Mit über 100 im Wahlkampfmodus
Luise Nordhold trat 1931 in die SPD ein. Auch mit über 100 Jahren ist sie kämpferisch – und steht voll hinter Kanzlerkandidat Martin Schulz: Wahlkampf macht sie mit Interviews. Um auf dem Laufenden zu bleiben, hat sie eine Strategie entwickelt.
Luise Nordhold ist eine Zeugin des Jahrhunderts. Noch zur Kaiserzeit wurde sie in eine klassenbewusste Bremer Arbeiterfamilie geboren, 1931 trat sie in die SPD ein und setzte sich Zeit ihres Lebens für Freundschaft, Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Am 12. März ist sie 100 geworden.
Als ältestes Mitglied der SPD empfindet sie eine Verantwortung für ihre Partei. Wahlkampf macht sie inzwischen mit Interviews, die sie gibt – aber sie ermahnt auch ihre Genossen, die sozialdemokratischen Werte nicht zu vergessen.
Gefeiert in der Talkshow
Sie ist ein Star – nicht nur in ihrer SPD. Bei der Talkshow drei nach 9 wurde sie gefeiert wie ein Hollywood-Star. Eine 100–Jährige mit wachem Verstand ist schon ein Ereignis, eine, die seit 86 Jahren Sozialdemokratin ist, erst recht.
Zu Hause im Norden von Bremen geht es etwas beschaulicher zu. Der mittlerweile auch schon 78- jährige Sohn und die Schwiegertochter wohnen direkt nebenan und kümmern sich.
"Bis vor dreieinhalb Jahren bin ich ja noch regelmässig Schwimmen gegangen."
"Bis vor dreieinhalb Jahren bin ich ja noch regelmässig Schwimmen gegangen."
Trotz Augenschwäche bestens informiert
Zweimal am Tag kommt eine Pflegerin – die Augen funktionieren nicht mehr so gut und die Ohren auch nicht – aber der Geist – und das Gedächtnis – die sind topfit. Sie weiß, was los ist in der Welt – und der Politik.
"Ja, mich interessiert das ja auch alles, ich bin auch noch so neugierig. Ich möchte auch noch alles wissen."
Deswegen hat Luise Nordhold eine Strategie entwickelt. Morgens, wenn die Augen noch ausgeruht sind, liest sie die Schlagzeilen der Zeitung.
"Und merke mir, was ich denn wissen möchte oder auch muss und höre mir das über Radio oder aus dem Fernsehen an."
Und den Rest lässt sie sich von ihrem Sohn erklären. Der ist auch Sozialdemokrat.
"Also der regelt alles, Gott sei Dank."
Der hat ihr auch erklärt, wer eigentlich dieser Martin Schulz ist.
"Jetzt hab ich mich informiert."
"Ja, mich interessiert das ja auch alles, ich bin auch noch so neugierig. Ich möchte auch noch alles wissen."
Deswegen hat Luise Nordhold eine Strategie entwickelt. Morgens, wenn die Augen noch ausgeruht sind, liest sie die Schlagzeilen der Zeitung.
"Und merke mir, was ich denn wissen möchte oder auch muss und höre mir das über Radio oder aus dem Fernsehen an."
Und den Rest lässt sie sich von ihrem Sohn erklären. Der ist auch Sozialdemokrat.
"Also der regelt alles, Gott sei Dank."
Der hat ihr auch erklärt, wer eigentlich dieser Martin Schulz ist.
"Jetzt hab ich mich informiert."
Urteil über Martin Schulz steht
Abgewogen und beschlossen, dass er wohl der Richtige für die SPD ist.
"Seine Reden gefallen mir gut und wenn er das durchsetzt, was er sich vorgenommen hat, auch sich jetzt noch mit keiner Partei bindet, ja, ich hab so das Gefühl, dass er sich doch wohl für die kleinen Leute einsetzt, er selber hat auch kein Abitur."
Luise Nordhold auch nicht. Dabei hätte sie gerne studiert. Aber ihre Eltern hatten das Geld nicht dafür. Also hat sie gearbeitet. Fünf Stunden für eine Mark.
"Ich hab geputzt, ich war in einem Kaffeeversandgeschäft als Packerin, im Krieg war ich dann Registraturschreiberin."
Bis sie zum Schluss Fachlehrerin wurde:
"Textiles Gestalten und Musik."
"Seine Reden gefallen mir gut und wenn er das durchsetzt, was er sich vorgenommen hat, auch sich jetzt noch mit keiner Partei bindet, ja, ich hab so das Gefühl, dass er sich doch wohl für die kleinen Leute einsetzt, er selber hat auch kein Abitur."
Luise Nordhold auch nicht. Dabei hätte sie gerne studiert. Aber ihre Eltern hatten das Geld nicht dafür. Also hat sie gearbeitet. Fünf Stunden für eine Mark.
"Ich hab geputzt, ich war in einem Kaffeeversandgeschäft als Packerin, im Krieg war ich dann Registraturschreiberin."
Bis sie zum Schluss Fachlehrerin wurde:
"Textiles Gestalten und Musik."
Gerührt bei der Ehrung
Und sie war immer für die Sozialdemokraten unterwegs. Dafür wurde sie mehrfach geehrt.
"Während der Ehrung hab ich geweint, wie Sigmar Gabriel mich ehrte, eben als ältestes Mitglied, aktiv gewesen als Kommunalpolitikerin, keine große Politikerin, und wenn dann so 1500 Leute aufstehen und beklatschen das, die ganzen schweren Jahre, die liefen mir wie so ein Film, liefen die mir runter und da konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten."
Peinlich war ihr das!
"Und in jeder Zeitung hat das gestanden, dass ich geweint habe."
"Während der Ehrung hab ich geweint, wie Sigmar Gabriel mich ehrte, eben als ältestes Mitglied, aktiv gewesen als Kommunalpolitikerin, keine große Politikerin, und wenn dann so 1500 Leute aufstehen und beklatschen das, die ganzen schweren Jahre, die liefen mir wie so ein Film, liefen die mir runter und da konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten."
Peinlich war ihr das!
"Und in jeder Zeitung hat das gestanden, dass ich geweint habe."
Das kleinere Übel
Aber will man es ihr verübeln – Erinnerungen an ein 100-jähriges Leben? Erinnerungen an Verfolgung, Krieg, Hunger? Niederlagen?
Als Giovanni di Lorenzo in der Talkshow Luise Nordhold gefragt hat, wie sie es geschafft hat, das älteste SPD-Mitglied zu werden, da hat sie geantwortet, sie sei halt noch nicht gestorben. Aber eigentlich meinte er ja, ob sie nie daran gedacht habe, die Partei zu verlassen. Sie, die sich dem linken Flügel zuordnet, hätte allen Grund gehabt in den letzten Jahren.
"Ich denke, was mir an der Partei nicht gefällt, da kann ich nur innerhalb der Partei was machen, aber nicht, wenn ich außerhalb der Partei bin."
Aber sie sagt auch:
"Ich sehe die SPD als das kleinere Übel an grob gesagt – ja."
Das ist hart - Was gefällt ihr denn nicht?
"Dass sie die Kontakte zu den kleinen Leuten verloren hatte."
Hatte?
"Ja - jetzt besinnen sie sich wohl."
Als Giovanni di Lorenzo in der Talkshow Luise Nordhold gefragt hat, wie sie es geschafft hat, das älteste SPD-Mitglied zu werden, da hat sie geantwortet, sie sei halt noch nicht gestorben. Aber eigentlich meinte er ja, ob sie nie daran gedacht habe, die Partei zu verlassen. Sie, die sich dem linken Flügel zuordnet, hätte allen Grund gehabt in den letzten Jahren.
"Ich denke, was mir an der Partei nicht gefällt, da kann ich nur innerhalb der Partei was machen, aber nicht, wenn ich außerhalb der Partei bin."
Aber sie sagt auch:
"Ich sehe die SPD als das kleinere Übel an grob gesagt – ja."
Das ist hart - Was gefällt ihr denn nicht?
"Dass sie die Kontakte zu den kleinen Leuten verloren hatte."
Hatte?
"Ja - jetzt besinnen sie sich wohl."
Voll hinter Schulzes Frauenpolitik
Malu Dreyer findet sie gut und Hannelore Kraft, Egon Bahr und Willy Brandt sowieso, Gerhard Schröder und Helmut Schmidt hat sie kritisiert – zu konservativ und wirtschaftsfreundlich. Vielleicht sollte Martin Schulz Luise Nordhold in sein Kompetenz-Team holen – seine Frauenpolitik zumindest unterstützt sie voll.
"Dass die Frauen dasselbe verdienen wie die Männer, wenn sie die gleiche Arbeit machen. Den Frauen muss mehr geholfen werden, wenn sie Kinder haben. Und da muss ein Ausgleich geschaffen werden, denn die alten Armen, das sind ja nur die Frauen."
Wenn man sie fragt, was sie sich wünscht – für die Zukunft, für sich – dann kommt die Antwort schnell:
"Dass endlich Frieden auf Erden ist."
Ihre Partei, sagt sie, hat immer für den Frieden gekämpft.
"Dass die AFD nicht weiter gewinnt."
"Dass die Frauen dasselbe verdienen wie die Männer, wenn sie die gleiche Arbeit machen. Den Frauen muss mehr geholfen werden, wenn sie Kinder haben. Und da muss ein Ausgleich geschaffen werden, denn die alten Armen, das sind ja nur die Frauen."
Wenn man sie fragt, was sie sich wünscht – für die Zukunft, für sich – dann kommt die Antwort schnell:
"Dass endlich Frieden auf Erden ist."
Ihre Partei, sagt sie, hat immer für den Frieden gekämpft.
"Dass die AFD nicht weiter gewinnt."
Eine Frau im Wahlkampfmodus
Luise Nordhold ist im Wahlkampfmodus.
"Ich hab aber die Kraft nicht mehr, ich kann das nicht mehr, ich würde mich voll dafür einsetzen und vor allen Dingen die Frauen aufklären, die Rechte, die wir uns erkämpft haben, dass die alle verloren gehen."
Deshalb gibt sie Interviews.
"Das mach ich jetzt als Wahlkampf, dass ich mich zur Verfügung stelle mich interviewen zu lassen."
Denn sie hat einiges zu sagen.
"Für Freundschaft, Solidarität und soziale Gerechtigkeit."
Das ist der Titel Ihres Buches – das ist ihre Botschaft.
"Ich hab aber die Kraft nicht mehr, ich kann das nicht mehr, ich würde mich voll dafür einsetzen und vor allen Dingen die Frauen aufklären, die Rechte, die wir uns erkämpft haben, dass die alle verloren gehen."
Deshalb gibt sie Interviews.
"Das mach ich jetzt als Wahlkampf, dass ich mich zur Verfügung stelle mich interviewen zu lassen."
Denn sie hat einiges zu sagen.
"Für Freundschaft, Solidarität und soziale Gerechtigkeit."
Das ist der Titel Ihres Buches – das ist ihre Botschaft.