Eine Veranstaltung in Medienpartnerschaft mit dem Deutschen Institut für Menschenrechte. Aufzeichnung vom 27.09.2022, Museum für Kommunikation in Berlin.
Zusammenleben
Zusammen geht es besser: Solidarität zu üben erhöht die Chancen, sie auch zu erhalten, wenn man sebst in einer Notlage ist. © imago / Ikon Images / Stuart Kinlough
Solidarität in der Krise
54:43 Minuten
Je mehr Krisen um uns herum entstehen, desto wichtiger wird Solidarität. Sie wird uns abverlangt, aber auch wir selbst sind zunehmend auf sie angewiesen. Gibt es sie für alle? Oder ist Solidarität eine Ressource, die endlich ist?
Der Krieg in der Ukraine, die Klimakrise, die Coronapandemie, Armut, Flucht oder das Erstarken der Rechten in Europa und der Welt: Es scheint, als wachsen die Krisen, die uns und andere auf die eine oder andere Weise betreffen, wie Pilze in einem feuchten Herbstwald. Gut möglich, dass wir unsere Gesellschaft grundlegend verändern müssen, wenn wir sie überstehen wollen.
Nicht nur von Armut, Krankheit oder Krieg bedrohte Menschen anderswo brauchen unsere Solidarität. Auch wir selbst benötigen Hilfe, in der Familie, in der Nachbarschaft, von der Politik, von anderen Ländern gar.
Selbstverwirklichung als Ideal
Viele Menschen glauben, dass die Solidarität nach zwei Jahren der Pandemie quasi aufgebraucht ist. Zudem leben wir in einem Umfeld, in dem individuelle Selbstverwirklichung immer ein Ideal gewesen ist - zuungunsten des Einstehens für andere. Das ist nicht überall so. In vielen Kulturen in Asien, Afrika oder Lateinamerika ist das Einstehen für ein Kollektiv - bis zur Aufopferung - das, was einen erfolgreichen Menschen definiert.
Soweit müssen wir nicht gehen. Aber die kompromisslose Ichbezogenheit, so zeigt sich, hat ihre Grenzen. Solidarität, auch mit Opfern von Verbrechen oder rechter Gewalt, darf keine Worthülse bleiben. Wenn wir uns hier verwandeln, hat das seinen Preis, aber auch einen Lohn: Solidarität zu üben erhöht die Chance, sie auch zu erhalten, wenn wir in Notlagen sind.
Es diskutieren:
- Beate Rudolf, Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte
- Jule Specht, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Psychologie
- Ali Yildirim, Initiative 19. Februar Hanau