Der Rapper beim Hamsterkauf
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Bands sagen Konzerte ab, eine Musikmesse und ein Festival werden abgeblasen. Der Coronavirus hat die Musikbranche erreicht. Die Produktion hat er nicht gelähmt. Im Netz kursieren bereits zahlreiche Songs, die auf den Virus reagieren - von skurril bis klug.
Anfang Februar hat das Shanghai Symphony Orchestra alle Konzerte bis auf Weiteres abgesagt. Der Cellist Huang Beixing und die Violinistin Su Ting filmten sich daraufhin beim Musizieren mit ihren beiden Kindern, zuhause im Wohnzimmer. Die Pressestelle des Orchesters veröffentlichte den Clip bei Facebook, mit den Worten:
"'Musik kann das Unbenennbare benennen und das Unbekannte kommunizieren', hat Leonard Bernstein gesagt."
Zur Not eben auch digital.
Rund 20.000 Live-Konzerte seien bis einschließlich März in ganz China abgesagt worden, schätzt das US-Fachmagazin "Billboard". Die Kreativen flüchten ins Internet. Aber nicht alle wollen sich in die musikalische Quarantäne begeben: Dazu gehört etwa die Sängerin Kathy Mak aus Hong Kong.
"Tagelang habe ich mich unter meiner Bettdecke versteckt. Jetzt bin ich endlich wieder rausgegangen und merke: Im Supermarkt ist alles ausverkauft", singt Kathy Mak in ihrer Parodie des Stücks "Torn" von Natalie Imbruglia. Sie ist hin- und hergerissen, weiß nicht mehr, was sie noch anfassen darf, ohne sich mit dem Virus anzustecken.
Die Mischung aus ironischer Distanz und echter Betroffenheit kam an: "Torn" von Kathy Mak war einer der ersten "Corona-Songs", die auch von westlichen Medien aufgegriffen wurden.
Millionen Klicks für den Rapper mit der Atemmaske
In Europa ist vor allem Italien vom Virus betroffen. Der Rapper Bello FiGo ist in dem Land für seine politischen und provokanten Texte bekannt. Jetzt hat er ein Stück über Covid 19 und die Folgen aufgenommen. Im melancholischen "Trap"-Gewand.
"Alle wissen, dass ich Angst habe. Viele Leute in China sind infiziert. Ich darf das Haus nicht mehr verlassen, darf nicht mal mehr küssen",
singt Bello FiGO in seinem Stück "Coronavirus". Im Musikvideo sieht man den Rapper beim Hamsterkauf im Supermarkt und mit Atemmaske in einer menschenleeren Stadt. Das Pikante: FiGO stammt selbst aus Parma in Norditalien, wo ganze Städte unter Quarantäne stehen. Sein Video zu "Coronavirus" wurde bei Youtube über zwei Millionen mal angeschaut.
Nicht alle Corona-Songs wollen aufklären
Lateinamerikanische Rhythmen und Gesundheits-Tipps gibt es wiederum bei Mister Cumbia. "Wascht euch die Hände, benutzt Desinfektionsmittel," singt der Musiker aus Mexiko in seiner "Cumbia del Coronavirus".
Die Corona-Cumbia von Mister Cumbia wurde auf Spotify etwa 100.000 Mal gestreamt. Und sie ist nicht der einzige Song auf der Streaming-Plattform, der "Coronavirus" im Titel trägt. Über 65 Stücke gebe es mittlerweile, meldete das Internet-Magazin "Quartz". Darunter auch originelle:
Ramses Hatem ist ein Comedian aus Argentinien. Aus Respekt vor den Infizierten habe er erst gar kein Stück zu Corona aufnehmen wollen, sagt er. Dann tat er es doch, und singt zu Electro-Beats über toxisches Verhalten in Beziehungen. Das ist ungewöhnlich!
Aber nicht alle Corona-Songs im Netz wollen aufklären oder zum Nachdenken anregen. Manche könnten auch anti-chinesische Ressentiments schüren. Ein gewisser Zorman, Musiker aus Spanien, warnt in seinem Stück "Coronavirus (the song)" davor, bei chinesischen Online-Portalen zu bestellen – dabei gilt eine Ansteckung über importierte Waren bislang als unwahrscheinlich.
"Es ist nur Grippe!"
Egal ob in den sozialen Medien oder bei Spotify: Songs über das Corona-Virus nehmen zu - auch in Deutschland. Die umstrittene Deutschrock-Band Frei.Wild warnt in ihrem Song "Corona Weltuntergang" vor übertriebener Panikmache, stellt dann aber kurz danach fest, dass dank Corona endlich nichts mehr vom "Klimawahn" zu hören sei.
Reflektierter wirkt das Video von "diana_brb" bei Instagram. Die junge Frau sitzt in Heinsberg in Quarantäne. Sie nahm in ihrem Wohnzimmer einen Song auf, der auf dem Stück "Vincent" von Sarah Connor basiert. "Mama, ich muss sterben, was ist, wenn es Corona ist?" fragt sie.
Ihr beruhigendes Fazit: "Es ist nur Grippe!"