Kapitalismuskritik

Das große Marktversagen beim Umweltschutz

08:41 Minuten
Demonstranten fordern "Kapitalismus abholzen!"
Sie wollen lieber den Kapitalismus "abholzen": Protest von jungen Leuten gegen die Fällung von 5.000 Bäumen in Oberhausen. © picture alliance / Jochen Tack
Carolin Schenuit im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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Das Ansehen der sozialen Marktwirtschaft sinkt in der jungen Generation, zeigt eine Umfrage. Das liege auch daran, dass es bisher keinen ernsthaften Versuch gegeben habe, Klimaschutz mit Mitteln des Marktes zu organisieren, meint die Ökonomin Carolin Schenuit.
Die junge Generation zweifelt an der sozialen Marktwirtschaft, schreibt der „Spiegel“ mit Berufung auf eine Umfrage. Wohlstand für alle – für die Mehrheit der befragten 16- bis 29-Jährigen in Deutschland erfüllt die soziale Marktwirtschaft dieses Versprechen nicht. Demzufolge wankt auch die Unterstützung für den Kapitalismus an sich. Der versage vor allem bei der Umwelt, sagen viele Befragte.
Carolin Schenuit, die geschäftsführende Vorständin beim Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, ist von diesem Ergebnis nicht überrascht. Ihr Eindruck sei, dass die junge Generation – Fridays for Future sei das Paradebeispiel – verstanden habe, dass sie zu den großen Leidtragenden der Externalitäten, der ausgelagerten Folgekosten der Marktwirtschaft, gehöre.
Die junge Generation werde nicht nur Fragen der Rentenfinanzierung, sondern auch große Klimafolgekosten erben und ein viel zu kleines Restbudget an CO2-Emissionen, sagt Schenuit voraus:

Diese Generation geht in ihr Erwachsenenleben mit einem sehr großen Handlungsdruck und großen Unsicherheiten.

Die Kosten landen nicht bei den Verursachern

Bis jetzt habe es keinen ernsthaften Versuch gegeben, mit dem Markt zu arbeiten, um Umwelt- und Klimaschutz zu erreichen, sagt Schenuit.
Die Umwelt verursache heute schon reale Kosten zum Beispiel durch Extremwetter – allerdings zumeist nicht bei denen, die für die Klimaerwärmung verantwortlich hätten. „Von daher haben wir es tatsächlich mit einem klassischen Fall von Marktversagen zu tun.“ Das sei aber nicht nur beim Klimaschutz der Fall, sondern auch bei Umweltschäden und sozialen Fragen: „Es gibt viel zu tun.“
Wie könnte der Markt Klimaschutz organisieren? „Wir plädieren dafür, dass man es zumindest mal versuchen sollte“, sagt Schenuit. Die CO2-Bepreisung in Deutschland sei von ihrem Preisniveau und von ihrer Wirkung her noch sehr überschaubar, kritisiert sie.
Umweltschädliche Subventionen betrügen momentan das Drei- bis Vierfache des Volumens der CO2-Bepreisung. „Wir könnten erst mal aufhören, klimaschädliches Verhalten zu subventionieren", sagt Schenuit. Eine vorausschauende Klimapolitik müsse die realen Kosten abbilden und fair verteilen, Subventionen umbauen und eine aktivere Finanz- und Sozialpolitik beinhalten.
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