"War das nötig?"
Die "FAZ" kritisiert, dass SPD-Chef Sigmar Gabriel an einem Gespräch mit Pegida-Anhängern in Dresden teilgenommen hat. Auch wenn er betont, als Privatmann gehandelt zu haben, habe er doch kalkuliert um die Gunst des Publikums geworben, so die "FAZ".
"Hunderte Bolivianer haben am Samstag in der Hauptstadt La Paz die Rückgabe einer 2000 Jahre alten Götterstatue an ihr Land gefeiert." Das teilt uns die Tageszeitung DIE WELT mit. "Bewohner des Andenstaates zogen durch die Straßen, tanzten und warfen Blumen in die Luft." So fröhlich kann Religion sein.
"Das Historische Museum in Bern hatte die 15,5 Zentimeter große Statuette von Ekeko, dem Gott des Wohlstands, kürzlich zurück nach Bolivien geschickt." Von da hatte sie einst ein Eidgenosse aus den Anden in die Alpen geholt. "Der Schweizer Forscher Johann Jakob von Tschudi hatte die Statue angeblich 1858 gegen ein Glas Cognac getauscht." So unkompliziert kann Religion sein.
"Das Londoner Victoria & Albert Museum", erfahren wir aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, "hat eine bildliche Darstellung des Propheten Mohammed aus seiner Online-Datenbank entfernt." So kompliziert kann Religion sein. "Das Museum ließ wissen, diese Maßnahme basiere auf einer Entscheidung des hauseigenen Sicherheits-Teams." So traurig kann Religion sein.
"Man fasst es nicht."
"Frankreich wäre nicht Frankreich ohne Juden, aber man mag boshaft hinzufügen: Es wäre auch nicht Frankreich ohne seine Antisemiten." Das lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. "Die meisten Juden, die heute in Frankreich leben, haben ihre Wurzeln weder im Elsass noch in Lothringen, noch in Bordeaux oder Avignon. Sie sind die Nachkommen von jenen Juden, die in den sechziger Jahren aus Nordafrika eingewandert waren", schreibt der Münchner Historiker Michael Brenner.
"Somit sind sie die ehemaligen Nachbarn der Muslime, von denen sie sich heute bedroht fühlen. Ihre Lage ist kompliziert. Sie wird zweifellos durch die Ausstrahlung des Nahostkonflikts nach Europa geprägt." Es gab mal Zeiten, da lebten Juden unter muslimischer Herrschaft auf der iberischen Halbinsel und es gab da Kalifen, die respektierten die Juden und ihre Religion. Das waren Zeiten von großer kultureller Blüte im Abendland.
"Was hat der SPD-Chef bei den Dresdner Demonstranten gegen die Islamisierung des Abendlandes verloren?", fragt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, nachdem Vizekanzler Sigmar Gabriel am Freitag an einem Gespräch mit Pegida-Anhängern in der Dresdner Landeszentrale für politische Bildung teilnahm – als Privatmann, wie er betonte.
"Was hat der Privatmann erreicht?", fragt Christian Geyer. Er würde "der Politik" raten, so der SPD-Chef in Pegida-Bierlaune, "nicht zu glauben, dass die Elitendialoge, die wir in der Politik und in der Wirtschaft führen, dass die identisch sind mit dem Alltagsdialog von Menschen". Christian Geyer: "War das nötig? Pauschale Systemkritik zu üben, um für einen effektvoll kalkulierten Moment die Gunst des Pegida-Publikums zu gewinnen?" Bilanz zu "Gabriels Pegida-Sprechstunde": "Man fasst es nicht."
"Nachschulung in Bibelfestigkeit"
Und damit wieder zur Religion. "In der Zeitung 'Jyllands-Posten' outete sich der Kopenhagener Pastor Per Ramsdal ausgerechnet in der Weihnachtsausgabe als großer Skeptiker", steht in der WELT. "Wenn er bei Beerdigungen über das Wiedersehen im Jenseits predige und vom ewigen Leben spreche, dann sei das für ihn 'so etwas wie eine Notlüge'." Und das in einem Land mit 80 Prozent evangelischen Bürgern und dem Luthertum als Staatsreligion.
Pastor Ramsdal wurde denn auch zu seinem Vorgesetzten, dem Bischof von Kopenhagen, bestellt. "Er nahm jetzt seine Äußerungen zurück und entschuldigte sich bei den Gläubigen. Trotzdem muss er noch ein halbes Jahr zu einer Nachschulung in Bibelfestigkeit", schreibt Dirk Schümer und erinnert an den berühmtesten Dänen aller Zeiten: "Glauben oder nicht glauben? Das ist die Frage, auf die einst Dänenprinz Hamlet antwortete: Sowohl – als auch!"
Der Rest ist Schweigen.