Musikverrückt und spät erblüht
Die britische Songschreiberin Judith Owen hat mit viel Seele den magischen Laurel-Canyon-Sound der 60er-/70er-Jahre von Joni Mitchell, James Taylor und Crosby, Stills, Nash & Young neu belebt. Bester Beweis sind ihre letzten Alben "Ebb & Flow" und "Somebody's Child".
Judith Owen: "Ich bin als Musikerin eine spät erblühte. Ich habe soviel Zeit in meinem Leben mit meiner Depression verbracht. In der Musik habe ich mich immer gesund und glücklich gefühlt. Abseits davon konnte ich nicht gut existieren."
Judith Owen schüttelt ihre flammend rote Mähne, reißt die großen Augen auf, und lacht laut mit ihrer tiefen, voluminösen Stimme. Die Sängerin ist in London geboren und aufgewachsen, ihre Familie stammt aus Wales, der Vater war Opernsänger.
"Ich fühlte mich immer wie eine Außenseiterin. Ich wusste nicht, wo ich hingehörte. Deshalb bezeichne ich mich als London-Walisisch. Denn ich habe diese walisische Erziehung und diese walisische Kultur und Musik in mir. Und diese spezielle Melancholie. Ich liebe melancholische Musik! Ja, ich bin London-Walisisch, ich habe ein großes walisischesHerz und bin zugleich eine Londonerin. Bei uns zu Hause gab es viel Musik."
Judith Owen schüttelt ihre flammend rote Mähne, reißt die großen Augen auf, und lacht laut mit ihrer tiefen, voluminösen Stimme. Die Sängerin ist in London geboren und aufgewachsen, ihre Familie stammt aus Wales, der Vater war Opernsänger.
"Ich fühlte mich immer wie eine Außenseiterin. Ich wusste nicht, wo ich hingehörte. Deshalb bezeichne ich mich als London-Walisisch. Denn ich habe diese walisische Erziehung und diese walisische Kultur und Musik in mir. Und diese spezielle Melancholie. Ich liebe melancholische Musik! Ja, ich bin London-Walisisch, ich habe ein großes walisischesHerz und bin zugleich eine Londonerin. Bei uns zu Hause gab es viel Musik."
"Die Melancholie ist in meiner DNA eingepflanzt"
Als Kind wachte Judith Owen jeden Morgen davon auf, dass ihr Vater Arien schmetterte, erzählt sie. Schon mit vier Jahren konnte sie Klavier spielen, wegen einer seelisch bedingten Lesestörung lernte sie rein nach Gehör.
"Als kleines Mädchen liebte ich es, lustige Liedchen auf dem Klavier zu erfinden. Es gab viel klassische Musik bei uns zu hören. Außerdem liebten meine Eltern Frank Sinatra, Ella Fitzgerald, Jazz und schwarze Musik, Gospel, Blues, Motown. Mir gefielen Aretha Franklin, Stevie Wonder, mein Dad mochte James Taylor. Dann entdeckte ich Carole King und Joni Mitchell. Es war alles da."
"Die Tradition des Folk-Song als Ort von Sehnsucht, Heimweh, Krankheit und Herzschmerz, die im amerikanischen Folk und in keltischer und englischer Folk-Music zu finden ist, ist tief in meiner DNA eingepflanzt. Walisische Folk-Music klingt wie Kirchenmusik. So herzzerreißend, immer in verminderten Tonarten, das macht sie so unheimlich traurig. Das habe ich früher mehr als alles andere gehört."
"Als kleines Mädchen liebte ich es, lustige Liedchen auf dem Klavier zu erfinden. Es gab viel klassische Musik bei uns zu hören. Außerdem liebten meine Eltern Frank Sinatra, Ella Fitzgerald, Jazz und schwarze Musik, Gospel, Blues, Motown. Mir gefielen Aretha Franklin, Stevie Wonder, mein Dad mochte James Taylor. Dann entdeckte ich Carole King und Joni Mitchell. Es war alles da."
"Die Tradition des Folk-Song als Ort von Sehnsucht, Heimweh, Krankheit und Herzschmerz, die im amerikanischen Folk und in keltischer und englischer Folk-Music zu finden ist, ist tief in meiner DNA eingepflanzt. Walisische Folk-Music klingt wie Kirchenmusik. So herzzerreißend, immer in verminderten Tonarten, das macht sie so unheimlich traurig. Das habe ich früher mehr als alles andere gehört."
Schmerz und Trauer der Teenager-Jahre
Mit dem Schreiben eigener Songs begann Judith Owen in ihren Teenagerjahren, als ihre Mutter starb. Nur so konnte sie ihren Schmerz und ihre Traurigkeit zum Ausdruck bringen, erzählt sie. Musik wurde das Wichtigste in ihrem Leben. Jahrelang spielte sie ihre Songs allein am Piano in schäbigen kleinen Clubs rund um die Welt.
Anfang der 1990er-Jahre dann Heirat mit Harry Shearer, einst Mitwirkender in der unsterblichen Rockfilmkomödie "Spinal Tap", Synchronsprecher zahlreicher Figuren bei den "Simpsons" und selbst Musiker. Und Umzug in die USA.
Und hier gelingt Judith Owen 2014 mit "Ebb & Flow" ein Album, auf dem sie den magischen Sound zu neuem Leben erweckt, der Ende der 1960er-Jahre im kalifornischen Laurel Canyon in die Welt gesetzt wurde. Von Künstlern wie Joni Mitchell, James Taylor, Crosby, Stills, Nash & Young, oder Carole King, die in ihren Songs eine utopische, bis ins Heute reichende Vision formulierten
"Die Songs aus dem Laurel Canyon sind zeitlose Klassiker. Sie sind wunderschön. Und sie fordern zum Nachdenken auf. Dieser Mix aus sehr intelligenten Texten und diesem wundervollen Sound, es ist unglaublich! Die bekennenden Songwriter aus dieser Ära, die Troubadoure, haben mich stark beeinflusst. Und es war ein Traum für mich, die Original-Musiker auf meinen Platten dabeizuhaben. Das war wirklich aufregend!"
"Die Songs aus dem Laurel Canyon sind zeitlose Klassiker. Sie sind wunderschön. Und sie fordern zum Nachdenken auf. Dieser Mix aus sehr intelligenten Texten und diesem wundervollen Sound, es ist unglaublich! Die bekennenden Songwriter aus dieser Ära, die Troubadoure, haben mich stark beeinflusst. Und es war ein Traum für mich, die Original-Musiker auf meinen Platten dabeizuhaben. Das war wirklich aufregend!"
Vergleich mit Joni Mitchell
Mit dem legendären Gitarristen Waddy Wachtel, dem Bassisten Leland Sklar und dem Drummer Russ Kunkel, die Dutzende von Klassikern amerikanischer Musik von Joni Mitchell, James Taylor, Jackson Browne, Laura Nyro eingespielt haben, hat Judith Owen auch ihr aktuelles Album "Somebody’s Child" aufgenommen.
"‘Somebody’s Child’ ist ein Album, das sich mehr nach Außen wendet. Die Songs sind extrem persönlich, wie 'No More Goodbyes' oder 'The Rain Is Gonna Fall', behandeln aber universelle Themen: Wie kümmern wir uns umeinander? Wie sorgen wir für den Planeten? Was tun wir für die Welt, in der wir leben? Ich wollte freudvolle, humorvolle Songs auf der einen Seite und dunkle, melancholische Lieder auf der anderen. Ich wollte eine Achterbahnfahrt durch all diese Gefühle, mit viel Dynamik."
Ihr sensibles Singen und Songwriting haben Judith Owen Vergleiche mit Joni Mitchell eingebracht. Tatsächlich ist sie mit "Ebb & Flow" und "Somebody’s Child" auf dem besten Weg, in deren Klasse aufzusteigen, diese Inspiration noch mit einer eigenen poetischen Note zu transzendieren und in etwas Kongeniales zu verwandeln.
Die Depressionen hat Owen hinter sich gelassen
Mit diesen beiden Alben sei sie bei sich angekommen, sagt Judith Owen, habe sie ihre Depression überwunden und mit der Trauer um den Tod ihres Vaters leben gelernt. Vor allem aber zeigt Judith Owen in den Songs auf "Someboy’s Child" eine Empathie mit den Elenden und Unglücklichen und eine Humanität, die zu Herzen gehen kann.
"Ich sah eine Obdachlose im Schnee in New York, die verrückt nach Drogen war und sich vor meinen Augen welche spritzte. Sie war hochschwanger und würde bald ihr Kind bekommen. Ich versuchte, ihr auszuweichen, denn ich hatte Angst. Als ich über die Straße rannte, dachte ich, auch diese Frau ist jemandes Kind. Sie hat mal genauso angefangen wie ich. Und ich weiß, wie tief man sinken kann. Das war die Grundlage für das Album, das hatte ich im Kopf, als ich diese Songs schrieb."
"Ich sah eine Obdachlose im Schnee in New York, die verrückt nach Drogen war und sich vor meinen Augen welche spritzte. Sie war hochschwanger und würde bald ihr Kind bekommen. Ich versuchte, ihr auszuweichen, denn ich hatte Angst. Als ich über die Straße rannte, dachte ich, auch diese Frau ist jemandes Kind. Sie hat mal genauso angefangen wie ich. Und ich weiß, wie tief man sinken kann. Das war die Grundlage für das Album, das hatte ich im Kopf, als ich diese Songs schrieb."