Songwriter

Eine Herbstplatte zur falschen Jahreszeit

Cover der CD "Everyday Robots" von Damon Albarn. Das Bild zeigt den Künstler auf einem Stuhl sitzend.
Cover "Everyday Robots" von Damon Albarn © Parlophone Label Group
Von Martin Risel |
Damon Albarn ist schon lange Everybody's Darling im Popfeuilletons. Nach 25 Jahren im Musik-Business mit Blur, den Gorillaz und vielen anderen Projekten legt der Britpopper jetzt sein erstes Soloalbum vor.
Seit dem Britpop der Neunziger stieg der Blur-Frontmann zur Kultfigur auf. Erst recht durch seine weiteren Projekte wie die Supergroup The Good, The Bad and The Queen, die Comic-Band Gorillaz, seine Aktivitäten als Produzent und Opernkomponist.
Da verwundert es ein wenig, dass er erst 46 werden musste, um ganz zu sich selbst zu kommen mit seinem allerersten, sehr persönlichen, fast intimen Solo-Album. Moderne Gesellschaftskritik inklusive.
Schon der Titelsong "Everyday Robots" zeigt uns mit unseren Smartphones als tägliche Roboter, als Sklaven der digitalen Welt. Damon Albarn selbst benutzt angeblich keins, ist dafür immer mit dem Tablet unterwegs, mit dem er auch komponiert und Videos dreht. Auch nicht besser, oder?
"Wenn du einsam bist, drück auf Play"
In Zeiten digitaler Vereinsamung empfiehlt er die heilende Kraft der Musik: "Wenn du einsam bist, drück auf Play", heißt es in einer der neuen Songperlen. In anderen erzählt er sehr persönliche Geschichten aus der Kindheit, aus Afrika – und von seiner Heroinsucht Ende der 90er-Jahre. Wollen wir das alles wissen? Fremdschämen jedenfalls ist nicht angesagt.
Manches kommt mit Geräuschen und Samples hörspielartig daher, vieles klingt mit leisem Piano und sparsamer Instrumentierung so gar nicht nach Blur oder Gorillaz. Und fast das ganze Album verharrt 47 Minuten in schleppendem Tempo.
"Everyday Robots" ist in seiner Nachdenklichkeit und Innerlichkeit, in seiner Melancholie in Moll eine herrliche Herbstplatte. Wenn es also Oktober wird, drück noch mal auf Play.
Label: Parlophone Label Group