General Francos Leiche soll umgebettet werden
Spaniens Regierung will die Gebeine des einstigen faschistischen Machthabers Francisco Franco umbetten. Die meisten Spanier sähen das völlig entspannt, sagt Madrid-Korrespondent Marc Dugge, aber die Vergangenheitsbewältigung sei bisher ausgeblieben.
Die sozialistische Regierung in Spanien will die Gebeine des Faschistischen Präsidenten (1892-1975) bald umbetten. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez sprach sich im Parlament in Madrid dafür aus, stattdessen eine Gedenkstätte für die Opfer der Franco-Diktatur zu errichten. Die Regierung wollte die Aktion bereits im Juli durchführen, aber es gibt noch rechtliche Fragen zu klären. Das Mausoleum nahe Madrid dient Rechtsextremen als Pilgerstätte.
Geringe Proteste
"Es ist auf keinen Fall so, dass wir in Spanien eine ganz große Gegnerschaft gegen die Pläne haben", sagte Spanien-Korrespondent Marc Dugge im Deutschlandfunk Kultur. Es habe zwar Demonstrationen von einigen hundert oder einigen tausend Demonstranten gegen die Umbettung gegeben. Aber: "Es ist nicht so, dass wir hier noch sehr viele Francisten haben."
Dugge erinnerte daran, dass Spanien sich nach dem Tod Francos 1975 eine demokratische Struktur und Verfassung gegeben habe. "Der Preis dafür war eine Amnestie." Beide politischen Lager hätten damals beschlossen über die Vergangenheit erst einmal einen Mantel des Schweigens zu hüllen und sich nicht etwa der juristischen Aufarbeitung zu widmen. Das sei der Preis dafür gewesen, dass Spanien demokratisch wurde und bald der EU beitrat.
Immer noch Massengräber
"In diesen letzten 40 Jahren ist tatsächlich in Richtung Aufarbeitung ganz wenig passiert", sagte der Journalist. Deshalb gebe es in Spanien bis heute sehr viele Massengräber, selbst entlang von Bundesstraßen. Es seien immer noch Menschen verscharrt, deren sterbliche Überreste noch nicht ordentlich bestattet seien. Das sei für viele Spanier immer noch ein großes Problem. Aber die Lagerbildung der damaligen Zeit habe sich inzwischen ein wenig aufgelöst. Vielleicht schaffe es Sánchez jetzt, den Leichnam des früheren Diktators tatsächlich umbetten zu lassen. Was stattdessen an gleicher Stelle folgen soll, sei noch offen und in der Debatte.