Achille Mbembe: "Ausgang aus der langen Nacht. Versuche über ein entkolonisiertes Afrika"
Aus dem Französischen übersetzt von Christine Pries
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
302 Seiten, 28 Euro
Kluge Gedanken zum entkolonisierten Afrika
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Achille Mbembe geriet ins Zentrum einer Debatte um Israelkritik und angeblichen Antisemitismus. Literaturredakteur René Aguigah empfiehlt, den südafrikanischen Philosophen in seinem Buch "Ausgang aus der langen Nacht" losgelöst davon zu entdecken.
Ein Buch zum Erstmals-, Wieder- oder Neulesen: "Ausgang aus der langen Nacht. Versuche über ein entkolonisiertes Afrika" von Achille Mbembe. Im Frühling ist der Autor, weltweit gefragter Philosoph und Historiker mit Lebensmittelpunkt in Südafrika, Gegenstand eines eigenwilligen Streits in Deutschland gewesen: Ihm war vorgeworfen worden, bestimmte Passagen seines umfassenden Werks seien als antisemitisch zu bewerten.
In diesem Buch, 2010 im französischen Original erschienen, spielen Israel oder das Judentum keine Rolle. Die sechs Essays dieses Bandes kreisen um Afrika, um die Hinterlassenschaften und das Fortwirken des Kolonialismus, um die andauernden Verstrickungen mit der Kolonialmacht Frankreich, um soziale Konflikte oder Geschlechterkämpfe – und um den Begriff "Afropolitanismus".
Ein Begriff, der markant klingt, sich allerdings besser umschreiben lässt als auf den Punkt bringen. Mbembe meint damit die Erfahrung, auf dem afrikanischen Kontinent und woanders zu sein, in der Diaspora - ein "In-der-Welt-sein", das "Wurzeln" und ursprüngliche Zugehörigkeiten relativiert, die "Fähigkeit, sich im Gesicht des Fremden wiederzuerkennen".
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