Die große Erwartung ist verpufft
Serdar Somuncu inszeniert am Stadttheater Konstanz George Taboris "Mein Kampf". Schon vor der Premiere sorgte die Inszenierung für Aufregung. Am Ende war es ein Theaterabend, der sich um das Stück drehte.
George Taboris Witze waren oft nicht politisch korrekt. Seine Farce "Mein Kampf" über den jungen Hitler, der in einem Wiener Männerwohnheim lebt und dort Schlomo Herzl begegnet, wurde nun vom Comedian und Kabarettisten Serdar Somuncu im Stadttheater Konstanz aufgeführt.
Das Stück wird vergleichsweise oft gespielt, doch die Aufführung in Konstanz hatte bereits im Vorfeld für Schlagzeilen gesorgt. Zum einen das Datum 20. April, Hitlers Geburtstag, zum anderen die Idee, Zuschauern freien Eintritt zu gewähren, wenn sie während der Aufführung ein Hakenkreuz tragen. Wer zahlt, sollte dagegen einen Judenstern tragen. Nach Protesten wurde diese Idee abgeschwächt.
Das Stück wird vergleichsweise oft gespielt, doch die Aufführung in Konstanz hatte bereits im Vorfeld für Schlagzeilen gesorgt. Zum einen das Datum 20. April, Hitlers Geburtstag, zum anderen die Idee, Zuschauern freien Eintritt zu gewähren, wenn sie während der Aufführung ein Hakenkreuz tragen. Wer zahlt, sollte dagegen einen Judenstern tragen. Nach Protesten wurde diese Idee abgeschwächt.
Somuncu verstand Aufregung nicht
Somuncu war schon im Vorfeld davon genervt: "Die Aufregung darum, dass wir zwei Symbole einsetzen, um die Zuschauer dazu zu zwingen, auch eine klare Position einzunehmen, hat sich ein bisschen verselbständigt. Und deswegen nervt es auch, weil ja natürlich auch das Stück im Vordergrund steht. Ich bin sicher, wer das Stück gesehen hat, der wird am Ende wissen, dass das, was jetzt besprochen wird, nur eine Kleinigkeit war."
Die Symbole waren "vielleicht beim Einlass ein großes Thema", sagte Theaterkritiker Bernhard Doppler im Deutschlandfunk Kultur. Es seien viele Kamerateams vor Ort gewesen, aber niemand sei mit Hakenkreuz oder Judenstern zu sehen gewesen.
"Diese große Erwartung, die vehement geschürt wurde, ist bei der Vorstellung zusammengebrochen." Wie Regisseure Serdar Somuncu vorhergesagt habe, sei es beim Stück geblieben, so Bernhard Doppler.
Unverständnis bei einigen Szenen
So Manches habe Bernhard Doppler aber nicht ganz verstanden: Warum Herzl am Ende als Christus erscheint, während Hitler erschossen wird zum Beispiel. Aber auch die besondere Vergröberung der Schlussszene, bei der im Original ein Huhn geschlachtet wird als Sinnbild für die Juden und bei Somuncu ein schwarzes Baby geboren wird, ausgerechnet von Gretchen, die auf der Bühne Witze über das KZ gemacht hat. Das Baby wird im Anschluss gekocht. Auch nicht verständlich sei gewesen, warum der jüdische Koch Lobkowitz an Trump erinnert.
Ein Pluspunkt sei aber die Art, wie Hitler dargestellt wurde, gewesen: tänzerisch, grotesk, theatralisch. Einen einzigen Zwischenfall gab es dann doch: Als Neonazitexte über Auschwitz vorgelesen wurden, in denen es hieß: "Die haben es doch eigentlich ganz gut gehabt in ihrem KZ!", hätten manche das Theater unter Protest verlassen.