Mit Andres Veiel durch Stuttgart
Ob "Black Box BRD" oder "Wer wenn nicht wir" - Andres Veiels Filme und Theaterstücke verbinden stets Kunst und politisches Engagement. Politisiert habe ihn das Staatstheater Stuttgart, sagt er - und natürlich der RAF-Prozess in Stuttgart-Stammheim.
Mit fast 60 Jahren steht Andres Veiel vor einer großen Herausforderung: Er muss endlich sein Jugendzimmer ausräumen. Sein Bruder geht in den Ruhestand und möchte wieder zurück ins elterliche Wohnhaus in Stuttgart-Möhringen.
Was der Regisseur von "Black Box BRD" hier finden wird? "So genau weiß ich das auch nicht, wahrscheinlich wird ein alter Artikel aus der Schülerzeitung in den Regalen liegen." Dafür bekam Veiel reichlich Ärger. Denn statt in die Schule fuhr er nach Stuttgart-Stammheim und berichtete über den Prozess gegen die RAF-Anführer. Die Geschichte der Roten Armee Fraktion beschäftigt Veiel bis heute, war auch Thema seines Spielfilmdebüts "Wer wenn nicht wir" mit August Diehl in der Hauptrolle.
Hier wurde Andres Veiel politisiert
In Stuttgart-Möhringen mit "seiner Vorstadtwelt, seinen Carports und den auf einen Meter gestutzten Ligusterhecken" wurde es dem heutigen Filmemacher bald zu eng. Mit den Eltern - der Vater war ein ehemaliger Weltkriegsoffizier - gab es häufig Streit. Anfang der 80er-Jahre floh Andres Veiel nach Westberlin, studierte Psychologie und machte erste Regieerfahrungen.
Nach Stuttgart-Möhringen kommt er aber immer wieder zurück: 1996 zum Beispiel, für seinen Film "Die Überlebenden" - ein Porträt seiner Klassenkameraden, von denen sich drei nach der Schulzeit umbrachten. Und auch jetzt reist er wieder in seine Heimatstadt. Denn da ist ja die Sache mit seinem alten Jugendzimmer. Das möchte Veiel dem Deutschlandfunk Kultur unbedingt zeigen, und auch den Ort seiner Politisierung, das Staatstheater Stuttgart.