Solotrompeter Sauter: Laute Umgebung gehört zum Beruf

Ab 15. Februar tritt in Deutschland die EU-Lärmschutzrichtlinie in Kraft. Sie schreibt vor, dass angestellte Musiker im Wochendurchschnitt nicht mehr als einer Lautstärke von 85 Dezibel ausgesetzt werden dürfen. In der Praxis zieht dies große Schwierigkeiten für die Arbeit der Orchester nach sich.
Nach Einschätzung des Geschäftsführers der Deutschen Orchestervereinigung, Gerald Mertens, ist die Umsetzung der neuen EU-Lärmschutzrichtlinie problematisch.

Mertens sagte am Dienstag im Deutschlandradio Kultur, weil der neue EU-Richtwert bei maximal 85 Dezibel – und damit unter dem vom deutschen Arbeitsrecht festgelegten Wert liegt – komme man "mit normalen Schallschutzmaßnahmen, die man in der Vergangenheit durchgeführt hat – also Dämmung von bestimmten Musikerplätzen durch Plexiglasschilder, Dämmung von Orchestergräben – nicht mehr in allen Punkten weiter."

Mertens verwies darauf, dass sich seine Vereinigung schon lange mit der Problematik beschäftige. Er plädierte für bauliche Maßnahmen wie eine Vergrößerung von Orchestergräben oder Trennwände, um die Belastung der Musiker zu verringern. Letztlich müssten aber bauliche Veränderungen mit arbeitsorganisatorischen Maßnahmen wie längeren Ruhezeiten und individuellem Lärmschutz kombiniert werden. Der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung mahnte zugleich zur Gelassenheit. Auch wenn die Übergangsfrist zur Umsetzung der EU-Lärmschutzrichtlinie am 15. Februar auslaufe, werde der Konzertbetrieb weitergehen wie bisher. Zudem wehrte er sich gegen den Begriff "Lärm". Das sei Musik niemals.

Der Solotrompeter Otto Sauter wandte sich im Gespräch mit Mertens strikt gegen die vom Deutschen Bühnenverein empfohlenen Lärmschutzmaßnahmen wie Ohrstöpsel oder Trennwände. Während seiner zehnjährigen Mitgliedschaft im Staatsorchester Bremen habe er die Lautstärke nie als Belastung empfunden. "Das gehört zum Beruf und damit basta!" Selbst 106 Dezibel habe er nicht als laut wahrgenommen, müsse aber eingestehen, dass "mein Gehör schon gelitten hat".

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 12.7.08 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.