Jocos Debutalbum in den Abbey Road Studios
Zwei Schwestern aus Norddeutschland, ungewöhnlich talentiert und bestens ausgebildet, gründen eine Band und nennen sich Joco. Nun erscheint ihr Debütalbum "Horizon" - produziert in den Abbey Road Studios in London, wo schon die Beatles arbeiteten.
Erstaunliche Stimmen, erstaunliche Stimmung: Da singen zwei Schwestern Mitte 20 von einer Grenzerfahrung: Wie sie beim Tod des Großvaters dabei sind und spüren, wie seine Seele den Körper verlässt – weit weg über den Horizont hinaus. Und Joco betiteln danach ihr Debutalbum "Horizon":
Cosima und Josepha: "Für uns drückt der Horizont nicht nur die Begrenztheit bis zum Horizont aus, sondern auch das dahinter. – Ich glaub, dass wir den schon sprengen sollten mit dem Album. – Ich find's wichtig, dass man öfter mal ganz in die Ferne schaut. Wirklich den Horizont dahinten auch sucht. Und dann schauen: Was gibt es noch, was liegt dahinter? Also seinen Blick groß und weit werden lassen."
Ein Blick, den sie von der Küste schon lange kennen, der Josepha und Cosima Carl sozusagen in die Wiege gelegt ist: Geboren an der Kieler Förde, aufgewachsen in Ostfriesland, zum Studieren am Konservatorium ins grenznahe Enschede, dann zum Leben nach Hamburg.
Aus dem dortigen Popkurs bei Professor Peter Weihe sind schon viele große Namen hervorgegangen. Er ist vom Potenzial der singenden Schwestern so überzeugt, dass er ihnen ein Stipendium für Aufnahmen besorgt. Nicht irgendwo, sondern in den legendären Abbey Road Studios. Dort im Londoner Stadtteil Westminster haben nicht nur die Beatles, sondern auch schon andere Weltstars von Glenn Miller bis Amy Winehouse produziert.
"Wir wollten uns vornehmen: Hey, das ist einfach so ein Studio, wir gehen da rein und spielen unsere Songs. Aber man hat schon die besondere Atmosphäre da gespürt. Da steckt noch alles in den komischen braunen Vorhängen, und in den Instrumenten steckt irgendwie so ne Magie, finde ich."
Steve Orchard hat schon Coldplay und Björk produziert
Kein Wunder: Pianistin Cosima Carl und ihre Schwester spielen dort auch auf alten Instrumenten, die zum Beispiel Paul McCartney schon in den Händen hatte. Dazu haben sie mit Grammy-Gewinner Steve Orchard einen Produzenten an der Seite, der auch schon mit Größen wie Coldplay und Björk gearbeitet hat. Wie bei der Isländerin betritt man bei den Songs von Joco eine ganz eigene Klangwelt:
Musik machen die beiden schon von Kindesbeinen an. Alle möglichen Instrumente waren zuhause immer da, benutzt auch von Eltern und Brüdern. Josepha und die dreieinhalb Jahre jüngere Cosima Carl werden musikalisch unzertrennlich, der Weg zu Joco verläuft ganz natürlich, fast unausweichlich. Das muss ja bei Schwestern nicht so sein. Aber: Keine Spur von Zickenkrieg bei Joco:
"Irgendwie nicht. Alle fragen uns: Zickt ihr euch denn mal an, streitet ihr euch? Aber irgendwie nicht. – Zicken? Kenn ich gar nicht. Also natürlich müssen wir alles ausdiskutieren. Aber wir sind uns eigentlich dann immer einig. Weil wir haben beide, glaube ich, die gleiche Vision. Wir wollen beide jetzt 100 Prozent alle Kraft in Joco stecken."
Und das tun sie mit beachtlicher Konsequenz. Zwei junge Frauen, die genau wissen, wohin mit ihrem großen Talent und ihrer grundsoliden Ausbildung. Mit dem professionell produzierten Album ist es nicht schwer, bei namhaften Firmen unterzukommen: Das Debut erscheint bei Sony Music, die Auftritte werden von der Karsten Jahnke Konzertdirektion organisiert. Und vor ein paar Monaten der nächste große Schritt: Ein gefeierter Auftritt beim wichtigsten europäischen Nachwuchsfestival in Groningen. Denn gerade im Konzert und mit ihrem Gesang verschmelzen die beiden zu einer außergewöhnlich innigen Einheit.
Cosima: "Einsamkeit ist eigentlich für mich ein sehr guter positiver Ort. Weil wir erleben ja viel, wir sind viel auf Tour oder so. Also für mich ist es immer wichtig, mit diesem ganzen Erlebten und diesen Eindrücken bei mir ganz alleine und irgendwo ganz abgeschieden zu sein. Und dafür fahre ich auch gerne aufs Land in Norddeutschland."
Der Papa und der Bruder sind große Fans
Bei einer kleinen Heimat-Tour durch Ostfriesland feiern Joco dann jetzt auch das Erscheinen ihres Debuts. Den ganzen Sommer hindurch sind sie schon bei Festivals gebucht, im Herbst folgt die erste eigene Tournee.
Und wenn Cosima zwischendurch die Einsamkeit sucht, dann ist doch Josepha meistens nicht weit weg:
Josepha: "Wichtig ist natürlich schon, dass wir uns dann auch noch mal zu zweit einsam haben. Also wir sagen ja auch manchmal: Wir haben zu zweit einen Kopf oder so. Das ist schon echt so, dass wir alles, was wir erleben, teilen. Ich glaube, das ist auch so das, woraus wir unsere gemeinsame Kraft einfach schöpfen, ja."
Und dann ist da ja noch die Familie, von der sie bedingungslos unterstützt werden. Die Brüder sind die größten Fans – und:
"Papa hört eigentlich immer nur die Joco-CD. Wenn er Musik hört, dann die. Und wenn wir dann mal unsere Eltern besuchen, dann ist im Auto eine, in der Küche eine, in seinem Arbeitszimmer eine – ja...."
Nur der verstorbene Opa kann den unaufhaltsamen Aufstieg seiner Enkelinnen nicht mehr miterleben. Oder vielleicht doch ein bisschen da hinten hinter'm Horizont....?
Cosima: "Ich glaub, irgendwo sind da Schwingungen angekommen und jetzt schwebt er da happy rum."