekräfte scharf: Das Krankenhauspersonal werde von bayerischen Ministerpräsidenten an den Pranger gestellt.
Es werde keine Impfpflicht geben, das hat Gesundheitsminister Jens Spahn immer wieder betont. Nun aber denkt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wieder über eine mögliche Impfpflicht für Pflegekräfte nach. Die Begründung: Zu viele Pflegekräfte und Krankenhauspersonal seien nicht bereit, sich gegen Corona impfen zu lassen.
Aus Sicht der Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK), Christel Bienstein, ein Unding: "Ich finde das ziemlich unverschämt", kommentiert sie den Vorstoß.
Ein Pranger für das Pflegepersonal
Söder suche offenbar jemanden, der erklärt, warum die Coronazahlen bei ihm in den Seniorenheimen im Land so hoch seien. Und er versuche nach Biensteins Ansicht, "das auf diese Gruppe der Pflegenden zu übertragen und die an den Pranger zu stellen."
Jetzt die Berufsgruppe der Pflegenden herauszusuchen, die zuvor dafür gesorgt habe, dass Deutschland Corona "so gut" überstanden habe. "Das gehört sich einfach nicht."
Der Wunsch nach Impfung ist da
Weswegen einige Pflegekräfte kritisch gegenüber der Corona-Impfung eingestellt sind? – Dazu gebe es keine verlässliche Studien oder Umfragen, sagt Bienstein. Sie gehe aber davon aus, dass es ähnliche Gründe sind wie in der Gesamtbevölkerung. "Verstehen kann ich das leider nicht."
Insgesamt erlebe sie aber, dass das Personal in der Notaufnahme und auf Intensivstationen dringend geimpft werden möchte. Auch in Altenheimen sei dies der Fall. Vor allem, wenn die Heimleitung gut über das Thema Corona aufkläre. Wichtig sei es daher, ausreichend Informationen zur Verfügung zu stellen.
(lkn)