Gut für Geldbeutel und Umwelt
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600.000 Tonnen Altgeräte werden pro Jahr in Frankreich eingesammelt. Etwa ein Drittel davon recycelt die Straßburger Firma Envie – mithilfe von Menschen, die sonst schwer einen Job finden. Die reparierten Geräte helfen Geringverdienern und der Umwelt.
Mit geübten Handgriffen hievt Arsen Mkatschian eine Waschmaschine von einer Sackkarre herunter und vor eine halbhohe Betonwand, aus der mehrere Anschlüsse ragen. Routiniert schließt der Mittvierziger mit Halbglatze Strom und Wasser an, stellt ein Waschprogramm ein und beobachtet die Vorgänge in der Maschine, die jetzt beginnt Wasser ins Innere zu pumpen.
"Ich suche den Fehler und behebe ihn"
In seinem Blaumann sieht er aus wie ein normaler Handwerker. Darüber trägt er eine leuchtend gelbe Weste mit der Aufschrift "Envie" - was im Französischen so viel bedeutet wie "am Leben" oder "Lust".
"Ich repariere Waschmaschinen, und zwar diese hier, die Toploader. Ich hole sie aus dem Depot, suche den Fehler und behebe ihn. Oft ist das Lager kaputt. Das hab ich hier gewechselt. Manchmal ist es aber auch die Elektronik. Dann tauschen wir die komplett aus. Und wenn die Maschine wieder läuft, mache ich noch eine Grundreinigung."
Wir - das sind er und seine sechs Kollegen, die bei Envie für die Reparatur von defekten Waschmaschinen und Geschirrspülern zuständig sind. In den Räumen nebenan vollzieht sich das Gleiche mit Kühlschränken, Elektroherden, Mikrowellen und kleineren Haushaltsgeräten. Auch Fernseher, Computer und Mobiltelefone werden hier wieder zum Laufen gebracht.
Die Chance auf einen persönlichen Neuanfang
Während bei Arsen die Waschmaschine vor sich hin rumpelt, reinigt er bereits eine andere. Dazu hantiert er abwechselnd mit Druckluft, Chemikalien und Putzlappen. Insgesamt vier Maschinen behandelt er gerade. Dabei unterhält er sich mit seinem Kollegen nebenan, der sich um die "Patienten" mit Bullauge kümmert.
Arsen Mkatschian ist von Haus aus Geschichtslehrer. Zumindest war er das, bis er aus seinem Heimatland Armenien nach Frankreich kam. In der Werkstatt von Envie hat er nach langer Zeit wieder eine reguläre Arbeit gefunden, zumindest für zwei Jahre. Für ihn und viele andere hier ist die Arbeit mit den Altgeräten die Chance für einen persönlichen Neuanfang.
"Alles begann in den achtziger Jahren. Nach der Ölkrise waren viele Franzosen arbeitslos. Damals fingen die Menschen an, das französische sowie das europäische Wirtschaftssystem infrage zu stellen und nach einem sozialeren Weg der Beschäftigung zu suchen."
Amaury Grenot ist Geschäftsführer bei "Envie Strasbourg". Sein Büro liegt im ersten Stock der Werkshalle. Es ist schlicht eingerichtet: zwischen den Schreibtisch und einige Regale voller Aktenordner passt gerade noch ein Tisch für Besprechungen. Während alle paar Minuten eines seiner drei Telefone klingelt, erzählt der 39-Jährige von den Anfängen des Unternehmens.
Die Idee zu Envie entstand innerhalb der Emmausbewegung. Diese französische Initiative zur Armutsbekämpfung ist besonders durch ihre Sozialkaufhäuser bekannt geworden. Das Besondere daran: Arbeits- und Obdachlose sammeln und reparieren Sachspenden, die ihnen selbst zu Gute kommen. Durch die Einbeziehung erhalten sie eine sinnvolle Beschäftigung und so eine Möglichkeit zur Wiedereingliederung.
"Ganz konkret hat damals eine Gruppe von Straßburgern erkannt, dass es einen großen Bedarf an erschwinglichen Haushaltsgeräten gibt. Und so fingen sie an, Jobs für Arbeitslose zu schaffen, indem sie defekte Elektrogeräte reparierten. Es war also im Grunde eine soziale Aktion der Nächstenliebe. Doch das, was sie erschufen, war ihrer Zeit voraus. Denn es waren die Anfänge von Kreislaufwirtschaft und Umweltschutz."
Unterstützung durch die Europäische Union
Mit einer kleinen Werkstatt und zehn Mitarbeitern fingen sie an. Heute arbeiten allein in Straßburg 180 Mitarbeiter. Das gemeinnützige Unternehmen hat mittlerweile 50 Ableger in ganz Frankreich. Da zur Reparatur oft Ersatzteile gebraucht werden, begann Envie in den neunziger Jahren damit, die Altgeräte systematisch einzusammeln. Was nicht mehr repariert werden konnte, zerlegten sie in seine Bestandteile und verkauften beispielsweise die Metalle. Im Jahr 2004 beflügelte eine Direktive der Europäischen Union diese Aktivitäten. Erstmals verpflichtete sie die Hersteller von Elektrogeräten dazu, sich auch um die Altgeräte zu kümmern, die bis dahin einfach auf der Deponie landeten. Außerdem gab das Gesetz vor, wie der Elektroschrott behandelt werden muss.
"Die Direktive der EU hat genau das gefordert, was wir schon von Anfang an tun. Die zuständigen Behörden in Frankreich sind dann auf uns zugekommen, um unsere Erfahrungen und unser Know-How zu nutzen. Doch obwohl die Wiederaufbereitung von Geräten empfohlen wird, sind wir bis heute einer von wenigen Akteuren, die Altgeräte auch wieder nutzbar machen."
Am anderen Ende der Werkshalle wird der Elektroschrott angeliefert. Mehrere Lkw-Ladungen täglich sind es hier am Standort Straßburg. Das Gelände liegt seit 30 Jahren in einem Wohngebiet des Stadtteils Koenigshoffen am westlichen Rand der Stadt. Ein Dutzend Männer ist gerade damit beschäftigt Kühlschränke auszuladen. Mit Sackkarren bringen sie die teils mannshohen Türme auf eine im Boden eingelassene Waage. Nach der Registrierung werden die Geräte nach ihrem Zustand sortiert. Dann wandern sie entweder in die Werkstatt zur Wiederaufbereitung, ins Lager für Ersatzteile oder endgültig auf den Schrott.
"Das Beste für die Umwelt ist, gar nicht zu konsumieren"
Die Philosophie, die Envie dabei verfolgt, macht Geschäftsführer Grenot an einem einfachen Beispiel klar.
"Im Sinne der Kreislaufwirtschaft ist es das Beste für die Umwelt, gar nicht zu konsumieren. Wenn ich in mein Büro keine Tür einbaue, verbrauche ich keine Tür und produziere also auch keine Abfälle, wenn die Tür irgendwann einmal abgenutzt oder defekt ist. Falls ich die alte Tür dann jedoch repariere oder aufarbeite, kann sie wieder als Tür genutzt werden. Wenn ich die Tür auf zwei Böcke stelle und einen Tisch daraus mache, ist das eine andere Art der Wiederverwendung. Wenn ich sie zerkleinere und Holzspäne daraus mache, dann ist das Recycling. Um Ressourcen zu schonen, ziehen wir bei Envie all diese Möglichkeiten in Betracht. Das Recycling ist nur der letzte Ausweg."
Insgesamt steckt das Unternehmen viel Arbeit und Zeit in die Wiederaufbereitung der alten Geräte. Dennoch kann nicht jede Waschmaschine vor der Verschrottung gerettet werden. Das wird deutlich, wenn man sich die riesigen Mengen anschaut, die jährlich in Umlauf gebracht werden: Allein im vergangenen Jahr wurden in Frankreich mehr als eine Million neuwertige E-Herde, 2,7 Millionen Waschmaschinen und 2,8 Millionen Kühlschränke verkauft. Wer ein neues Gerät anschafft, entledigt sich auch oft eines alten.
600.000 Tonnen Altgeräte werden pro Jahr eingesammelt
Pro Kopf landen in Frankreich jährlich zwischen 14 und 24 Kilo Elektrogeräte auf dem Schrott, Tendenz steigend. Wer ordnungsgemäß entsorgt, bringt seine Altgeräte entweder direkt zum Händler, an eine der Sammelstellen oder zum Wertstoffhof. Geschätzt 600.000 Tonnen Altgeräte werden so jährlich im ganzen Land eingesammelt. Das entspricht dem Sechzigfachen Gewicht des Eiffelturms. Etwa ein Drittel davon verarbeitet das Netzwerk Envie.
Der Markt rund um das Recycling von Wertstoffen ist in den letzten Jahren explodiert. Gerade die Rückgewinnung von Metallen und Seltenen Erden wie sie in Mobiltelefonen verbaut werden, boomt. Und was nicht wieder in den Kreislauf eingebracht werden kann, dient als Brennmaterial zur Stromgewinnung. Obwohl Envie nicht gewinnorientiert arbeitet, steht es also in Konkurrenz zu großen Akteuren der Energie- und Entsorgungsbranche wie Veolia.
Am Standort Straßburg landen vor allem ausrangierte Geräte aus dem Elsass. Darunter zum Beispiel 450 Mikrowellen pro Tag. Mohamed Babadris, zuständig für den Produktionsbereich bei Envie, erklärt, warum nicht jede von ihnen repariert werden kann.
"Wir sammeln jährlich etwa 20.000 Tonnen Elektrogeräte ein. Aus dieser Menge sortieren wir die Geräte heraus, die der Nachfrage unserer Kunden entsprechen. Wir wollen ja keine Energie in Produkte stecken, die dann keiner kauft und die dann wieder auf dem Schrott landen. Wir suchen also Geräte heraus, die technisch auf dem neusten Stand sind und optisch gut aussehen. In Bezug auf die Gesamtmenge Schrott, der bei uns ankommt, arbeiten wir also etwa drei Prozent der Geräte wieder auf. Wir könnten natürlich viel mehr von ihnen reparieren. Doch dazu haben wir noch nicht genügend Kunden und Lagerflächen."
Das Ziel: den Konsum neuer Produkte reduzieren
Drei Prozent der Gesamtmenge, das sind etwa 17.000 Geräte, die in Straßburg pro Jahr repariert und wieder verkauft werden – und so die Unmengen an Elektroschrott und zugleich den Konsum neuer Produkte reduzieren. Dennoch sieht sich Envie nicht als Konkurrenz für die großen Hersteller. Teilweise arbeiten diese von Anfang an mit dem gemeinnützigen Recycling-Netzwerk zusammen. Denn einige überlassen Envie jene Produkte, die kleine Makel aufweisen oder von Kunden reklamiert werden.
In der Werkstatt für Waschmaschinen geht der Arbeitstag bald zu Ende. Selami Sijarina, zuständig für die Maschinen mit Bullauge, hat heute bereits drei Geräte flott gemacht. Der Mittvierziger mit Igelfrisur und schwarzer Fleecejacke schließt gerade ein neues Bedienelement an eine "Whirlpool" an. Die Anleitung dazu hat er auf sein Smartphone geladen. Was defekt war, kann er besser auf Deutsch erklären als auf Französisch.
"Bei dieser Maschine es war ein Fehler. Manchmal sein Programm gut, manchmal nicht. Und ich habe das Karte gewechselt. Jetzt muss ich nochmal schauen. Ich muss probieren zwei Mal, drei Mal, vier Mal, bis es okay ist. Weil sie muss hundert Prozent sein, weil wenn Klient kauft, dann muss perfekt sein."
Selami Sijarina kommt ursprünglich aus dem Kosovo. Wegen des Krieges in seiner Heimat ging er zunächst nach Deutschland, später nach Frankreich. Doch trotz Arbeitserlaubnis fand er ohne Sprachkenntnisse keinen Job. Durch einen Cousin erfuhr er von der Möglichkeit in der Werkstatt von Envie zu arbeiten und bewarb sich mit einem einfachen Lebenslauf und wurde eingestellt.
900 Bewerbungen pro Jahr
Etwa 900 solcher Bewerbungen gehen im Jahr bei Christine Heng ein. Die Personalchefin von Envie ist zuständig für 180 Mitarbeiter – darunter etwa 120, die so wie Selami und Arsen das Wiedereingliederungsprogramm durchlaufen. Die zierliche Frau mit dem festen Händedruck kennt viele Schicksale dieser Art.
"Alle Personen, die bei uns anfangen, hatten zuvor Probleme eine Stelle auf dem klassischen Arbeitsmarkt zu finden. Diese Leute haben nicht unbedingt Vorkenntnisse in unserem Bereich. Deshalb durchläuft jeder hier eine Schulung. Die dauert 35 bis 50 Stunden, je nachdem wo sie eingesetzt werden sollen."
Der Chef einer Werkstatt übernimmt das Anlernen der Neuankömmlinge. Zuerst bekommen sie einfache Aufgaben, wie das Säubern oder Zerlegen von Geräten. Mit der Zeit und durch die Schulungen lernen sie die Materie immer besser kennen, erfahren, wie man die meisten Probleme behebt und die Funktionalität testet. Gleichzeitig kümmert sich ein Team von Betreuern darum, bei Problemen des Alltags zu vermitteln. Sie suchen Wohnungen, Praktikumsplätze und helfen bei der Führerscheinprüfung. Für die meisten Mitarbeiter in der Wiedereingliederung ist aber allein schon der regelmäßige Mindestlohn ein Riesen-Fortschritt.
"Parallel zur täglichen Arbeit in der Werkstatt durchlaufen unsere Mitarbeiter ein Begleitprogramm, eine Art berufliche Beratung. Denn bei uns können sie maximal zwei Jahre lang arbeiten. Während dieser Zeit schauen wir mit ihnen zusammen, welches berufliche Ziel oder Projekt sie nach dieser Zeit verfolgen könnten. Das muss nicht unbedingt etwas mit unserer Branche zu tun haben. Es kann auch sein, dass jemand danach Bäcker werden, als Elektriker oder in der Krankenpflege arbeiten will. Es ist eine ganz individuelle Begleitung, damit sie in der Zeit, die sie hier haben, einen Weg aus der Arbeitslosigkeit finden."
Oft bewerben sich Flüchtlinge aus Syrien oder Eritrea
Auf dem Schreibtisch von Christine Heng landen auch oft Bewerbungen von Geflüchteten. In den letzten Jahren kommen sie oft aus Syrien oder Eritrea. Selbst wenn sie nie zuvor einen Französischkurs besucht haben, werden sie hier nicht abgewiesen. Je nach Fall engagieren die Betreuer einen Übersetzer oder versuchen mithilfe von Gesten und Abbildungen zu kommunizieren.
"Für viele Menschen sind wir der erste Arbeitgeber in Frankreich. Denn wir nehmen auch solche Personen auf, die noch Probleme mit der französischen Sprache haben und deshalb keine Stelle auf dem klassischen Arbeitsmarkt finden. Wir begleiten sie in diesem Lernprozess, indem wir interne Sprachkurse anbieten."
Trotz aller Hürden verzeichnet Envie immer wieder Erfolgsgeschichten. Etwa zwei Drittel der Personen, die die Wiedereingliederung durchlaufen, finden nach Ablauf der zwei Jahre entweder eine andere Arbeit oder beginnen eine Ausbildung oder Umschulung. Mit Stolz berichtet ein Betreuer von einem ehemaligen Häftling, der bei Envie eine sagenhafte Entwicklung hingelegt hat. Vom Gehilfen beim Entladen der Laster habe er sich zum Gabelstapler-Fahrer hochgearbeitet und bekam am Ende ein Jobangebot in Luxemburg. Nur wer nicht bereit ist, mitzuarbeiten, hat hier keine Chance.
Für Selami Sijarina läuft es aber mittlerweile so gut, dass er eventuell sogar Team-Chef seiner Werkstatt werden könnte, wenn er denn weiterhin sein Französisch verbessert.
"Mein Beruf ist Mechaniker, Automechaniker. Ich habe viel Arbeit gemacht. Ich kenne so viele Berufe. Früher in Deutschland ich habe gelebt in Neuburg-Donau. Das ist in der Nähe Ingolstadt. Aber das ungefähr 20 Jahre her. Jetzt bin ich acht Jahr hier. Mit dem Auto ist schwer, weil ich habe Probleme mit der Sprache. Das ist Problem. Ich mache auch Kurs für Sprache. Aber französische Sprache ist für mich schwer."
Da das Lager von Envie recht klein ist, kommen die reparierten Geräte möglichst schnell in den Verkaufsraum. In der Halle mit hohen Fenstern stehen die aufpolierten Geräte dicht nebeneinander. Da reihen sich Kühlschränke an Gasherde und eine Fläche mit Cerankochfeldern an ein Regal mit Kaffeemaschinen. An einer Wand laufen die Nachrichten auf Flachbildschirmen, daneben schimmern in einer Vitrine Tablets und Smartphones. Die Geräte, die von Envie wieder verkauft werden, kosten etwa die Hälfte im Vergleich zum Neukauf im Handel. Außerdem gewährt Envie auf jedes Produkt ein Jahr Garantie. Die kleinen Preise sind wohl auch ein Grund, warum die Kunden hier oft Schlange stehen.
"Diese Idee ist großartig!"
Ein älterer Herr in beiger Jacke schaut sich gerade bei den Waschmaschinen um.
"Ich kaufe hier manchmal für mich ein, sobald eins meiner Haushaltsgeräte kaputt geht. Aber ich mache das auch für ältere Menschen aus meinem Bekanntenkreis, die nicht mehr mobil sind. Wenn sie ein Gerät brauchen, fahre ich sie hierher oder hole es für sie ab. Und ich kaufe auch gebrauchte Ersatzteile hier. Bei einem Stundenlohn von 50 Euro für die Reparatur durch einen Handwerker, mache ich das lieber selbst. Das lohnt sich."
Gleich nebenan befindet sich der Kundenservice. Hier kann jeder seine Geräte zur Reparatur abgeben, Ersatzteile kaufen oder sogar Handwerker nach Hause bestellen. Eine Kundin holt gerade ein älteres Dampfbügeleisen ab, das sie zur Reparatur gebracht hatte.
"Ich kenne den Laden seit etwa 15 Jahren. Das Preis-Leistungsverhältnis ist gut. Und man tut der Umwelt damit etwas Gutes. Ich habe gebrauchte Geräte gekauft und eigene reparieren lassen. Zum Beispiel einen großen Kühlschrank, den wir schon beinahe auf den Schrott gebracht hätten. Der läuft jetzt seit fünf Jahren wieder wie eine Eins."
Tatsächlich beobachtet auch die Leitung von Envie ein Umdenken in der Bevölkerung. In Frankreich würden die Menschen nicht mehr nach der Devise handeln: kaufen, wegwerfen. Stattdessen versuchen viele Menschen – oft auch diejenigen mit kleinerem Geldbeutel – ihre Haushaltsgeräte erst einmal zu reparieren, statt gleich neue zu kaufen. Und damit trifft Envie genau den Nerv der Zeit, findet ein anderer Kunde:
"Es ist ein Laden, der uns dabei hilft, nicht mehr ständig neu hergestellte Dinge zu kaufen. Ich finde diese Idee großartig! Gleichzeitig vermitteln sie diese Lust am Reparieren, weil sie die Geräte zerlegen und in- und auswendig kennen. Deshalb vertraue ich auch ihren Preisen. Es wäre wunderbar, wenn es so etwas auch in anderen Bereichen gäbe."
Das dachte sich auch die Leitung von Envie und hat vor kurzem die Produktpalette erweitert. Seit einem Jahr bietet das Recycling-Netzwerk nun auch medizinische Hilfsmittel wie Rollstühle, Gehhilfen und sogar Pflegebetten aus zweiter Hand an. Zwar werden gebrauchte Hilfsmittel noch nicht von der Krankenkasse erstattet. Doch in anderen europäischen Ländern ist das bereits gängige Praxis. Angesichts der zunehmenden Alterung der Gesellschaft eine vorausschauende und soziale Idee.