Christian Demand ist Kunsthistoriker und Kulturphilosoph. Seit 2012 ist er Herausgeber der Zeitschrift "Merkur".
"Arbeitsversicherung" für freie Künstler gefordert
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Aus Hamburg kommt ein neuer Vorschlag, selbständige Künstler sozial besser abzusichern. Die Idee: eine "Arbeitsversicherung". Der Kulturphilosoph Christian Demand steht dieser aufgeschlossen und skeptisch zugleich gegenüber.
Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda (SPD) fordert eine neue Form der solidarischen Absicherung für selbständige Künstler. "Ich möchte, dass wir die Arbeitslosenversicherung zu einer Art Arbeitsversicherung weiterentwickeln, in die man einzahlen kann, um sich zu versichern für die Phasen, in denen, aus welchen Gründen auch immer, gerade mal kein Einkommen da ist", sagte er in einem Interview. Das wäre dann eine Art Kurzarbeitergeld für Künstlerinnen und Künstler, so Brosda, der auch Präsident des Deutschen Bühnenvereins ist.
Bei dem Plan könnte auch die Künstlersozialkasse (KSK) eine Rolle spielen. Vermutlich werde eine solche "Arbeitsversicherung" gebraucht, sagt der Kulturphilosoph Christian Demand, Hausgeber der Zeitschrift "Merkur". Die KSK habe sich als Modell bewährt. Er selbst wäre nie auf die erforderliche Zahl der Beiträge für die Rentenversicherung gekommen, wenn er nicht dort über viele Jahre eingezahlt hätte, sagt Demand, der früher einmal als freischaffender Musiker tätig war.
Allerdings sei er skeptisch, ob die Arbeitslosigkeit in vergleichbarer Weise abgefedert werden könne - weil die Frage, was eigentlich Arbeitslosigkeit in künstlerischen Berufen sei, manchmal schwer zu beantworten sei. Es gebe Berufe mit einer saisonalen Erwerbslosigkeit in den Ferien, und andere, bei denen um Weihnachten herum besonders viel los sei.
Es sei sehr schwer, die Vielfalt der künstlerischen Berufe so zusammenzufassen, dass es keine Ungerechtigkeiten gebe und nicht Klagemöglichkeiten entstünden, so Demand.
Schwierige Absicherung
Unklar sei auch, ob selbständige Künstler überhaupt in der Lage seien, für ihre Absicherung etwas einzuzahlen. Wer im literarischen Bereich eher prekär beschäftigt sei und gerade so über die Runden komme, habe keine Möglichkeit, vorzusorgen. Zudem sei es wichtig, zwischen einer Notsicherung in Zeiten der Pandemie und der Absicherung einer künstlerischen Karriere unter "normalen Bedingungen" zu unterscheiden.
(gem)
Thomas Ostermeier, Künstlerischer Leiter der Berliner Schaubühne, begrüßt den Vorschlag des Hamburger Kultursenators Brosda, bricht aber zusätzlich in unserem Fazit-Interview eine Lanze für das bedingungslose Grundeinkommen. Das komplette Gespräch mit Thomas Ostermeier können Sie hier nachhören:
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