Die Putin-Show
Er kontrolliert Baustellen, lässt sich mit Sportlern fotografieren und streichelt Leoparden: Die Olympischen Spielen in Sotschi sind eine gigantische Show - vor allem für Präsident Putin.
In Russland ist Olympia in weiten Teilen eine Putin-Show. Das Fernsehpublikum bekam in den vergangenen Tagen unterschiedlichste Facetten der Putin-PR zu sehen. Es begann am Sonntag. Da verriet der Präsident, wie weit sein persönliches Engagement für die Spiele ging. Das Fernseh-Interview wurde in einem Skigebiet in Krasnaja Poljana gemacht. Vor einigen Jahren noch war dort nur Wald.
"Ich habe diesen Ort selbst ausgewählt. Wir sind 2001 oder 2002 in einem Jeep hier lang gefahren, sind dort am Flüsschen ausgestiegen, und ich habe gesagt: Lasst uns von hier anfangen. Und so haben wir es gemacht."
Das Interview ist Teil eines Films, der heute Abend direkt im Anschluss an die Eröffnungsfeier im russischen Staatsfernsehen gezeigt wird. Der Titel: "Der sanfte Weg" – angelegt an Putins Sportart Judo. In dem Film geht es um Helden, die Sotschi ermöglicht haben. Putin ist natürlich vorn dabei. Alle paar Wochen kam er nach Sotschi und kontrollierte die Bauarbeiten persönlich. Anatolij Pachomow, Bürgermeister von Sotschi:
"Wladimir Wladimirowitsch Putin ist für Sotschi, für die Olympischen Spiele wie ein leiblicher Vater. Er hat verstanden, wie man diesen einzigartigen, malerischen Ort entwickelt, wie man privates Kapital hier herholt. Die Spiele sind sein Kind."
Ein Leopardenbaby auf Putins Schoß
In den vergangenen Tagen besuchte Putin das Olympische Dorf, die russische Olympia-Mannschaft, nahm an einer IOC-Sitzung teil. Und Putin besuchte eine Leopardenaufzucht.
Noch ist die Raubkatze mit dem Namen Donner kleiner als ein Schäferhund, aber angriffslustig. Das Leopardenbaby faucht den Kameramann an. Wenige Augenblicke später liegt Donner auf Putins Schoß und lässt sich von ihm streicheln. "Ich liebe Tiere, das hat er gespürt."
Der Persische Leopard ist aus dem Kaukasus fast vollständig verschwunden. Im Rahmen der Olympischen Spiele gab es ein Aufzuchtprogramm. Im Sommer wurden die ersten Jungen geboren.
"Diese Leopardenaufzucht ist einzigartig. Wilderer haben diese Art in den 50er-Jahren im Kaukasus fast vollständig ausgerottet. Dank der Olympischen Spiele holen wir diesen Teil der Natur zurück." Andere Teile gingen verloren, sagen Umweltschützer.
Verschafft Sotschi Russland einen Imagegewinn?
In Russland fragen sich nun viele: In welcher Form wird der Präsident in die Eröffnungsfeier eingebunden? Das kühnste Gerücht lautet, dass nicht, wie traditionell üblich, ein Sportler das olympische Feuer entzünden wird, sondern das Staatsoberhaupt. Das war selbst Putin zu viel.
"Ich denke, wir haben genügend herausragende Wintersportler, die das tun können. Ich zähle nicht dazu. Ich bin nur ein Anfänger, beim Eishockey und beim Abfahrtsski."
Rund um die Eröffnung plant Putin auch diverse Treffen mit ausländischen Politikern. Der Staatspräsident der Ukraine, Viktor Janukowitsch, wird erwartet, und auch Japans Ministerpräsident. Russland und Japan streiten seit langem um eine Inselgruppe.
"Wir müssen die ruhige, neutrale und sehr freundschaftliche Atmosphäre nutzen, um miteinander zu reden. Es gibt ja viele Probleme weltweit, und ich hoffe, die sehr warmherzige und freundschaftliche Atmosphäre wird helfen, Kompromisse zu finden."
In den vergangenen Wochen hat Russland weltweit reichlich Kritik geerntet. Kritik am Umgang mit Gastarbeitern, mit Minderheiten, mit Olympiakritikern; Kritik an den gigantischen Kosten; Kritik an der mangelnden Rechtsstaatlichkeit im Land. In den kommenden zwei Wochen wird sich zeigen, ob Putin sein Ziel dennoch erreichen wird: Dem Land mit den Olympischen Spielen den dringend benötigten Imagegewinn zu verschaffen.