Sotschi

    Doping-Fall überschattet Olympia-Erfolge der Deutschen

    Die 33-jährige Evi Sachenbacher-Stehle.
    Die deutsche Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle in Sotschi © dpa / Kay Nietfeld
    Darauf hätte der Deutsche Olympische Sportbund sicherlich gern verzichtet: In der A- und B-Probe der Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle wurde ein verbotenes Mittel gefunden. Die Meldung sorgt für Bestürzung im Team. Das Sportliche rückt aufgrund dieses Befundes nun in den Hintergrund.
    Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle hat in Sotschi für den zweiten deutschen Dopingfall in der Geschichte der Olympischen Winterspiele gesorgt. Die 33-Jährige bestätigte am Freitagabend, dass sie in A- und B-Probe positiv getestet worden sei.
    "Ich erlebe gerade den schlimmsten Albtraum, den man sich vorstellen kann. Denn ich kann mir überhaupt nicht erklären, wie es zu dieser positiven Dopingprobe gekommen ist", teilte sie mit. Kurze Zeit nach der Biathletin bestätigte auch der DOSB den Fall. Gefunden wurde das Stimulans Methylhexanamin. Die IOC-Disziplinarkommission habe die Athletin am Freitagnachmittag angehört. "Der DOSB hat Evi Sachenbacher-Stehle daraufhin entsprechend der mit ihr getroffenen Athletenvereinbarung aus der Deutschen Olympiamannschaft ausgeschlossen und ihre sofortige Rückreise veranlasst und umgesetzt. Über weitere Konsequenzen wird im Zusammenhang des Verfahrens entschieden, das federführend vom Biathlon-Weltverband IBU noch einzuleiten sein wird", hieß es in dem Statement.
    Ein Energieriegel aus China?

    Sachenbacher-Stehle erklärte, dass sie "im Moment nur allen Beteiligten ausdrücklich versichern" könne, zu keinem Zeitpunkt "bewusst verbotene Substanzen zu mir genommen" zu haben. Sie werde alles daran setzen, "diese Sache lückenlos aufzuklären". Angeblich soll ihr der Konsum eines verunreinigten chinesischen Energieriegels zum Verhängnis geworden sein.
    Für den ersten offiziellen Dopingfall in Sotschi sorgte derweil nicht Sachenbacher-Stehle, sondern der italienische Bobfahrer William Frullani. Auch bei dem 34-Jährigen wurde ein verbotenes Stimulanzium - anscheinend dasselbe wie bei Sachenbacher-Stehle - gefunden.
    Die zweimalige Langlauf-Olympiasiegerin Sachenbacher-Stehle hatte mit Platz vier im Massenstart für das beste Ergebnis der enttäuschenden deutschen Biathletinnen in den Einzelrennen in Sotschi gesorgt. Für die Staffel am Freitag war sie nicht nominiert worden. Sachenbacher-Stehle war bereits während der Winterspiele 2006 in Turin von einer fünftägigen Schutzsperre betroffen. Damals waren die Hämoglobinwerte der 33-Jährigen zu hoch. Zu einer weiteren Sperre kam es aber nicht.
    Zahlreiche Mitglieder des deutschen Olympia-Teams in Sotschi zeigten sich "schockiert", Justizminister Heiko Maas kündigte umgehend eine verschärfte Dopinggesetzgebung an. Schon bevor ein Name bestätigt wurde, reagierte auch DOSB-Präsident Alfons Hörmann mit Bestürzung. "Dieses Thema hätten wir uns gerne erspart", sagte er dem SID.
    Doping überschattet Maria Höfl-Rieschs Abschied
    Die gedopte Sachenbacher-Stehle ließ den Abschied von zwei großen deutschen Sportlerinnen in den Hintergrund treten. Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch verabschiedete sich im Slalom mit einem vierten Platz und wird nach dem Saisonende ihre Laufbahn beenden.
    Genauso wie Biathletin Andrea Henkel, die mit der Staffel abgeschlagen auf Rang elf landete. Damit kehren die Skijägerinnen erstmals in der olympischen Geschichte ohne eine einzige Medaille zurück.
    Kein Aufbegehren während der Spiele
    Ebenso wie bei den Deutschen kehrt auch bei den Russen Ernüchterung ein: Die anfängliche Begeisterung in Russland über die Spiele ist gesunken, so die Einschätzung vieler Beobachter in Sotschi. Die Stimmung im Land sei nur dann besonders gut, wenn russische Sportler vorne liegen. Die Deutschlandradio-Korrespondentin - Gesine Dornblüth mit einer ersten Bilanz der Spiele. Nach ihrer Beobachtung berichteten die Medien in Russland während der Spiele weniger über politische Probleme im Land.