"Herauszubekommen, was da läuft - dafür werden wir bezahlt"
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandeln - das wollen CDU/CSU und SPD bei ihren Sondierungen. Nico Fried, Chef der Parlamentsredaktion bei der "Süddeutschen Zeitung", meint: Journalisten sollten klarmachen, wenn Politiker bestimmte Themen mit einer falschen Wichtigkeit aufladen.
Ab Sonntag wird wieder sondiert - diesmal steigen CDU/CSU und SPD in den Ring. Und anders als beim letzten Mal will man die Medien erst einmal, ungefähr eine Woche lang, "draußen" lassen. Sprich: keine ausufernd-aufdringliche SMS-Fluten zwischen Journalisten und Politikern. Die Pressevertreter, sagt etwa SPD-Chef Martin Schulz, sollen, anders als bei den Jamaika-Sondierungen, keine Balkon-Fotos schießen können.
Das könnte aber schwierig werden, meint unser heutiger Gast, der "SZ"-Journalist Nico Fried. Als Leiter der Parlamentsredaktion seiner Zeitung sagt er:
"Dass wir versuchen herauszubekommen, was da läuft - dafür werden wir bezahlt. Und letztlich sind wir darauf angewiesen, was uns dort mitgeteilt wird. Doch da sitzt die Politik, zumindest während der Verhandlungen, am längeren Hebel."
Großer Druck lastet auf den Journalisten
Die Journalisten seien einem großen Druck aus ihren Redaktionen ausgesetzt: Relevanz und Richtigkeit der Informationen müssten genau geprüft werden. Zugleich erwarteten die Redaktionen, dass ihre Mitarbeiter Inhalte lieferten - und das bis zu einer bestimmten Uhrzeit.
"Aber wir werden es überleben."
Die Sondierer ließen auch verlauten, diesmal wolle man sich nicht im Klein-Klein verlieren, sondern die wichtigen, relevanten Themen behandeln. Glaubt Fried, dass es sich hinter den verschlossenen Türen tatsächlich so abspielen wird - oder geht es dort (wieder) nur darum, Machtansprüche zu demonstrieren? Während der Gespräche gehe es sicherlich nicht nur um reine Machtdemonstration, sagt Fried. Selbstverständlich werde dort auch hart um Themen gerungen - andernfalls würden die Verhandler nicht bis spät in die Nacht dort sitzen.
Familiennachzug? Eigentlich ein Nebenschauplatz
Kritisch sieht Fried jedoch beispielsweise die Ankündigung, das Thema Familiennachzug bei Flüchtlingen als wichtigen Punkt klären zu wollen. Die Parteien wollten damit den Eindruck erwecken, man löse wichtige Probleme:
"Aber das sind natürlich überhaupt nicht die Dinge, mit denen man die Fragen, die dahinter stehen, in den Griff bekommt. Da diskutiert die Politik wirklich abwegige Dinge - reine Symbollösungen, die mit der eigentlichen Frage - Migration - nichts zu tun haben."