Sorge um Theater und Kinos

Das Digitale kreativer nutzen

08:19 Minuten
Leerer Innenraum des Delphi Filmpalast in Berlin.
So gähnend leer sollten Theatersäle lieber noch ein wenig länger bleiben, meint unser Studiogast Elisabeth Ruge. © Picture Alliance / dpa / Christoph Soeder
Elisabeth Ruge im Gespräch mit Anke Schaefer |
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Die Coronabeschränkungen werden gelockert. Viele wollen endlich auch wieder ins Kino und ins Theater gehen. Literaturagentin Elisabeth Ruge hält das für verfrüht. Solche Ankündigungen seien "Wortgeklimper", das nicht die Folgen bedenke.
Alle lechzen nach mehr Bewegungsfreiheit und freiem Zugang zu Kinos, Theatern und anderen Kultureinrichtungen. Aber ist es wirklich klug, Bühnen und Lichtspielhäuser schon wieder zugänglich zu machen? Für die Literaturagentin Elisabeth Ruge sind Ankündigungen wie in Nordrhein-Westfalen, schon Ende Mai Theater und Kinos wieder öffnen zu wollen "Wortgeklimper". Tatsächlich sei es kaum realistisch, alle Sicherheitsvorschriften strikt einhalten zu können.
"Und wie man ja weiß, ist die Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumen, wo es kaum eine Luftbewegung gibt, am höchsten"; sagt Ruge. "Da frage ich mich auch, ob anderthalb Meter Sicherheitsabstand wirklich was bringen, wenn man dort drei bis vier Stunden sitzt."

Kleine Progammkinos haben das Nachsehen

Auch bei den Kinos hat Ruge ihre Zweifel: Die Sicherheitsvorschriften könnten nur Lichtspielhäuser mit sehr großen Sälen erfüllen. "Kleine Programmkinos werden das Nachsehen haben."
Gut vorstellen kann sie sich eine baldige Öffnung hingegen bei Museen und Galerien: Ähnlich wie in Ladengeschäften könne man ganz gut kontrollieren, wie viele Menschen hinein und hinaus gingen.

Das Digitale stärker nutzen

Wie Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters, fordert auch Ruge, die Politik müsse statt Aktionismus lieber Bestandssicherung betreiben. Für sie steht "eine Absicherung der Institutionen und der Menschen, die dort arbeiten" im Vordergrund.
Die Verlegerin und Literaturagentin Elisabeth Ruge, im Hintergrund ist eine Straßenkulisse zu sehen
Lasst Kinos und Theater lieber noch geschlossen, findet Elisabeth Ruge.© Stefan Nimmesgern
Für mittelfristig kaum umsetzbar hält die Literaturwissenschaftlerin den Gedanken, jetzt coronagerechte Theaterneubauten hochzuziehen. Denn es fehle schlicht das Geld dafür. Stattdessen sollte das Digitale noch besser genutzt, sollten Archive geöffnet und die Live-Stream-Angebote ausgebaut werden. Auch dafür müsse Geld in die Hand genommen werden. Ruge hält dies für deutlich realistischer als neue Theaterbauten zu errichten.
(mkn)

Elisabeth Ruge, geboren 1960, ist Literaturagentin in Berlin. Nach Jahren als Lektorin und Verlegerin kehrte sie 2014 der Berliner Dependance des Hanser Verlages den Rücken und gründete ihre eigene Literaturagentur. Ruge vertritt zahlreiche renommierte Schriftsteller und hat unter anderem den Literatur-Nobelpreis für die belarussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch mitgewonnen, deren Werke sie ins Deutsche übersetzen ließ.

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