1 (-) Garry Disher: "Kaltes Licht"
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Unionsverlag, Berlin 2019
314 Seiten, 22 Euro
Der ehemalige Polizist Alan Auhl gibt im Krimi "Kaltes Licht", was er geben kann - in fast allen Belangen.© Unionsverlag / Deutschlandradio
Melbourne. Nach fünf Jahren Langeweile als Pensionär ist Alan Auhl zurück im Polizeidienst. Mit der Lässigkeit der Erfahrung lotet er die Grenzen des Gesetzes aus, packt zu, wo Solidarität fehlt. Heiteres Lob eines coolen Alten, der menschliche Bosheit stellt, wie immer sie getarnt sei. Brillant.
2 (2) Friedrich Ani: "All die unbewohnten Zimmer"
Suhrkamp, Berlin 2019
495 Seiten, 22 Euro
Cover: Friedrich Ani "All die unbewohnten Zimmer"© Suhrkamp Verlag
München. Die Augenzeugen stumm, die Täter glauben sich im Recht, die besorgten Rassisten bereiten den nächsten Schritt vor. Zwei tote Polizisten, verdächtigte Flüchtlingskinder, da braucht es alle Ermittler: Tabor Süden, Polonius Fischer, Jakob Franck, neu Fariza Nasri. Der Irrsinn nimmt zu, Ani hält dagegen.
3 (-) Max Annas: "Morduntersuchungskommission"
Rowohlt, Hamburg 2019
346 Seiten, 20 Euro
Ein Mord im Bezirk Gera steht im Mittelpunkt von "Morduntersuchungskommission" von Max Annas.© Rowohlt / Deutschlandradio
DDR, 1983. Ermittlungen im geschlossenen System. An der Bahnstrecke zwischen Jena und Saalfeld liegt der Leichnam eines afrikanischen Vertragsarbeiters, zerfetzt, geköpft. Otto Castorp, MUK Gera, lässt nicht los, trotz politischen Ermittlungsverbots. Und entdeckt, was es in DDR nicht geben kann: Nazis.
4 (-) Nicholas Searle: "Der Sprengsatz"
Aus dem Englischen von Jan Schönherr.
Kindler, Hamburg 2019
304 Seiten, 20 Euro
Wer einem V-Mann traut, ist nicht gut beraten: Nicholas Searle zeigt das in "Der Sprengsatz".© Kindler / Deutschlandradio
Nordengland. Einmal hat Jake Winter einem V-Mann getraut: 63 Tote hat der in die Luft gesprengt. Beim zweiten Mal soll es anders laufen. Doch während Jake Muster islamistischer Verschwörung analysiert, übersieht er, dass ihm selbst die Rolle des Sündenbocks zugedacht ist.
5 (3) Liza Cody: "Ballade einer vergessenen Toten"
Aus dem Englischen von Martin Grundmann
Ariadne im Argument-Verlag, Hamburg 2019
416 Seiten, 22 Euro
Cover: Liza Cody "Ballade einer vergessenen Toten"© Ariadne im Argument Verlag
London, Las Vegas, 80er-Jahre, heute. Elly, absolutes Gehör, Komponistin für die halbe Popwelt, mit 15 bestialisch ermordet. Amy rekonstruiert ihre Geschichte: kindliches Genie in wahnwitziger Musikindustrie. Egoistische Schwestern, bizarre Mütter, scheinmächtige Kerle. Faszinierend.
Lesen Sie hier eine ausführliche
Besprechung.
6 (7) Georges Simenon: "Maigret im Haus der Unruhe"
Aus dem Französischen von Thomas Bodmer
Kampa, Zürich 2019
220 Seiten, 16,90 Euro
Cover: Georges Simenon "Maigret im Haus der Unruhe" © Kampa
Paris. Kommissar Maigrets allererster Fall, noch von einem "Georges Sim" verfasst, erstmals auf Deutsch. Nächtens gesteht eine junge Frau einen Mord, als Maigret sich umdreht, ist sie verschwunden. Bebend vor Geduld belagert Maigret eine Familie in ihrem Wahn, bis die Wahrheit aufbricht.
7 (-) Adrian McKinty: "Cold Water"
Aus dem Englischen von Peter Torberg.
Suhrkamp, Berlin 2019
378 Seiten, 15,95 Euro
Adrian McKinty legt mit "Cold Water" einen neuen Band der Duffy-Reihe vor.© Suhrkamp / Deutschlandradio
Carrickfergus, Stanraer 1990. Frau und Kind sind schon in Schottland, Duffy arbeitet an seinem letzten Fall. Er will das Verschwinden eines 15-jähriges Travellermädchens aufklären – verdächtig sind Männer der Oberschicht. Doch so sozialpathetisch geht es nicht aus. Komplex, schlau: die Duffy-Serie.
8 (-) Tawni O’Dell: "Wenn Engel brennen"
Aus dem Englischen von Daisy Dunkel.
Ariadne im Argument-Verlag, Hamburg 2019
350 Seiten, 21 Euro
Tawni O’Dell lässt in "Wenn Engel brennen" das Matriarchat ganz praktisch werden.© Ariadne / Deutschlandradio
Pennsylvania. Leicht mit Problemen umgehen kann Chief Carnahan. Seien es verschreckte Mütter, renitente Redneck-Familien oder Mädchen, die in brennenden Minen stecken. Hat sie doch selbst ihr Gewaltpotenzial nicht immer kontrolliert. Feministisch, realistisch: Matriarchat kann Elend verschärfen.
9 (5) Mike Nicol: "Sleeper"
Aus dem Englischen von Mechthild Barth.
btb, München 2019
512 Seiten, 10 Euro
Cover Mike Nicol "Sleeper"© Verlag btb
Kapstadt. HEU, waffenfähiges Uran, ist es, was ISIS, die Iraner, die Amerikaner, die Chinesen, die Russen wollen. Und die Südafrikaner verkaufen es gerne, illegal. Glimmender Hintergrund, vor dem all die schlafenden Geheimdiensthunde erwachen und Fish Pescado und Vicky Kahn um ihr Leben kämpfen.
10 (-) George Pelecanos: "Prisoners"
Aus dem Englischen von Karen Witthuhn.
Ars Vivendi, Cadolzburg 2019
230 Seiten, 18 Euro
Raus aus dem Knast, rein ins nächste Schlamassel: Mit einem Polizisten an der Seite ist keine Resozialisierung möglich.© Ars Vivendi / Deutschlandradio
Washington, D.C. Michael Hudson, Leseratte dank Knastbibliothek, glaubt an ein besseres Leben. Privatdetektiv Ornazian lotst ihn raus. Dafür soll Michael die Fluchtwagen steuern, wenn er und sein Kumpel Ward Kriminelle ausnehmen. Mann auf der Kante unter Dealern, Neonazis und Überlebenskämpfern.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
Andreas Ammer, "Druckfrisch", BR
Gunter Blank, "Rolling Stone"
Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Polar Noir"
Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
Marcus Müntefering, "Spiegel Online"
Ulrich Noller, Deutschlandfunk Kultur, Deutschlandfunk, SWR, WDR
Frank Rumpel, SWR
Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, "Der Standard"
Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"