Die Musik der Sendung:
1. Hans Zimmer, "Leaving Wallbrook"
2. Hoelderlin, "Schwebebahn"
3. Victor Jara, "Ni chicha ni limona"
4. Red Hot Chilli Peppers "Under the Bridge"
Mit unserem Intendanten Stefan Raue durch Wuppertal
41:14 Minuten
In der letzten Ausgabe der Reihe "Deutschlandrundfahrt" zeigt Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue sein Wuppertal. Hier jobbte der spätere Fernsehredakteur einst als Taxifahrer und mangels Schauspieltalent durfte er nur Kulissen bauen.
Seit zwei Jahren ist Stefan Raue nun Intendant des Deutschlandradios. Bevor er zum Deutschlandradio kam, standen Nachrichten und das aktuelle Zeitgeschehen im Mittelpunkt seines beruflichen Wirkens bei ZDF, Deutscher Welle oder beim MDR.
Stefan Raue suchte hier nicht die öffentliche Bühne, sondern wirkte im Hintergrund als Redakteur, Redaktionsleiter oder Chefredakteur. Seine ersten journalistischen Erfahrungen sammelte er in den 1980er-Jahren als Reporter beim WDR. Noch davor gründete er am Wuppertaler Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium eine Schülerzeitung.
Stefan Raue wuchs mit zwei Geschwistern in Wuppertal-Elberfeld auf. Sein Elternhaus grenzt an das Villenviertel Brill. Im Gegensatz zu den zahlreichen alten Villen der Umgebung wurde das Haus der Familie Raue genau wie das danebenliegende Bürogebäude in den 1970er-Jahren gebaut.
Mit seinem Bruder teilte sich Stefan Raue ein Zimmer, was nicht immer harmonisch verlief, wie er verrät. Raues Vater war Oberamtsrat bei der Bauberufsgenossenschaft, die ihren Verwaltungssitz im Gebäude nebenann hatte. Doch weil alle Angestellten aus ihren Bürofenstern direkt in den Garten des Chefs blickten, konnte Familie Raue den Garten nur nach Feierabend und am Wochenende nutzen.
Mit Gisela Steinhauer macht Stefan Raue sich auf und geht noch einmal seinen alten Schulweg von seinem Elternhaus zum Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium.
Das Villenviertel Brill besteht aus etwa 250 unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden. Viele dieser herrschaftlichen Paläste gehörten früher Wuppertaler Industriellen. Die Straßen, durch die Stefan Raue als Kind zur Schule ging, tragen die Namen zumeist preußischer Offiziere: Roon, Goeben oder Moltke.
An der Nützenfelder Straße ändert sich das Stadtbild. Die Talsohle ist fast erreicht und der ehemalige Schulweg führt zu Wuppertals Vorzeigeecke, dem Luisenviertel. Alte Gassen, kleine Boutiquen und zahlreiche Kneipen warten hier auf Besucher. Raue war oft hier, vor allem als er während des Studiums sein Geld als Taxifahrer verdiente.
Raue besuchte in Wuppertal das mitten in der Stadt gelegene Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium. Die Schule kann ihre Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals lag der wirtschaftliche Schwerpunkt Wuppertals auf der Verarbeitung von Garnen und deren Färbung. Später siedelten sich Elektroindustrie sowie Chemie-, Farben- und Pharmaunternehmen an.
Die Stadt an der Wupper als Industriestadt zu bezeichnen, wäre aber nur die halbe Wahrheit, denn auch das renommierte Von-der-Heydt-Museum ist hier zu Hause sowie das Opernhaus mit dem weltweit bekannten Tanztheater Pina Bausch.
Auf seinem Schulweg überquerte Stefan Raue auch die Wupper. Er erinnert sich an Tage, an denen er am Wupperwasser sehen konnte, welche Farben in den Textilfabriken verarbeitet wurden. "Das hat sich heute zum Glück geändert", sagt er.
Am Ende ein Aufbruch zu etwas Neuem
Am Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium endet der Spaziergang mit dem Intendanten des Deutschlandradios. Hier verrät Stefan Raue noch, dass er unbedingt in die Theater-AG wollte. Sein Lehrer attestierte ihm aber, er habe kein schauspielerisches Talent und er könne ihn nur zum Kulissenbauen gebrauchen.
Mit diesem Spaziergang endet nach 19 Jahren und 1254 Ausgaben die Sendereihe "Deutschlandrundfahrt" im Deutschlandfunk Kultur. Am nächsten Sonntag beginnt die neue Sendung "Plus Eins".