Erstmals in Hongkong zu Gast
Seit über 20 Jahren ist das "Sonár" in Barcelona eins der wichtigsten Festivals für elektronische Musik: erstmals kommt die Szene nach Hongkong. Drei lange Tage und Nächte trifft sich die Crème der DJ-Kultur in der Metropole am Südchinesischen Meer.
Wenn instrumental Hip-Hop-Pionier DJ Shadow los legt, dann ist das Sonár Hongkong schon in vollem Gange. Als Headliner ist er auch hier ein Star und soll die Asiaten zum Glastonbury-Festival der elektronischen Musikwelt holen.
In seiner Heimat Barcelona zieht das Sonár schon seit 1994 jeden Juni rund 120.000 Festivalbesucher. Mittlerweile hat es sich auf mehr als 50 Städte auf der ganzen Welt verbreitet. Darunter jetzt auch Hongkong. Mit der Techno-Legende Dave Clarke als weiteren Headliner dürfte da nichts schief gehen, in der Sonderverwaltungszone von China.
Come together der Besten
Mit rund fünf Tausend Besuchern wird das Sonár in Hongkong zwar sehr viel kleiner. Aber trotzdem ist es eine Sensation. Auch für Hongkong DJane Ocean Lam, die dort auflegen wird:
"Ich denke, dass die Szene hier immer besser wird. Denn immer mehr Hongkong Chinesen fangen an, sich für Underground und elektronische Musik zu interessieren und nicht nur für den kommerziellen EDM-Kram. Es fängt an sich zu verändern und Sonár ist der Grund."
Statt Electronical Dance Music, also ein Premiere: Denn so ein Festival mit experimenteller Elektro-Musik hat es noch nie auf chinesischem Boden gegeben. Für europäische Sonár-Verhältnisse wäre das Booking unkreativ, fast schon enttäuschend. Aber die etablierten Elektro-Größen sind für viele Asiaten doch neu.
"Die meisten waren noch nie in Europa und haben auch keine Ahnung, was da in der Szene abgeht. Die werden auf jeden Fall sehr inspiriert."
Und das im exotisch futuristischen Science and Technology Park, ganz im Norden der Stadt. Eine ungewöhnliche Location. Trotzdem perfekt, erkärt Mike Hill, Festivaldirektor vom Sonar Hongkong:
"Da ist dieses große Ding, dass wie ein Riesenei aussieht. Aber erst wenn man reingeht, weiß man, dass es ein Theater ist. Dann ist es von Wasser umgeben, es ist grün, und wenn man rumläuft merkt man erst, wie sehr auch das Gelände das Sonár ist. Es ist halt auch der Science Park, hier haben viele kreative Leute etwas gebaut."
Klänge von Visionären
Hier trifft dann Forschung auf Elektro. Das gefällt auch dem Fragrant Harbour Soundsystem.
Das französische Kollektiv aus Hongkong will auf dem Festival auch neue Wege gehen und mit ihren Künstler-Kollaborationen Grenzen überschreiten. Das geht nur mit Innovationen aus der Technik. Denn ohne die, geht in der elektronischen Musik gar nichts. Erzählt Jeff von Fragrant Harbour.
"Wenn es um Technik geht, guckt die Musikindustrie nicht nach vorne, sondern zurück. Alle Maschinen, die wir benutzen, sind aus den 80igern. Ob wir die analoge Technologie der 80iger verlassen können und neue digitale Technik unserer Zeit benutzen können, vielleicht sogar mit analoger kombiniert, genau das wollen wir auf dem Sonár rausfinden. Was können uns die Künstler anbieten, damit wir weiter gehen können."
Hongkong versteht sich als technologisch progressive und moderne Stadt. Mit der ersten Sonár-Ausgabe soll auch dort die Tür für elektronische Musik geöffnet werden, weit weg vom EDM, die in Asien eher angesagt ist und vorherrscht. Aber nicht nur.
Asiatische Musiker für Europa entdecken
"Wir sind hier, um neue Acts, neue Talente zu entdecken, um sie dann nach Europa zu bringen und zu den Sonárs nach z.B. Reykjavik, Südamerika und Istanbul. Wir sind sehr aufgeregt, hier in Hongkong auf Entdeckungsreise zu gehen."
Erklärt Ventura Barba, der Chef vom Sonár Festival Barcelona. Er setzt auf lokale Musikacts und auf den Musikstandort Asien insgesamt.
"Wir sehen hier viele junge Künstler, die neue Technologien benutzen, um ihre Arbeit weiter zu pushen. In den nächsten Jahren kommt eine wirklich sehr interessante Szene aus Asien auf uns zu."
Elektronische Musik ist eben kulturell bedeutsam und nicht nur ein Rave. Genau darum geht es dem Sonár Hongkong.