Popextravaganz und Kultband
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Seit über 40 Jahren sind die Sparks im Musikgeschäft. Dennoch gelten sie immer noch als Geheimtipp. Vor 25 Jahren jedoch landeten sie mit dem Album "Gratuitous Sax & Senseless Violins" in Deutschland einen Hit. Wie relevant ist ihre Musik heute noch?
Raffiniert, kitschig und bombastisch: "This Town Ain’t Big Enough For Both of Us", der erste Hit der US-amerikanischen Band Sparks aus dem Jahr 1974. Platz 2 in den britischen Charts, ein wichtiger Song für die Glamrock-Ära und ein wichtiger Song für die beiden Brüder Ron und Russell Mael, die Gründer der Sparks.
Berufsmusiker, weil eins zum anderen kam
Geboren und aufgewachsen in Los Angeles, haben sie sich schon früh eher für britische Sounds und Mode interessiert als für die introvertierten amerikanischen Folkies und Singer-Songwriter. Aber selbst Musiker zu werden – das hatten sie gar nicht vor, erinnert sich der mittlerweile 74-jährige Ron Mael:
"Wir haben nie Musik studiert und das sollte auch nie unser Beruf werden. Russell hat irgendwas mit Film studiert – wohin das auch immer führen sollte – und ich habe Grafikdesign studiert. Musik war nur ein Hobby, aber irgendwann kam dann eins zum anderen."
Mehr als 20 Alben haben die Sparks seit ihrer Gründung veröffentlicht. Die wichtigsten Songs der beiden und einige rare Aufnahmen sind jetzt zu hören auf der Compilation "Past Tense – the Best of Sparks": von der ersten Demoaufnahme bis zum aktuell letzten Album "Hippopotamus" aus dem Jahr 2017. Die Vielfalt ist beeindruckend: Glamrock, New Wave, Synthiepop, Neoklassik, Oper – es gibt kaum ein Genre, an dem sich die Sparks nicht versucht haben.
"Wir achten sehr darauf, im Lauf der Jahre nicht milder oder nachlässiger zu werden, wenn es um neue Ideen geht", sagt Ron Mael. "Wir wollen noch provokativer und aggressiver sein gegenüber diesem Stereotyp einer alten und altbekannten Band – ich finde, alle sollten das so machen."
Hit in Deutschland in den 90ern
Wenn das Best-of-Album "Past Tense" ein Geschenk an die Fans ist, vor allem an die, die das ganze Schaffen der Sparks entdecken wollen, dann ist die zweite Veröffentlichung ein Geschenk an die Band selbst: Vor 25 Jahren ist ihr Album "Gratuitous Sax & Senseless Violins" erschienen.
Zum Jubiläum erscheint es jetzt in neu gemasterter Version, mit Remixen und B-Seiten und vor allem mit den Songs, die es damals nicht auf das Album geschafft haben.
Das Album "Gratuitous Sax & Senseless Violins" hat den Sparks vor allem in Deutschland eine goldene Zeit beschert. Die Hitsingle "When Do I Get To Sing 'My Way'", eine Mischung aus Eurodance und Technopop – genau das wollten die Menschen Mitte der 90er-Jahre hier hören. Heute klingt das gesamte Album allerdings ziemlich anstrengend – elektronische Tanzmusik hat sich zum Glück weiter entwickelt.
Die Sparks erinnern sich trotzdem gern an ihren Erfolg in Deutschland, sagt der 71-jährige Sänger Russell Mael: "Wir sind immer noch fasziniert vom Erfolg von 'When Do I Get ...' in Deutschland. Ja, es ist elektronisch und tanzbar, aber trotzdem klingt es international. Wir wissen nicht, warum das in Deutschland so gezündet hat. Aber wir sind dankbar, denn so haben wir 1994 neue Fans gewonnen, die dachten, Sparks wäre eine neue Band – dabei hatten wir damals schon eine 20-jährige Geschichte."
Gleich drei Neuerscheinungen im Jahr 2020
Die Geschichte der Sparks wird fortgeschrieben: Im kommenden Jahr erscheinen ein neues Studioalbum, ein Dokumentarfilm über sie und ein Filmmusical, für das sie die komplette Story und die Musik geschrieben haben.
Wer sich darauf vorbereiten will und jetzt schon in die bunte musikalische Welt der Mael-Brüder eintauchen möchte, ist mit der neuen Compilation "Past Tense" gut beraten. Die Jubiläumsausgabe von "Gratuitous Sax & Senseless Violins" ist eher etwas für Fans, die wirklich alles der Sparks haben müssen – und für Freunde von Neunziger-Jahre-Technopop.