Sonia Mikich: "Aufs Ganze"

Ein Leben in permanenter Bewegung

16:35 Minuten
Sonia Mikich posiert für ein Foto.
Sonia Mikich studierte Soziologie und Politik, merkte aber, dass das akademische Arbeiten nicht zu ihre passte. © Deutschlandradio
Sonia Mikich im Gespräch mit Joachim Scholl |
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Geboren in Oxford, aufgewachsen in Nordrhein-Westfalen, Kind eines Serben und einer Deutschen, der Großvater Italiener: Die Journalistin Sonia Mikich blickt in ihrer Autobiografie auf ein bewegtes Leben zurück.
Sonia Mikich sieht sich als Nomadin. Ihr ganzes Leben sei permanent in Bewegung gewesen und bis heute liebe sie fremde Orte und neue Menschen. Ihr Buch "Aufs Ganze" trägt den Untertitel "Die Geschichte einer Tochter aus scheckigem Haus" – eine Anspielung auf die unterschiedlichen Kulturen, die sie prägten.
Mikich wurde 1951 als Tochter einer deutschen Mutter und eines serbischen Vaters geboren, in ihrer Familie finden sich auch ein italienischer Großvater und ein weißrussischer Patenonkel. Im Gespräch erzählt sie, dass ihre Kindheit von Armut und Umzügen geprägt wurde.

Außenseiterin als Tochter einer Geschiedenen

Geboren im britischen Oxford landete sie nach der Scheidung ihrer Eltern erst in Herne, dann in Mönchengladbach, was nach zehn Jahren in London ein Kulturschock gewesen sei. In Deutschland ist Mikich sich wie eine Außenseiterin vorgekommen, "weil ich die Tochter einer Geschiedenen war. Und geschieden zu sein, das war Anfang der 60er nicht so ohne."
Was die spätere Journalistin gerettet habe, war die Schule. Sie sei dort gerne hingegangen und ihr sei auch der Unterricht leicht gefallen. Ihre Jugend und das junge Erwachsenenalter beschreibt sie selbst als "Sex, Drugs & Rock'n'Roll". Sie studierte Soziologie und Politik, merkte aber, dass das akademische Arbeiten nicht zu ihre passte.

Erfolg trotz sexistischer Widerstände

Da der WDR zur gleichen Zeit das Regionalprogramm ausbaute, habe sie dort einen der zehn freien Volontariatsplätze ergattert – unter 800 Bewerbungen. Glück, wie Mikich heute rückblickend erzählt. Dort sei sie nach den ersten Filmen hin und weg gewesen, über die Möglichkeiten, die die Kombination von Bild, Ton und Sprache ermöglichen.
Doch in den 80ern sei der Ton beim WDR gerade gegenüber Frauen sehr schroff gewesen. Mikich sei zu den Drehs geschickt worden, auf die ihre Kollegen keine Lust hatten und auch bei der Durchsetzung eigener Themenideen sei einem nichts geschenkt worden.
In der Redaktion, erinnert sich Mikich, seien gegenüber den eher aufmüpfigen Frauen sogar Wörter wie "Quotzen" gefallen, was für "Quoten-Fotzen" stand. Und wenn diese erfolgreich waren, wurden sie schief angesehen.
Trotz dieser Widerstände schaffte Sonia Mikich den Aufstieg im WDR. Erst wurde sie Russland-Korrespondentin der ARD, später die erste Frau, die die Leitung eines Auslandsstudios übernahm. Von 2014 bis 2018 war sie schließlich die "Chefredakteurin Fernsehen" des WDR.

Sonia Mikich: "Aufs Ganze"
Kiepenheuer & Witsch, Köln
304 Seiten, 22 Euro

(hte)
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