"Ich träume noch immer vom Lager ..."
Zwischen Ende der 20er- und Mitte der 50er-Jahre waren mehrere Millionen Frauen im Gulag, dem sowjetischen Straflager-System, inhaftiert. Sie entstammten allen sozialen Schichten, den verschiedensten nationalen Identitäten und verfügten über ganz unterschiedliche politische und religiöse Überzeugungen.
Eines jedoch war allen politischen Gefangenen gleich, sie trugen keinerlei Schuld. Frauen, die jahrelange Gulaghaft überlebten, erzählen in beeindruckenden Schilderungen über Alltagserfahrungen, Zwangsarbeit, Haftordnung und ihren Kampf ums Überleben. Zu den vergessenen Opfern des stalinschen Terrors gehören ihre Kinder - egal ob vor, während oder nach der Haft geboren. Hunderttausende Mädchen und Jungen vegetierten nach der Verhaftung ihrer Eltern jahrelang in Kinderheimen oder später mit ihren überlebenden Müttern beziehungsweise Vätern in der Verbannung. Zehntausende kamen unter widrigsten Bedingungen im Gulag zur Welt und mussten ihre ersten Lebensjahre, völlig unzureichend versorgt, in kärglichen Kinderbaracken verbringen. Minderjährige sperrte die sowjetische Führung zu Hunderttausenden in "Arbeitsbesserungskolonien" oder gleich in den Gulag.
Die Annäherung der Mütter und Kinder gestaltete sich nach den Jahren der Trennung als problematisch. Wie verlief das erste Wiedersehen? Welche Erwartungen erfüllten sich, welche wurden enttäuscht? Wie gingen sie mit ihren Erfahrungen um? Konnten sie sich ihre Erlebnisse erzählen oder schwiegen sie, in der Hoffnung, den anderen nicht zu belasten? Auch darüber erzählen Überlebende Gulag-Frauen und ihre Kinder in dieser "Langen Nacht".