Späte Ehrung eines einstigen Publikumslieblings
Während seiner Zeit als Musikdirektor Düsseldorfs legte Felix Mendelssohn Bartholdy den Grundstein für das spätere Musikleben der Stadt, die ihm 1901 ein Denkmal errichtete. Die Nationalsozialisten verboten seine Musik und entfernten 1936 auch sein Denkmal. Jetzt wurde es wieder aufgestellt.
Da steht er nun überlebensgroß und in Bronze gegossen, versehen mit Notenpult und Taktstock: Felix Mendelssohn Bartholdy, elegant gekleidet in der Mode seiner Zeit, - etwa so, wie ihn die Düsseldorfer 1833 kennenlernten, als er seine Stelle als Musikdirektor angetreten hatte. Rund 180 Jahre später nun die Enthüllung seines Denkmals, an prominenter Stelle gleich neben dem Opernhaus. Ein Bläserquartett der Musikhochschule spielt ihm zu Ehren das ”Andante religioso" aus seiner Orgel-Sonate.
Unter den Zuschauern auch Herbert Rubinstein, Vorstandsmitglied des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Nordrhein.
"Man sagt immer: Besser zu spät als nie. Auf alle Fälle hat Felix Mendelssohn Bartholdy es verdient gehabt, hier diesen Ort wieder zu besetzen. Und Mendelssohn gehört einfach zu Düsseldorf."
Dass es sich dabei um eine Rekonstruktion jenes Denkmals handelt, das 1901 wenige Meter entfernt vom heutigen aufgestellt und 1936 von den Nazis entfernt worden war, hat einen guten Grund: Es soll als Erinnerungs-Mal seine eigene Geschichte dokumentieren und zugleich zum Nachdenken über das Verhältnis der Stadt zu seinem einstigen Musikdirektor animieren.
Denn der gerade mal 24-jährige Mendelssohn hatte ab 1833 innerhalb von nur zwei Jahren das Musikleben der Stadt völlig neu organisiert und dabei Strukturen geschaffen, die immer noch existieren, betont Prof. Bernd Kortländer vom Düsseldorfer Heine-Institut:
"Was heute auf vielen verschiedenen Schultern ruht, hat Mendelssohn alles alleine gemacht: vom Opernhaus über die Symphoniekonzerte bis zur Kirchenmusik war er eigentlich für das gesamte musikalische Leben dieser Stadt verantwortlich."
Mit großem Sachverstand und schier unerschöpflichem Elan:
"Er ist 'rumgefahren, hat Noten gesucht, damit er ordentliche Musik überhaupt spielen konnte, ist er in Archive gegangen, hat sich… Händelschen Oratorien, hat sich die Beethovenschen Sinfonien, die häufig ja nur verstümmelt gespielt wurden, 'rausgesucht. Also wirklich Basisarbeit."
Felix Mendelssohn, - der Publikumsmagnet der Niederrheinischen Musikfeste in den 1830er-Jahren und äußerst beliebter Musikdirektor: Auch in den nächsten Jahren als Kapellmeister des Leipziger Gewandhausorchesters war er stets in Düsseldorf willkommen und leitete noch etliche Niederrheinische Musikfeste.
Bernd Kortländer: "Und nach seinem Tod wird eigentlich sein Andenken hier in Düsseldorf immer weiter gepflegt. Und das Ganze mündet dann ein in eine Initiative am Ende des Jahrhunderts, ihm ein Denkmal zu setzen in Erinnerung an seine Arbeit als Musikdirektor in Düsseldorf."
Wobei sein Nachruhm auch im Rheinland schon ab 1850 durch Richard Wagners antisemitische Schrift ”Das Judentum in der Musik" zunehmend überschattet wurde.
Bernd Kortländer: "Wo Mendelssohn als der typisch jüdische Komponist dargestellt wird, der eben nicht in der Lage ist, das Deutsche zu verstehen. Und die da generierten Vorurteile gegen Mendelssohn, Mendelssohn sei eben seicht und ein Salonmusiker und typisch: Ihm fehlt die Tiefe und all die Dinge, die sich mit dem Deutschen verbanden, diese Vorurteile waren virulent, gerade in so deutsch-nationalen Kreisen und antisemitischen Kreisen, die es auch hier in Düsseldorf durchaus in großer Zahl gab, wie man weiß auch aus der Diskussion um die Heine-Ehrungen."
Dennoch finanzierten Düsseldorfer Bürger ein Doppeldenkmal: für Felix Mendelssohn - und für Karl Immermann, der 1834 mit seinem Konzept einer ”Musterbühne" das Düsseldorfer Stadttheater reformieren wollte, mit diesem Projekt allerdings bereits ein Jahr später scheiterte.
1901 wurden beide Denkmäler vor dem Stadttheater feierlich enthüllt. Ein Festredner und eine Tageszeitung zeichneten von Mendelssohn freilich kein sonderlich sympathisches Bild. Von einem - so wörtlich - ”verwöhnten Liebling des Musen" war zu hören, ”weich, geschmeidig, von eleganter Gestalt", ”aber ohne männliche Ausdauer und Durchsetzungskraft".
Dieses gebrochene Verhältnis zu Mendelssohn wirkt bis heute latent nach, verstärkt noch durch die Nazis, die sein Denkmal 1936 entfernen und es 1940 einschmelzen ließen. Fortan wurden Werke von Schumann statt die von Mendelssohn gespielt, - auch nach 1945 noch lange Zeit.
Bernd Kortländer: "Schumann wurde der lokale Held und Mendelssohn wurde vergessen."
Bis zu seinem 200. Geburtstag im Jahr 2009, den Bernd Kortländer zum Anlass nahm, im Heine-Institut Mendelssohns Wirken und seine Bedeutung für Düsseldorf zu erforschen und die Ergebnisse in einer Ausstellung zu präsentieren. Von da an ging das Projekt ”Ein Denkmal für Mendelsohn" zügig voran. Ein Förderverein wurde gegründet und ist nun stolz darauf, das Mendelssohn-Denkmal durch private Spenden aus der Bevölkerung finanziert zu haben.
Programmatisch dann die Musik zum Ausklang der Denkmals-Enthüllung: gespielt wurde die für Bläser eingerichtete Chorszene ”Wer bis an das Ende beharrt" aus Mendelssohns Oratorium ”Elias".
Bernd Kortländer; "Es ist in erster Linie eine Ehrung des Musikers, aber nicht nur, es ist auch eine Erinnerung an die Geschichte des Denkmals. Es hat jetzt diesen Mehr-Wert drin, dass es gleichzeitig ein Mahnmal ist gegen den barbarischen Umgang mit unserer Tradition, gegen Zerstörung von Kultur und gegen Antisemitismus."
Und es soll natürlich auch dazu beitragen, dass die Werke von Mendelssohn verstärkt wieder in Konzertprogramme aufgenommen werden. Auch bei Kulturveranstaltungen jüdischer Gemeinden, betont Herbert Rubinstein. Und da tue mitunter noch etwas Überzeugungsarbeit not:
"Natürlich gibt es kleine Probleme, dass Mendelssohn konvertiert ist. Aber, das ist an sich, für mich als Rubinstein, überhaupt kein Kriterium, um Mendelssohn nicht als Teil der internationalen Menschheit zu sehen."
Unter den Zuschauern auch Herbert Rubinstein, Vorstandsmitglied des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Nordrhein.
"Man sagt immer: Besser zu spät als nie. Auf alle Fälle hat Felix Mendelssohn Bartholdy es verdient gehabt, hier diesen Ort wieder zu besetzen. Und Mendelssohn gehört einfach zu Düsseldorf."
Dass es sich dabei um eine Rekonstruktion jenes Denkmals handelt, das 1901 wenige Meter entfernt vom heutigen aufgestellt und 1936 von den Nazis entfernt worden war, hat einen guten Grund: Es soll als Erinnerungs-Mal seine eigene Geschichte dokumentieren und zugleich zum Nachdenken über das Verhältnis der Stadt zu seinem einstigen Musikdirektor animieren.
Denn der gerade mal 24-jährige Mendelssohn hatte ab 1833 innerhalb von nur zwei Jahren das Musikleben der Stadt völlig neu organisiert und dabei Strukturen geschaffen, die immer noch existieren, betont Prof. Bernd Kortländer vom Düsseldorfer Heine-Institut:
"Was heute auf vielen verschiedenen Schultern ruht, hat Mendelssohn alles alleine gemacht: vom Opernhaus über die Symphoniekonzerte bis zur Kirchenmusik war er eigentlich für das gesamte musikalische Leben dieser Stadt verantwortlich."
Mit großem Sachverstand und schier unerschöpflichem Elan:
"Er ist 'rumgefahren, hat Noten gesucht, damit er ordentliche Musik überhaupt spielen konnte, ist er in Archive gegangen, hat sich… Händelschen Oratorien, hat sich die Beethovenschen Sinfonien, die häufig ja nur verstümmelt gespielt wurden, 'rausgesucht. Also wirklich Basisarbeit."
Felix Mendelssohn, - der Publikumsmagnet der Niederrheinischen Musikfeste in den 1830er-Jahren und äußerst beliebter Musikdirektor: Auch in den nächsten Jahren als Kapellmeister des Leipziger Gewandhausorchesters war er stets in Düsseldorf willkommen und leitete noch etliche Niederrheinische Musikfeste.
Bernd Kortländer: "Und nach seinem Tod wird eigentlich sein Andenken hier in Düsseldorf immer weiter gepflegt. Und das Ganze mündet dann ein in eine Initiative am Ende des Jahrhunderts, ihm ein Denkmal zu setzen in Erinnerung an seine Arbeit als Musikdirektor in Düsseldorf."
Wobei sein Nachruhm auch im Rheinland schon ab 1850 durch Richard Wagners antisemitische Schrift ”Das Judentum in der Musik" zunehmend überschattet wurde.
Bernd Kortländer: "Wo Mendelssohn als der typisch jüdische Komponist dargestellt wird, der eben nicht in der Lage ist, das Deutsche zu verstehen. Und die da generierten Vorurteile gegen Mendelssohn, Mendelssohn sei eben seicht und ein Salonmusiker und typisch: Ihm fehlt die Tiefe und all die Dinge, die sich mit dem Deutschen verbanden, diese Vorurteile waren virulent, gerade in so deutsch-nationalen Kreisen und antisemitischen Kreisen, die es auch hier in Düsseldorf durchaus in großer Zahl gab, wie man weiß auch aus der Diskussion um die Heine-Ehrungen."
Dennoch finanzierten Düsseldorfer Bürger ein Doppeldenkmal: für Felix Mendelssohn - und für Karl Immermann, der 1834 mit seinem Konzept einer ”Musterbühne" das Düsseldorfer Stadttheater reformieren wollte, mit diesem Projekt allerdings bereits ein Jahr später scheiterte.
1901 wurden beide Denkmäler vor dem Stadttheater feierlich enthüllt. Ein Festredner und eine Tageszeitung zeichneten von Mendelssohn freilich kein sonderlich sympathisches Bild. Von einem - so wörtlich - ”verwöhnten Liebling des Musen" war zu hören, ”weich, geschmeidig, von eleganter Gestalt", ”aber ohne männliche Ausdauer und Durchsetzungskraft".
Dieses gebrochene Verhältnis zu Mendelssohn wirkt bis heute latent nach, verstärkt noch durch die Nazis, die sein Denkmal 1936 entfernen und es 1940 einschmelzen ließen. Fortan wurden Werke von Schumann statt die von Mendelssohn gespielt, - auch nach 1945 noch lange Zeit.
Bernd Kortländer: "Schumann wurde der lokale Held und Mendelssohn wurde vergessen."
Bis zu seinem 200. Geburtstag im Jahr 2009, den Bernd Kortländer zum Anlass nahm, im Heine-Institut Mendelssohns Wirken und seine Bedeutung für Düsseldorf zu erforschen und die Ergebnisse in einer Ausstellung zu präsentieren. Von da an ging das Projekt ”Ein Denkmal für Mendelsohn" zügig voran. Ein Förderverein wurde gegründet und ist nun stolz darauf, das Mendelssohn-Denkmal durch private Spenden aus der Bevölkerung finanziert zu haben.
Programmatisch dann die Musik zum Ausklang der Denkmals-Enthüllung: gespielt wurde die für Bläser eingerichtete Chorszene ”Wer bis an das Ende beharrt" aus Mendelssohns Oratorium ”Elias".
Bernd Kortländer; "Es ist in erster Linie eine Ehrung des Musikers, aber nicht nur, es ist auch eine Erinnerung an die Geschichte des Denkmals. Es hat jetzt diesen Mehr-Wert drin, dass es gleichzeitig ein Mahnmal ist gegen den barbarischen Umgang mit unserer Tradition, gegen Zerstörung von Kultur und gegen Antisemitismus."
Und es soll natürlich auch dazu beitragen, dass die Werke von Mendelssohn verstärkt wieder in Konzertprogramme aufgenommen werden. Auch bei Kulturveranstaltungen jüdischer Gemeinden, betont Herbert Rubinstein. Und da tue mitunter noch etwas Überzeugungsarbeit not:
"Natürlich gibt es kleine Probleme, dass Mendelssohn konvertiert ist. Aber, das ist an sich, für mich als Rubinstein, überhaupt kein Kriterium, um Mendelssohn nicht als Teil der internationalen Menschheit zu sehen."