Solidarität für Flüchtlinge in der Wirtschaftskrise
Die Einwohner der griechischen Insel Lesbos haben selbst Flüchtlingswurzeln. Daher halten sie es für selbstverständlich, Neuankömmlingen aus ihren Schlauchbooten zu helfen, sie mit Medikamenten und Kleidung zu versorgen. Dafür haben sie ein enges Netzwerk aufgebaut.
Später Nachmittag in der zentralen Polizeistation auf der Insel Lesbos. Ein junges Paar in triefnasser Kleidung sitzt zitternd im großen Wartesaal. In den frühen Morgenstunden ist es zusammen mit einer Gruppe von weiteren Flüchtlingen aus Afghanistan im Norden der Insel angekommen. 28 Menschen zusammengequetscht in einem kleinen Schlauchboot. Der Vater hält seine vierjährige Tochter in den Armen, das Kind kämpft mit hohem Fieber:
"Bei der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland lief das Schlauchboot mit Wasser voll, es war sehr gefährlich",
sagt er. Auch seine Tochter ist vom Kopf bis zu den Füßen nass, genau wie alle anderen, die völlig erschöpft hier warten. Stundenlang sind sie vom Ufer aus in den Bergen der Insel herumgeirrt, bis sie schließlich auf eine Hauptverkehrsstraße stießen. Dort griff sie dann eine Polizeistreife auf, brachte sie hierher.
Nach kurzer Zeit werden die Flüchtlinge von der Polizei in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Dort betritt eine energische Frau den Wartesaal. Efi Latzudi. Sie begrüßt die Flüchtlinge und schaut besorgt auf das Kind:
"Wie viele Tage hat sie nichts gegessen? Wenn der Magen leer ist, können wir Milch und Kekse bringen. Wir bereiten etwas vor, wenn ihr Essen braucht."
"Bei der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland lief das Schlauchboot mit Wasser voll, es war sehr gefährlich",
sagt er. Auch seine Tochter ist vom Kopf bis zu den Füßen nass, genau wie alle anderen, die völlig erschöpft hier warten. Stundenlang sind sie vom Ufer aus in den Bergen der Insel herumgeirrt, bis sie schließlich auf eine Hauptverkehrsstraße stießen. Dort griff sie dann eine Polizeistreife auf, brachte sie hierher.
Nach kurzer Zeit werden die Flüchtlinge von der Polizei in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Dort betritt eine energische Frau den Wartesaal. Efi Latzudi. Sie begrüßt die Flüchtlinge und schaut besorgt auf das Kind:
"Wie viele Tage hat sie nichts gegessen? Wenn der Magen leer ist, können wir Milch und Kekse bringen. Wir bereiten etwas vor, wenn ihr Essen braucht."
Nahezu täglich vernetzen sich die Männer und Frauen von Lesbos
Die 44-jährige Frau mit den braunen Locken ist Mitbegründerin eines Solidaritätsnetzwerkes, das sich um Flüchtlinge und verarmte Bürger der Insel kümmert. Weil die Zahl der Flüchtlinge in den vergangenen Monaten so rasant angestiegen ist, haben die Inselbewohner für sie ein offenes, selbstorganisiertes Lager eingerichtet. Nahezu täglich vernetzen sich die Männer und Frauen von Lesbos, um neu ankommenden Flüchtlingen zu helfen.
So auch heute. Als ein Dorfbewohner im Norden der Insel Efi über die Ankunft der afghanischen Flüchtlinge informiert. Und sie zusammen mit Maria, einem anderen Mitglied des Solidaritätsnetzwerkes, trockene Kleider und warmes Essen organisiert.
"Diese Menschen brauchen sehr wenig, um sich einigermaßen wohl zu fühlen in der Zeit, in der sie hier sind. Das Wichtigste meiner Meinung nach ist, dass jemand ihnen zuhört. Darüber hinaus bekommen sie von uns Infos über den Ort, an dem sie angekommen sind. So können sie mit ihrer großen Angst vor dem Unbekannten besser umgehen."
Bevor sie ins Krankenhaus fuhr, hat Efi noch Pfarrer Nikolaos Mavroudis angerufen. Wenig später steht auch er in der Klinik, mit Plastiktüten voller Kleidungsstücke. Der junge Priester drückt der Familie einen Stapel Kinderpullover und Hosen in die Hand, verteilt dann dicke Pullover und Socken an die anderen Flüchtlinge. Die Mitglieder meiner Gemeinde, sagt er, helfen wo sie können:
"Wir haben kein Problem mit den Fremden. Die meisten von uns haben Wurzeln in Kleinasien. Wir wissen aus Erzählungen unserer Großeltern, was es bedeutet, Flüchtling zu sein."
Efi wohnt seit zwölf Jahren auf Lesbos zusammen mit ihrer Familie. Zur Zeit ist sie arbeitslos. Als vor ein paar Jahren noch das berüchtigte Haftlager Pagani auf Lesbos in Betrieb war, beginnt sie, sich für die Rechte der Flüchtlinge einzusetzen. 2009 wird Pagani nach mehreren Revolten der Insassen und heftigen Protesten von Mitgliedern internationaler Menschenrechtsorganisationen geschlossen:
"Ich habe mich damit beschäftigt, als mir bewusst wurde, dass ich in einer Stadt mit einem Haftlager lebe, über das wir nichts wussten und nicht sprechen wollten und mit einem Friedhof, der voll mit Menschen ist, die ihr Leben in der Ägäis verloren haben."
"Amiri Mohamed, Amiri Masid , Naourozi Mahram"
Ein Polizist ruft jetzt nacheinander die Namen der Flüchtlinge auf, die zur Untersuchung gelassen werden. Eine 50-jährige Frau mit schwarzem Kopftuch trägt um beide Hände einen Verband, die Ärztin verweist sie direkt an den Chirurgen. Ihr Sohn begleitet sie zur Notaufnahme.
"Auf dem Weg durch den Iran in die Türkei sind wir 14 Stunden in den Bergen gelaufen. Es hat stark geschneit und ihre Finger sind eingefroren. Als wir dann in der Türkei ankamen, hat sie ihre Hände an einem Feuer gewärmt, dabei ist ihre Haut aufgeplatzt."
So auch heute. Als ein Dorfbewohner im Norden der Insel Efi über die Ankunft der afghanischen Flüchtlinge informiert. Und sie zusammen mit Maria, einem anderen Mitglied des Solidaritätsnetzwerkes, trockene Kleider und warmes Essen organisiert.
"Diese Menschen brauchen sehr wenig, um sich einigermaßen wohl zu fühlen in der Zeit, in der sie hier sind. Das Wichtigste meiner Meinung nach ist, dass jemand ihnen zuhört. Darüber hinaus bekommen sie von uns Infos über den Ort, an dem sie angekommen sind. So können sie mit ihrer großen Angst vor dem Unbekannten besser umgehen."
Bevor sie ins Krankenhaus fuhr, hat Efi noch Pfarrer Nikolaos Mavroudis angerufen. Wenig später steht auch er in der Klinik, mit Plastiktüten voller Kleidungsstücke. Der junge Priester drückt der Familie einen Stapel Kinderpullover und Hosen in die Hand, verteilt dann dicke Pullover und Socken an die anderen Flüchtlinge. Die Mitglieder meiner Gemeinde, sagt er, helfen wo sie können:
"Wir haben kein Problem mit den Fremden. Die meisten von uns haben Wurzeln in Kleinasien. Wir wissen aus Erzählungen unserer Großeltern, was es bedeutet, Flüchtling zu sein."
Efi wohnt seit zwölf Jahren auf Lesbos zusammen mit ihrer Familie. Zur Zeit ist sie arbeitslos. Als vor ein paar Jahren noch das berüchtigte Haftlager Pagani auf Lesbos in Betrieb war, beginnt sie, sich für die Rechte der Flüchtlinge einzusetzen. 2009 wird Pagani nach mehreren Revolten der Insassen und heftigen Protesten von Mitgliedern internationaler Menschenrechtsorganisationen geschlossen:
"Ich habe mich damit beschäftigt, als mir bewusst wurde, dass ich in einer Stadt mit einem Haftlager lebe, über das wir nichts wussten und nicht sprechen wollten und mit einem Friedhof, der voll mit Menschen ist, die ihr Leben in der Ägäis verloren haben."
"Amiri Mohamed, Amiri Masid , Naourozi Mahram"
Ein Polizist ruft jetzt nacheinander die Namen der Flüchtlinge auf, die zur Untersuchung gelassen werden. Eine 50-jährige Frau mit schwarzem Kopftuch trägt um beide Hände einen Verband, die Ärztin verweist sie direkt an den Chirurgen. Ihr Sohn begleitet sie zur Notaufnahme.
"Auf dem Weg durch den Iran in die Türkei sind wir 14 Stunden in den Bergen gelaufen. Es hat stark geschneit und ihre Finger sind eingefroren. Als wir dann in der Türkei ankamen, hat sie ihre Hände an einem Feuer gewärmt, dabei ist ihre Haut aufgeplatzt."
Die Haft der Flüchtlinge kann bis zu 18 Monate dauern
Efi mischt sich ein, spricht mit dem Chirurgen. Die Frau hat schwere Frostbeulen. Eventuell müssen ein oder mehrere Finger amputiert werden. Für die anderen Flüchtlinge ist der Krankenhausbesuch bereits zu Ende, ein Polizist bringt sie zurück auf die Polizeistation und dort in Zellen. Der Grund für ihre Haft: Illegale Einreise.
Die Haft kann bis zu 18 Monate dauern. Afghanen oder andere Gruppen aus Kriegsgebieten können nicht abgeschoben werden. Falls sie keinen Asylantrag stellen, werden sie meistens nach ein paar Tagen freigelassen mit einem Stück Papier, das sie auffordert, innerhalb von 30 Tagen das Land zu verlassen.
Efi und Maria stehen am Ausgang der Klinik, besprechen sich. Sie überlegen, wer Antibiotika besorgen könnte und wo sie möglichst schnell Schlafsäcke und Schuhe her bekommen. Wenig später steigt Maria in ihr Auto und fährt in einen kleinen Ort ein paar Kilometer weiter:
In dem Ort hat Pfarrer Evstratios Dimou in einer verlassenen Bungalow-Einrichtung ein Sammel-Lager eingerichtet. Das Schwimmbecken ist leer, der Garten wuchert wild. In den dunklen Räumen stapeln sich Kartons mit Schuhen, Hosen, Jacken, Schlafsäcken und Lebensmitteln. Trotzt der schweren Wirtschaftskrise bringen die Gemeindemitglieder immer noch Spenden, erzählt er.
"Die Menschen geben von dem wenigen, was sie noch besitzen. Und ich hoffe, dass das so bleibt. Egal, ob die Armen aus Lesbos oder von der gegenüberliegenden Küste kommen. Es ändert nichts. Das, was wir hier versuchen, ist uns gegenseitig Hoffnung zu machen."
Maria belädt das Auto mit Schlafsäcken und Schuhen und macht sich auf den Weg zur Polizeistation. Mittlerweile ist es spät. Als sie am Telefon erfährt, dass ein Apotheker, ebenfalls Mitglied des Solidaritätsnetzwerkes, Antibiotika für die Flüchtlinge abgegeben hat, breitet sich ein sanftes Lächeln auf ihrem Gesicht aus:
"Dieses Netzwerk hat viele und verschiedene Menschen zusammengebracht, was wir so nicht erwartet haben. Schulklassen, Unternehmer, Einzelpersonen. Dass sie alle Verantwortung übernehmen und bei den Aktivitäten mitmachen, das ist doch der beste Schutzwall gegen fremdenfeindliche Entwicklungen und Ideologien."
Die Haft kann bis zu 18 Monate dauern. Afghanen oder andere Gruppen aus Kriegsgebieten können nicht abgeschoben werden. Falls sie keinen Asylantrag stellen, werden sie meistens nach ein paar Tagen freigelassen mit einem Stück Papier, das sie auffordert, innerhalb von 30 Tagen das Land zu verlassen.
Efi und Maria stehen am Ausgang der Klinik, besprechen sich. Sie überlegen, wer Antibiotika besorgen könnte und wo sie möglichst schnell Schlafsäcke und Schuhe her bekommen. Wenig später steigt Maria in ihr Auto und fährt in einen kleinen Ort ein paar Kilometer weiter:
In dem Ort hat Pfarrer Evstratios Dimou in einer verlassenen Bungalow-Einrichtung ein Sammel-Lager eingerichtet. Das Schwimmbecken ist leer, der Garten wuchert wild. In den dunklen Räumen stapeln sich Kartons mit Schuhen, Hosen, Jacken, Schlafsäcken und Lebensmitteln. Trotzt der schweren Wirtschaftskrise bringen die Gemeindemitglieder immer noch Spenden, erzählt er.
"Die Menschen geben von dem wenigen, was sie noch besitzen. Und ich hoffe, dass das so bleibt. Egal, ob die Armen aus Lesbos oder von der gegenüberliegenden Küste kommen. Es ändert nichts. Das, was wir hier versuchen, ist uns gegenseitig Hoffnung zu machen."
Maria belädt das Auto mit Schlafsäcken und Schuhen und macht sich auf den Weg zur Polizeistation. Mittlerweile ist es spät. Als sie am Telefon erfährt, dass ein Apotheker, ebenfalls Mitglied des Solidaritätsnetzwerkes, Antibiotika für die Flüchtlinge abgegeben hat, breitet sich ein sanftes Lächeln auf ihrem Gesicht aus:
"Dieses Netzwerk hat viele und verschiedene Menschen zusammengebracht, was wir so nicht erwartet haben. Schulklassen, Unternehmer, Einzelpersonen. Dass sie alle Verantwortung übernehmen und bei den Aktivitäten mitmachen, das ist doch der beste Schutzwall gegen fremdenfeindliche Entwicklungen und Ideologien."