Soziologe über Seenotrettung

"An solchen Herausforderungen kann die Gemeinschaft wachsen"

07:21 Minuten
Das private spanische Rettungsschiff "Open Arms" liegt im Juli mit 60 Migranten an Bord im Hafen von Barcelona.
Die Arbeit privater Seenotretter habe das Thema Flucht und Migration wieder auf die Agenda der EU gesetzt, meint Torsten Voigt. © imago / Crowd Spark
Torsten Voigt im Gespräch mit Anke Schaefer |
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Man darf die Seenotrettung im Mittelmeer nicht allein auf NGOs abwälzen, meint der Soziologe Torsten Voigt. Notwendig sei vielmehr eine europäische Koordination, auch bei der Verteilung der Menschen. Ländern wie Italien müsse geholfen werden.
Entwicklungsminister Gerd Müller fordert einen internationalen Rettungseinsatz für Flüchtlinge in Libyen, Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn eine europäische Initiative zur Seenotrettung: In der EU wird wieder über die Verteilung von Flüchtlingen und Migranten diskutiert. Ist das das Verdienst der privaten Seenotretter wie der deutschen Kapitänin Carola Rackete, die sich auch von Anlegeverboten in italienischen Häfen nicht abschrecken lassen?
Zumindest geben sie den Anstoß, dass das Thema wieder auf die Agenda gesetzt werde, sagt der Soziologe Torsten Voigt von der RWTH Aachen. Die aktuellen Initiativen zeigten, "wie wichtig es ist, sich um dieses Thema zu bemühen und eben auch humanitäre Hilfe zu leisten".
Notwendig ist Voigt zufolge aber auch eine bessere Organisation solcher Einsätze, die man nicht allein Privatinitiativen überlassen sollte:
"Es ist sicher sinnvoll, auch solche vom Militär organisierten Initiativen mit einzubinden und das dann eben koordiniert zu machen."

Wir dürfen Italien nicht alleinlassen

Auch bei der Verteilung der Menschen sei eine bessere Koordination gefordert. "Und zwar in einer gerechten Weise, die auch dem europäischen Gedanken wirklich Rechnung trägt und wo jedes europäische Land auch seinen Beitrag leistet", betont Voigt. "An solchen Herausforderungen kann auch die Gemeinschaft wachsen."
Dazu müsse Ländern wie Spanien, Griechenland oder Italien, die die Hauptlast tragen, geholfen werden: "Und wenn dann einige Staaten sagen, hoffentlich auch Deutschland mit seiner Führungsrolle in der Europäischen Union: ja, wir wollen dieses Problem konstruktiv angehen, dann ist das schon mal ein richtiger und wichtiger Schritt in die richtige Richtung."
(uko)
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